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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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bedenken.
    „Deswegen dürfen wir nicht langsamer werden. Irgendwann werden sich unsere Wege kreuzen.“
    Es wurde ein mörderischer Ritt. Sie verlangsamten das Tempo auch dann nicht, als sich das Wetter verschlechterte und dichter Nebel aufzog, der ihre Verfolger vollkommen verschluckte. Als Gwyn und Urfin jedoch keine zehn Schritt weit mehr sehen konnten, griff Urfin in die Zügel. Die beiden Pferde kamen zum Stehen.
    „Wartet! Es hat keinen Zweck! Wir müssen rasten!“
    „Auf gar keinen Fall!“ rief Gwyn und schüttelte energisch den Kopf. „Mordred wird uns jeden Moment eingeholt haben!“
    „Ihn wird der Nebel genauso aufhalten wie uns“, sagte Urfin eindringlich. „Bitte. Es ist halsbrecherisch, bei diesem Wetter weiterzureiten!“
    Gwyn stieß einen Schrei der Enttäuschung aus und sprang aus dem Sattel. Mittlerweile war der Nebel so dicht, dass er kaum die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Urfin und die beiden Pferde waren blasse, kaum zu erahnende Schemen.
    „Darf ich Euch um einen Gefallen bitten?“, hörte er die Stimme des Ritters.
    „Ihr wollt den Gral sehen, ist es nicht so?“, fragte Gwyn.
    „All die Jahre habe ich ihn gesucht und ihn mir in allen erdenklichen Formen und Farben vorgestellt“, sagte Urfin. „Ist er wirklich so herrlich, wie man von ihm behauptet?“
    Gwyn zögerte einen Moment. Konnte er dem Ritter vertrauen? Was würde ihn daran hindern, den Kelch einfach an sich zu reißen und davonzureiten? Doch andererseits hatte Urfin ihm das Leben gerettet.
    „Seht selbst, aber seid nicht enttäuscht.“ Gwyn öffnete die beiden Knoten, mit denen die Kiste am Sattel befestigt war. Vorsichtig klappte er den Deckel auf.
    „Darf ich?“ fragte Urfin wie ein Kind, das ein kostbares, zerbrechliches Geschenk auspacken wollte.
    Gwyn nickte.
    Mit einer unendlich sanften Bewegung schlug Urfin den Stoff beiseite. Es war ein unwirkliches Bild. Um sie herum waberte schwerer Nebel und hier stand dieser Mann, auf dessen Gesicht sich ein verzücktes Lächeln ausbreitete.
    „Er ist wunderschön“, hauchte er.
    „Er ist ein ganz gewöhnlicher Becher“, antwortete Gwyn nüchtern.
    „Nein, nein! Schaut doch her! Er ist kostbarer als jeder Pokal, den ich je in meinem Leben gesehen habe! Überlegt nur, wer ihn in Händen gehalten hat!“
    Urfin lachte wie ein kleines Kind und hustete auf einmal Blut. Erschrocken schaute er an sich hinab. Er wollte etwas sagen, doch würgte er nur einen weiteren Schwall Blut heraus. Das Leben schwand bereits aus seinen Augen und mit einem leisen Gurgeln sackte er auf die Knie, bis er langsam umfiel.
    „Urfin!“, schrie Gwyn und ließ den Deckel der kleinen Kiste zuschnappen.
    Aus dem weißen Dunst trat eine Gestalt auf ihn zu. In der Hand hielt sie ein besudeltes Schwert. „Ich grüße dich, Gwydion Desert“, sagte Mordred. „Heute ist der Tag, an dem du mich zum glücklichsten Menschen der Welt machen wirst. Erst erobere ich Camelot, dann fällt mir der Gral in die Hände und schließlich darf ich auch noch den Mörder meiner Tochter töten.“
    Erst jetzt konnte Gwyn das Klirren von Zaumzeug hören. Hinter Arturs Sohn musste eine halbe Hundertschaft von Kriegern stehen!
    „Ich habe Aileen nicht umgebracht!“, stotterte Gwyn und stolperte einen Schritt zurück, die Kiste fest an die Brust gedrückt.
    Mordred streckte die Hand aus. „Gib mir den Gral.“
    „Niemals“, keuchte Gwyn.
    Mordred riss das Schwert hoch, an dem noch Urfins Blut klebte. „Gib mir den Gral“, wiederholte er kalt.
    Gwyn drehte sich um und lief zu Pegasus.
    „Wenn du deine Waffe suchst, wirst du sie dort nicht finden“, rief Mordred höhnisch. „Ich habe mir erlaubt, sie an mich zu nehmen.“
    Das war es, schoss es Gwyn durch den Kopf. Das war das Ende. Mordred würde nicht zögern, ihn auf der Stelle zu töten.
    Alles war verloren. Camelot. Der Gral. Gwyns Leben.
    „Wenn Ihr den Gral haben wollt, dann müsst Ihr ihn Euch holen!“, schrie Gwyn und rannte los.
    „Junge, lass doch den Unsinn“, rief Mordred hinter ihm her. „Ich werde dich ja ohnehin fangen. Weit wirst du nicht kommen.“
    Aber Gwyn versuchte nicht auf die Stimme zu hören. Er rannte, so schnell ihn seine Beine trugen. Mit einem Mal konnte er sogar wieder sehen, wohin er seine Füße setzte. Wurde der Nebel dünner? Er hörte das Rauschen eines kleinen Flusses, über den eine steinerne Brücke führte. So schnell er konnte, lief er auf sie zu, blieb aber in ihrer Mitte stehen. Er sah sich einem Mann

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