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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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Quastenflosser?«
    »Quastenwas?«
    »Quastenflosser.«
    Designe wedelte mit seiner Zigarette in der Luft herum.
    »Mineralisch, tierisch oder pflanzlich?«
    Ziegler griff ein.
    »Nicht dass ich wüsste, aber wir beobachten viele verschiedene Tiere. Erlauben Sie?«
    Er zog ein kleines chromglänzendes Handy aus seiner Brusttasche.
    »Im Labor kann uns sicher jemand antworten. Weißt du etwas darüber, Charles?«
    Designe setzte eine Miene auf, als wolle er liebend gerne weiterhelfen, könne es aber leider nicht.
    Ziegler telefonierte eine Weile.
    Schließlich legte er auf und erklärte Sénéchal:
    »Einer unserer Männer weiß, was das ist. Ein uralter Fisch. Und äußerst selten ... Innerhalb von fünfundsechzig Jahren wurde kaum ein halbes Dutzend gesichtet. Aber er ortete das Tier in Südafrika, in Indonesien ...«
    »Hm, dann hat er das Exemplar vor Madagaskar vergessen. Ganz in unserer Nähe.«
    Der pummelige Mann erkundigte sich mit gespielter Sorge:
    »Geht Ihnen eins ab?«
    »Vielleicht. Es handelt sich um ein Tier, das durch die Konvention von Washington geschützt wird.«
    Angesichts zweier verständnisloser Gesichter erläuterte er:
    »Gemäß Artikel zwei, Paragraf eins des United Nations Environment Programme UNEP. Ist Ihnen diese Organisation nicht bekannt?«
    Designe schien plötzlich ein Licht aufzugehen.
    »Sagen Sie bloß, Monsieur Sénéchal, Sie haben uns diesen kleinen Besuch abgestattet, weil Sie glauben, dass wir diesen seltenen, streng geschützten Fisch jagen?«
    »Hm. Sie müssen verstehen, meine Herren, ich habe Vorgesetzte. Und diese Vorgesetzten wollen alles sehen und wissen, das ist ihr Job. Ihre Bestimmung hier auf Erden ... Oft frage ich mich: Wie zum Teufel haben sie dies oder jenes nur erfahren? Sie müssen zugeben, dass das manchmal verwirrend ist ...«
    Die beiden gaben sich ganz offensichtlich alle Mühe zu verstehen, was Sénéchal ihnen da erzählte. Designe reagierte als Erster. Die launige Miene kehrte auf sein Gesicht zurück.
    »Wir schwören Ihnen, dass wir nicht dieses Flossendingsbums jagen, Umweltinspektor.«
    Sénéchal faltete seine Pranken über dem Bauch und seufzte.
    »Sehen Sie, ich selbst habe gerade erst erfahren, dass man Geld mit Substanzen verdienen kann, die man aus Korallen entwickelt ... Großartig. Und dass man Meeresschildkröten durch Sender überwachen kann.«
    Designe blickte auf seinen Partner.
    »Ach, hat Hans Ihnen davon erzählt? Na, der Gute hat wirklich keine Zeit verloren.« Seine Stimme klang jetzt schrill. »Typisch für ihn. Keine Sorge, die Meeresschildkröten sind ihm völlig egal ... Sie sind nicht an der Wall Street notiert, also interessieren sie ihn auch nicht. Stimmt's, Hans?«
    Er drehte den Kopf wieder zu Sénéchal.
    »Hans ist unser Südseeabenteurer, unser Lord Jim ... Er kann es nicht lassen, aller Welt von seinen kleinen Geschäften zu erzählen. Bei Ihnen ist das natürlich etwas anderes, Inspektor.«
    Er bedachte den großen Blonden mit einem väterlichen Blick. Doch seine funkelnden Augen verrieten, dass er innerlich kochte. Oder zeigte sich bei dem dicken Kompagnon die Wirkung des Whiskys?
    Zieglers Wangen hatten sich gerötet, doch es gelang ihm, seine Lässigkeit zu bewahren. Alle schwiegen, und Designe fuhr sich mit der Hand über den Mund (Sénéchal hatte den Eindruck, dass er damit auch sein Lächeln wegwischte). Dann wandten sich beide gleichzeitig mit fragendem Blick dem Besucher zu. Dieser hatte sein mit einem Gummiband geschlossenes schwarzes Notizbuch und einen Kugelschreiber des Ministeriums aus der Tasche gezogen. Mit halb geschlossenen Lidern murmelte er freundlich: »Haben Sie Waffen an Bord, meine Herren? Die würde ich mir gerne mal ansehen.«
 
    Er folgte den beiden Männern durch die Gänge der Jacht. Unterwegs zog der Schweizer, der nun verstimmt wirkte, einen kleinen, an einer dünnen Goldkette befestigten Schlüsselbund aus dem Hemd. Designe lief, die Hände auf dem Rücken verschränkt, pfeifend neben ihm her. Ob er wohl gerade im Geiste einen Kleinaktionär auf dem Scheiterhaufen röstete? Sénéchal vermutete eher, dass er ein Unbehagen überspielen wollte.
    Sie blieben vor einer Eisentür stehen, die Ziegler wortlos öffnete. Im hinteren Teil des hellen, kahlen Raums stand ein mannshoher, bronzefarbener Safe. Ziegler machte sich an zwei Schlössern zu schaffen, die sich mit einem leisen Klicken öffneten. Sorgfältig in einer Halterung aufgereiht, schimmerten Gewehre und Karabiner, darüber hingen

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