Gwydion 03 - König Arturs Verrat
alten Mann und einem halbwüchsigen Jungen fertig.“
Gwyn riss die Augen auf. „Ihr wollt einfach die Hände in den Schoß legen?“
„Natürlich nicht“, entfuhr es Lancelot. „Aber es bedarf mehr als der Kühnheit der Jugend, um diese Sache zu einem glücklichen Ende zu bringen.“ Er hob den Zeigefinger. „Zunächst einmal musst du schweigen, auch wenn es dir schwer fallen wird. Sir Gore darf auf keinen Fall erfahren, dass wir sein kleines Geheimnis kennen.“
„Und dann?“
„Dann reisen wir ab.“ Lancelot hob die Hand, als Gwyn etwas sagen wollte. „Und kehren mit einigen Rittern wieder zurück, um die Herrin von Chulmleigh zu befreien.“
Gwyn schnaubte verächtlich. „Ein vorzüglicher Plan.“
„Herrgott noch mal“, rief Sir Lancelot und warf verzweifelt die Arme in die Luft. „Alleine werden wir nun einmal keinen Erfolg haben!“
Gwyn lächelte seinen Herrn verschmitzt an. „Wer sagt, dass wir alleine sind?“
Der Tag versprach heiß zu werden. Die Sonne war noch weit davon entfernt, den Zenit zu erreichen, und schon lag eine dunstige Schwüle über dem Land, die durch den Regen der letzten Tage genährt wurde. Lancelot und Gwyn hatten nach einem leichten Frühstück begonnen, ihre Sachen zu packen, und machten sich nun auf den Weg zum Stall, um nach den Pferden zu sehen. Sir Gore hatte den beiden an diesem Morgen Gesellschaft geleistet und im Gegensatz zur sommerlichen Stimmung waren die Höflichkeiten, die sie ausgetauscht hatten, ziemlich kühl gewesen.
Mara hatte alles für ihre bevorstehende Reise in den Norden vorbereitet und die Proviantbeutel ebenso wie die Wasserflaschen gefüllt. Nun stand sie abseits bei der Küche und beobachtete, wie die Pferde gesattelt wurden.
Gwyn, der bemerkt hatte, dass die Hofmeisterin sie nicht aus den Augen ließ, tat so, als hätte er einen Schaden am Sattel bemerkt, und ging nun hinüber zur Schmiede, wo Tom den Blasebalg betätigte.
„Junger Herr, da seid Ihr ja!“, flüsterte er aufgeregt. „War Euer Unternehmen in der letzten Nacht von Erfolg gekrönt?“
„Oh ja, das war es in der Tat. Im Turm haust tatsächlich jemand, doch ist es kein Geist, wie ihr stets befürchtet habt. Die Herrin von Chulmleigh lebt.“
Tom war von dieser Nachricht so schockiert, dass er die beiden Hebel losließ.
„Wenn du nicht willst, dass Mara etwas bemerkt, dann fahre mit deiner Arbeit fort!“, raunte ihm Gwyn zu.
„Also ist doch etwas an den Geschichten dran, die man sich erzählt. Aber warum hat sie Sir Gore all die Jahre eingesperrt?“
„Das erzähle ich dir, wenn wir Zeit dazu haben. Hör zu: Mein Herr und ich planen, sie zu befreien. Und dazu brauchen wir eure Hilfe!“
„Sagt, was können wir tun?“
„Alleine werden wir die Söldner, die in Gores Diensten stehen, nicht überwältigen können. Wir müssen einen Plan entwickeln, wie wir die Männer entwaffnen, um so euren Herrn zur Herausgabe seiner Frau zu zwingen!“
Tom starrte Gwyn entgeistert an. „Ihr wollt, dass wir einen Aufstand gegen unseren Herrn anzetteln? Darauf steht der Galgen!“
„Ihr wendet euch nicht gegen die Obrigkeit, wenn es das ist, was ihr befürchtet!“ sagte Gwyn ärgerlich. „Ihr steht noch immer unter dem Schutz von König Artur.“
Bei diesen Worten runzelte Tom die Stirn.
„Außerdem bin ich sicher, dass euch Agrippina diesen Beweis der Treue reich belohnen wird“, fuhr Gwyn fort. „Ihr seid freie Menschen, die sich gegen eine erzwungene Leibeigenschaft wehren. Was habt ihr zu verlieren?“, fragte Gwyn herausfordernd.
„Unser Leben. Was nützt uns die Freiheit, wenn wir alle tot sind“, sagte Tom ängstlich.
„Aber was ist ein Leben wert, wenn es mit Füßen getreten wird, wie das eure? Denkt an eure Kinder!“
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.
„Also gut, ich werde mit den anderen reden. Aber versprecht Euch nicht zu viel. Wer nur wenig hat, kann viel verlieren. Kommt nach Sonnenuntergang nach Chulmleigh, dann werden wir alles Weitere bereden.“
Gwyn lächelte erleichtert. „Ich danke dir, Tom.“ Er gab dem klein gewachsenen Mann einen Klaps auf die Schulter und ging zurück zum Stall.
„Und was sagt er?“, wollte Lancelot wissen.
„Er wird versuchen, sie zu überzeugen.“
Lancelot zog mit einem Ruck den Sattelgurt straff. „Wer hätte gedacht, dass ich einmal einen Bauernaufstand anführen werde.“
Gwyn musterte Lancelot mit zusammengekniffenen Augen. „Es sind hart arbeitende Leute, die um die Früchte ihrer
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