Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
Lerneffekt einstellt (Ihr Eingreifen ist nur dann sinnvoll, wenn Ihr Kind wirklich nicht mehr weiterkommt. Geben Sie ihm aber auch in diesem Fall die Chance, selber zu einer Lösung zu finden, zum Beispiel, indem Sie Fragen so formulieren, dass sie Ihrem Kind auf die Sprünge helfen);
und Sie als Eltern, indem Sie
zu Hause für ein entspanntes Klima sorgen. Machen Sie Ihrem Kind deshalb immer wieder deutlich, dass Ihre Liebe zu ihm nicht von einer guten Note abhängt.
■ Fallsalle Stricke reißen
Aber was ist, wenn bei Ihrem Kind immer wieder Klassenarbeiten danebengehen, Gespräche mit dem Lehrer nicht weiterhelfen und auch Nachhilfe keinerlei nachhaltigen Effekt bringt?
Machen Sie sich Folgendes klar: Wahrscheinlich wünschen sich alle Eltern, die ihre Kinder aufs Gymnasium schicken, dass ihr Kind erfolgreich sein wird, einen Beruf mit hohem Prestige und Gehalt ergreift, glücklich verheiratet ist und bildhübsche Enkel produziert, kurzum: eine Mischung aus Albert Einstein oder Madame Curie, was die Intelligenz angeht, und George Clooney oder Claudia Schiffer fürs Äußere.
Wenn Sie jedoch selbstkritisch einen Blick auf sich werfen, werden Sie wahrscheinlich zugeben müssen, dass Sie Ihre Eltern – falls diese ähnliche Erwartungen hatten – auch etwas enttäuschen mussten, zumindest in Teilbereichen. Aber: Sind Sie heute deshalb unglücklich?
Freilich, Ihnen liegt das Glück Ihres Kindes am Herzen, und natürlich haben Sie recht mit der Feststellung, dass eine Karriere meist an einen guten Schulabschluss geknüpft ist. Nur: Kann das mit einem jahrelangen Kampf erreicht werden? Mit ständiger Angst vor Klassenarbeiten, vor Schule generell? Falls Sie also erkennen, dass Ihr Kind auf seinem Gymnasium tatsächlich überfordert ist, dann akzeptieren Sie das – und ziehen die nötigen Konsequenzen.
Am wenigsten belastend ist sicherlich der Wechsel auf ein Gymnasium mit einem anderen Profil. Dieser Wechsel ist aber nur dann erfolgversprechend, wenn die Schwächen des Kindes sich lediglich auf bestimmte Fächer konzentrieren. Wie bei dem zwölfjährigen Michael, dessen Vater zufrieden feststellt: »In der fünften Klasse ist uns relativ schnell klar geworden, dass er im Gegensatz zu seinen beiden älteren Brüdern auf einem naturwissenschaftlichen Gymnasium nicht glücklich werden wird – es waren einfach zu viele Misserfolgserlebnisse und schlechte Noten, die er in Mathe hatte. Nach langenGesprächen mit dem Beratungslehrer – und natürlich auch mit Michael selber – haben wir uns entschieden, ihn auf ein Gymnasium mit sprachlichem Profil zu schicken. Mathe hat er natürlich immer noch, aber er weiß inzwischen, dass seine Stärken im sprachlichen Bereich liegen, und hat dadurch mehr Selbstvertrauen entwickelt.«
In manchen Fällen ist aber eine andere Schulart angezeigt, vor allem dann, wenn die Noten in fast allen Fällen konstant nach unten gehen. Die Entscheidung, dann ein Kind vom Gymnasium zu nehmen, trifft natürlich niemand leichtfertig. Aber wenn dieser Entschluss dazu führt, dass Ihr Kind langfristig glücklicher und zufriedener ist und das Familienleben dadurch weniger belastet, dann sollten Sie sich mit diesem Gedanken vertraut machen.
Außerdem wissen Sie ja: Es gibt Kinder, die erst später durchstarten; sie sind keineswegs Versager, man darf sie nur nicht an den Durchschnittsschülern messen; sie brauchen eben
ihre
Zeit.
Und glücklicherweise gibt es auch dann noch sehr viele Möglichkeiten, einen qualifizierten Schulabschluss zu machen, wie zum Beispiel in Berufskollegs, Berufsoberschulen, Volkshochschulen, Fernschulen etc.
Die Chance, dass Ihr Kind später studiert, besteht also weiterhin, auch wenn es vom Gymnasium zur Realschule oder zur Hauptschule wechselt. Es wird nur etwas länger dauern – aber Ihr Kind kann, wie viele Untersuchungen zeigen, seinen Bildungsweg genauso erfolgreich abschließen wie ein Gymnasiast. Ja, Studenten, die auf Umwegen zum Abitur kamen, sind häufig sogar wesentlich zielstrebiger als sogenannte »Normalstudenten«; sie sind häufig reifer, weil sie in ihrem Schulleben schon größere Schwierigkeiten überwinden mussten.
■ Einegute Gelegenheit, individuelle Themen anzusprechen
»Am Elternsprechtag sehe ich meist nur jene Eltern, deren Kinder überhaupt keine Schwierigkeiten haben oder bei denen es im Großen und Ganzen klappt«, erzählt ein Lehrer. »Die Eltern aber, mit denen ich dringend sprechen müsste, weil es wirkliche
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