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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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sich um.
    Welcher der Aberdutzenden Becher, die hier herumstanden, mochte es sein? Wahllos griff er sich einen heraus und hob dessen hölzernen Deckel. Ein Duft nach getrocknetem Salbei stieg ihm in die Nase. Gwyn zögerte. Er suchte nach dem Kelch eines Zimmermannes, nicht nach dem prunkvollen Pokal eines Königs. Also konnte es tatsächlich dieses tönerne Gefäß sein. Er leerte es aus und das grünliche Pulver rieselte zu Boden. Dann drehte er es in seinen Händen hin und her.
    Und erschrak.
    Im Boden sah er ein Einhorn, nur dass es nicht nach links, sondern nach rechts sprang! Mit zitternden Händen holte er noch einmal das Amulett hervor. Tatsächlich! Es war der spiegelverkehrte Abdruck jenes Fabeltieres, das auch das alte Medaillon zierte!
    Gwyns Herz setzte vor Freude aus. Er hatte den Gral gefunden! Wirklich und wahrhaftig hielt er den Kelch des letzten Abendmahls in Händen. Am liebsten hätte er einen Freudenschrei ausgestoßen, verkniff sich dann aber doch jeden Laut, der den König wecken konnte. Triumphierend wandte er sich zum Gehen ab, als er doch noch einmal stehen blieb und die Stirn runzelte. Eigentlich war dies hier viel zu schnell gegangen. Gwyn hatte wahllos einen der unzähligen Becher genommen und gleich der erste sollte der Gral sein? Etwas sagte ihm, dass das nicht sein konnte. Vorsichtig nahm er ein zweites Gefäß, leerte auch dieses aus und betrachtete dessen Unterseite. Gwyn stöhnte und ließ die Schultern hängen.
    Auch dieser Kelch war am Boden mit einem Einhorn markiert worden.
    Als er ein gutes Dutzend anderer Gefäße untersuchte, bestätigte sich sein Verdacht. Sie alle trugen das Zeichen des Einhorns. Gwyn stieß einen verzweifelten Schrei aus und schlug wütend mit der Faust gegen die Wand. Er stand wieder am Anfang seiner Suche.
    Oder vielleicht doch nicht?
    Die Vertiefungen schienen alle durch den Abdruck der Münze entstanden zu sein, die in Zeiten des Joseph von Arimathäa geprägt worden war. Münze wie Gral gehörten untrennbar zusammen. Vielleicht musste man beides einfach nur wieder zusammenfügen!
    Gwyn legte das Medaillon in den Boden einer der Kelche. Es passte nicht in die Vertiefung! Und dieses Ergebnis ließ ihn frohlocken. Er war auf der richtigen Spur! Achtlos ließ Gwyn den Becher zu Boden fallen, wo er mit einem hohlen Geräusch zerbrach, und nahm sich einen anderen vor. Auch hier hatte man die Münze nicht als Stempel benutzt, was sich dem Betrachter aber erst erschloss, wenn er versuchte, das Medaillon in den Abdruck einzupassen.
    Dieses Schmuckstück ist tatsächlich der Schlüssel zum Gral, dachte Gwyn und lächelte grimmig. Er wusste jetzt, was zu tun war, und streckte die Hand nach dem nächsten Kelch aus, als ihn der laute Klang eines Hornes zusammenfahren ließ, der vom Burghof zu ihm heraufdrang.
    Irgendetwas war im Gange. Gwyn konnte nur hoffen, dass sie Urfin nicht gefunden hatten. Doch tief in seinem Herzen befürchtete er, dass der Tumult eine noch viel schlimmere Ursache hatte: Mordred.
    Er musste sich beeilen! Doch das war leichter gedacht als getan. Gwyn ließ seinen Blick über die vielen Gefäße schweifen und hoffte auf eine göttliche Eingebung, ein Wunder. Doch es trat nichts dergleichen ein. Die Zeit lief ihm davon und er musste sich entscheiden. Denn so viel war sicher: Alle Kelche würde er nie und nimmer aus der Burg schmuggeln können.
    Plötzlich fiel Gwyns Blick auf eine bauchige Flasche, die er nur zu gut kannte. Bei seiner letzten Begegnung hatte sich Merlin eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in einen Becher gegegossen.
    „Uisge – so nennt man es in meiner Heimat. Hier würde man Wasser des Lebens dazu sagen.“
    Das waren Merlins Worte gewesen und mit einem Mal war Gwyn alles klar. Nun wusste er, wie Merlin Vortigern, Uther Pendragon und dessen Sohn Artur hatte dienen können: Der alte Mann hatte selbst aus dem Gral getrunken!
    „Merlin, Ihr seid ein ausgekochter Hund“, knurrte Gwyn. Vorsichtig nahm er den Becher, der neben der Flasche stand, in beide Hände und betrachtete dessen Boden. Mit zitternden Händen legte er die Münze in die Vertiefung.
    Sie passte.
    Gwyn atmete einige Male tief durch. Schließlich riss er sich von dem Anblick los, wickelte die kostbare Reliquie in ein Stück Tuch und legte sie in eine kleine hölzerne Kiste, die auf dem Boden herumgelegen hatte und die er nun vorsichtig verschloss.
    Das Horn ertönte ein zweites Mal. Gwyn sprang auf und schrak augenblicklich zurück. Vor ihm stand Guinevra. Ihr

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