Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
Arbeit schon längst wieder hatte – und ich musste ziemlich kleinlaut einen Rückzieher machen.«Haken Sie auf alle Fälle nach, wenn Ihnen eine Antwort unbefriedigend erscheint. Wenn Sie beispielsweise fragen, wie denn Ihre Tochter (fünfte Klasse) ihre Deutschnote verbessern könne, dann dürfen Sie mehr erwarten als einen Allgemeinplatz wie »Sie müsste einfach mehr tun!« Das ist banal und hilft Ihnen (und Ihrem Kind) keinen Deut weiter. Denn der Effekt einer solchen Äußerung ist vergleichbar mit der Aufforderung Ihres Hausarztes, dass Sie doch mehr für Ihre Gesundheit unternehmen sollten. Natürlich meldet sich dann schnell das schlechte Gewissen, und Sie radeln einmal am Wochenende zum Bäcker – um danach wieder gemütlich mit Chips und Schokolade auf dem Sofa zu sitzen, wie gehabt.
Fragen Sie also nach: Was sollte Ihr Kind genau tun, damit die Deutschnote besser wird? Vielleicht Grammatik pauken, Rechtschreibung üben, Probeaufsätze schreiben? … Lassen Sie sich möglichst detailliert beschreiben, was geübt werden sollte; eventuell ist auch eine genaue Auflistung hilfreich, welche Seiten im Buch durchzuarbeiten sind. Vereinbaren Sie einen Zeitpunkt, bis wann was gelernt worden sein sollte und auch überprüft werden kann.
Der Merkzettel für obiges Beispiel könnte dann folgendermaßen aussehen:
Merkmale von Märchen und Sage wiederholen (Tafelbild im Heft);
Rechtschreibung: Dehnung und Schärfung (Deutschbuch, Seite …);
Zeichensetzung in der wörtlichen Rede (Deutschbuch, Seite …);
eigene Sage schreiben (am … zur Korrektur abgeben).
Wenn Ihr Kind eine Liste wie diese erfolgreich abgearbeitet hat, dann hat es wirklich »etwas getan« – und die Wahrscheinlichkeit, dass die Note besser wird, ist recht hoch.
■ Argumentieren– aber richtig!
Die Elternsprechstunde bietet Ihnen die Gelegenheit, Probleme unter vier Augen zu besprechen. Gerade, wenn zum Beispiel die familiäre Situation Ihr Kind besonders bedrückt – sei es bei Scheidung, Arbeitslosigkeit, Krankheit etc. –, sollten Sie das dem Lehrer unbedingt mitteilen, vor allem dann, wenn Sie den Eindruck haben, dass Leistung oder Verhalten Ihres Kindes in der Schule darunter leiden.
Es ist verständlich, wenn es Ihnen schwerfällt, über diese Dinge zu sprechen. Niemand erwartet, dass Sie detailliert über Ihre persönlichen Verhältnisse berichten. Belassen Sie es also bei einer kurzen Information, was Ihr Kind im Moment belastet – und auch dies nur dem Klassenlehrer gegenüber. Er kann, falls das erforderlich sein sollte, auch die Fachlehrer darüber informieren – es sei denn, Sie wollen das nicht und sagen das auch.
Alles, was Sie in diesem Gespräch äußern, wird vertraulich behandelt und hilft dem Lehrer in vielen Fällen, die Situation genauer einzuschätzen, in der sich ein Kind befindet. Eine Lehrerin meint dazu: »Ein Schüler in einer schwierigen privaten Situation bekommt nicht automatisch Sonderkonditionen, so nach dem Motto: Eigentlich solltest du eine Fünf kriegen, aber weil deine Eltern einen Scheidungskrieg führen, kriegst du von mir eine Zwei! So bestimmt nicht. Aber ich kann auf diesen Schüler anders reagieren, wenn ich den Grund für seine plötzlich schlechten Leistungen kenne und nicht vermute, dass er einfach nur zu faul zum Lernen ist.«
Neben familiären Problemen gibt es auch andere Widrigkeiten, die einem Kind das Lernen erschweren können. Wie zum Beispiel bei Nadine, die große Schwierigkeiten hat, sich als Wiederholerin in der neuen Klasse einzuleben. »Zuerst wollte meine Tochter gar nicht mit in die Sprechstunde«, erzählt die Mutter. »Aber ich hab ihr klar und deutlich gesagt, dass es mehr bringt, wenn sie der Klassenlehrerin selbst ihre Situation schildert. Schließlich ist Nadine dann doch mit. Ich mussteaber einen Termin am Nachmittag ausmachen, weil sie nicht wollte, dass ihre Klassenkameraden sie sehen. Jetzt konnte sie mal erzählen, wie sie sich so fühlt in der Klasse. Und ich bin jetzt schon ein bisschen beruhigter, weil die Klassenlehrerin versprochen hat, dabei zu helfen, dass sich meine Tochter in der Klasse schneller einlebt.«
Und was ist, wenn Ihr Kind mit einem Lehrer ein Problem hat? Idealerweise geht es dann mit Ihnen in die Sprechstunde des betreffenden Lehrers und redet ganz offen darüber … Leider dürfte das wohl eher graue Theorie sein – so wünschenswert es auch wäre. Viel wahrscheinlicher ist, dass Sie im Gespräch
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