Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
Sie Ihrem Kind – und das bitte nicht erst am Abend vor der Arbeit –, dass Prüfungsangst auch positive Funktionen hat: Liegt sie nämlich auf einem mittleren Erregungsniveau, versetzt sie in eine Art Kampfbereitschaft, weil sie wichtige Energien mobilisiert. Und was diese vermögen, können Sie am Beispiel des Urmenschen und seines Kampfs gegen den berühmt-berüchtigten Säbelzahntiger illustrieren. Allerdings darf die freigesetzte Angst bei Ihrem Kind nicht so groß werden, dass sie lähmend wirkt und damit kontraproduktiv ist.
► Falls Ihr Kind große Schulangst hat: Suchen Sie möglichst einen Schulpsychologen auf, der Sie beraten kann. Sprechen Sie auf alle Fälle mit dem Klassen- und dem Fachlehrer über die Probleme Ihres Kindes und bitten Sie ihn, es angemessen zu fördern und auch zu fordern.
Machen Sie Ihrem Kind klar, dass diese Angst zum Leben dazugehört. Und zeigen Sie ihm gleichzeitig, wie es sie überwinden kann. Dazu fallen Ihnen bestimmt Beispiele von früher ein, als Ihr Kind angstbesetzte Situationen gemeistert hat wie den ersten Tag im Kindergarten oder vielleicht einen Krankenhausaufenthalt. Hilfreich kann auch sein, wenn Sie sich an Ihre eigene Schulzeit erinnern und erzählen, was Sie gegen Ihre Ängste unternommen haben.
Vor allem aber: Versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie es auch mit den schlechtesten Noten und drei blauen Briefen lieben werden – weil nämlich Ihre Wertschätzung davon nicht abhängt. Und lassen Sie Ihren Worten auch Taten folgen. Was spricht eigentlich dagegen, mit Ihrem Kind auch nach einer missglückten Klassenarbeit Eis essen zu gehen? Und zwar als Belohnung dafür, dass es sich der Klassenarbeit gestellt und nicht gekniffen hat.
Wenig hilfreich wäre es, aus falsch verstandenem Mitgefühl heraus Ihr Kind zu »schonen«, denn ein Vermeidungsverhaltenminimiert das Problem Schulangst nicht. Ganz im Gegenteil! Irgendwann kommt die Nagelprobe: eine Präsentation, eine mündliche Prüfung etc., und davor kann sich Ihr Kind dann nicht mehr drücken. Es muss seine Fähigkeiten demonstrieren. Insofern ist es sinnvoll, wenn es sich rechtzeitig und immer wieder solchen Situationen stellt.
Für den Anfang gibt es einige Tricks: Zum Beispiel fällt es vielen Schülern leichter, bei einer Präsentation nicht allein, sondern mit anderen zusammen vor der Klasse zu stehen oder die Hausaufgabe des Banknachbarn vorzutragen anstelle der eigenen. Wenn durch ständiges Training nach und nach eine gewisse Sicherheit erreicht wird, verringert sich im Gegenzug die Angst, sich zu blamieren.
Haben Sie jedoch trotz aller vorbeugenden und unterstützenden Maßnahmen das Gefühl, dass die Angst Ihr Kind beherrscht und es während der Klassenarbeit den sprichwörtlichen Blackout bekommt, hilft am besten ein offenes Gespräch mit dem Lehrer. Denn niemand verbietet ihm, während der Klassenarbeit Ihrem Kind über die Schulter zu schauen und positive Ansätze zu verstärken oder auch ganz vorsichtig darauf hinzuweisen, wenn es zum Beispiel bei einer Matheaufgabe auf dem Holzweg ist.
Sollte allerdings dem Lehrer dafür die Sensibilität fehlen und er stellt Ihr Kind bewusst bloß, zögern Sie nicht: Wenn er nach einem klärenden Gespräch, bei dem Sie nochmals darauf hinweisen, welche großen Ängste Ihr Kind im Unterricht entwickelt, sein Verhalten nicht ändert, ist die Schulleitung der richtige Ansprechpartner für Sie.
■ Effektiv vorbereiten
Clever ist es von Ihrem Kind, wenn es sich genau auf den Prüfungsstil des jeweiligen Lehrers einstellt. So gibt es beispielsweise den Fachlehrer mit einer Vorliebe für ausführliche Tafelbilder, der in der Klassenarbeit dann genau das wiederlesen will, was er im Unterricht an die Tafel geschrieben hat. Genauso häufig ist jener Lehrer, der um Himmels willen nichts Auswendiggelerntes sehen möchte, sondern eigenständige Denkarbeit bevorzugt. Und wer als Schüler genau weiß, worauf ein Lehrer Wert legt, dürfte Klassenarbeiten ohne größere Probleme bewältigen. Hier hilft in vielen Fällen nichts anderes, als sich zu informieren, um dann in der Arbeit das Gewünschte zu produzieren.
Auch wenn es lapidar klingt: Schüler, die aufmerksam dem Unterricht folgen und sich aktiv beteiligen, sind klar im Vorteil. Und noch etwas: Manche Lehrer streuen im Unterricht Hinweise ein, was in der nächsten Klassenarbeit drankommt, zum Beispiel: »… schaut euch das besser noch mal an«, oder: »… lohnt sich zu wiederholen«. Animieren Sie
Weitere Kostenlose Bücher