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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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Tier fasziniert. Aber meines Wissens ist das nichts Verwerfliches. Jeder von uns hat seine kleine Marotte. Meine Kollektion ist in einem Privatmuseum in Osaka zu besichtigen. Man kann sie sich sogar im Internet anschauen. Es handelt sich also um kein Geheimnis.«
    »Ich weiß, dass Sie eine hohe Prämie ausgesetzt haben, wenn man Ihnen ein lebendes Exemplar bringt.«
    Der Greis lächelte und entblößte dabei sein scharfkantiges Gebiss.
    »Ich fürchte, das ist eine Legende. Man erzählt so viele Dinge über mich, verstehen Sie ... Und das seit fast einem Jahrhundert.«
    »Ich glaube, eine gewisse Stiftung, die Abyss Foundation, sucht einen dieser seltenen Fische für Sie. Ich habe auf ihrer Jacht ermittelt, die im Moment vor Réunion liegt, wo kürzlich eines dieser äußerst seltenen und streng geschützten Tiere geortet worden ist. Dort habe ich die Herren Ziegler und Designe angetroffen. Die Namen sagen Ihnen doch sicher etwas? Am Bug ihres Tauchbootes gibt es eine magnetische Platinstange als Köder für die Quastenflosser. Ich habe sie gesehen, obgleich man sie vor mir zu verstecken versuchte. Außerdem glaube ich, dass Sie einen japanischen Delegierten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Monsieur Saito, bestochen haben, um zu erreichen, dass die Latimeria von der Liste der international geschützten Tierarten gestrichen wird. Monsieur Saito hatte eine heftige Auseinandersetzung mit Monsieur Mahakam, einem indonesischen UNEP-Mitarbeiter, der für den Schutz des Quastenflossers zuständig war. Nach dieser Auseinandersetzung ist Monsieur Mahakam von einem Gebäude gestürzt, und sein Arzt wurde ermordet. Das alles wissen Sie vermutlich?«
    Takenushi verzog keine Miene.
    »Nein, nein, das wusste ich nicht. Erzählen Sie mir Näheres, wenn Sie wollen. Nur wenn Sie wollen. Oder erzählen Sie mir zumindest das, was nicht unter das Berufsgeheimnis fällt.«
    Sénéchal zögerte, musterte ihn aufmerksam und fasste dann den Fall kurz zusammen. Takenushi wiegte den Kopf. Er schien abwesend, und Sénéchal fragte sich, ob er alles gehört und verstanden hatte. Schließlich hob der Greis den Blick zu dem Umweltinspektor.
    »All das ist äußerst befremdlich. Aber glauben Sie mir, ich habe nichts damit zu tun.«
    »Sie behaupten also, in keiner Beziehung zu Monsieur Saito, dem japanischen UNEP-Delegierten, zu stehen?«
    »Ich kenne weder Monsieur Ziegler noch Monsieur Designe oder Monsieur Saito. Ich fürchte, abgesehen von der Freude, die mir Ihr Besuch bereitet hat, sind Sie umsonst gekommen ... Wenn Sie es wünschen, sehen wir uns in einer Stunde wieder. Gehen Sie ein wenig spazieren. Mein Koch wird Ihnen eine kleine Mahlzeit zusammenstellen ... Mögen Sie Sushi?«

38
 
 
 
    Zwei Männer mit lehmbeschmierten Gesichtern liegen am Flussufer unter einer Tarndecke. Der eine stützt sich auf den Ellbogen und kneift die mandelförmigen Augen zusammen. Er neigt den Kopf und lauscht auf das Rauschen des Windes. Ein leichtes Geräusch dringt zu ihm, ein Geräusch, das er gut kennt. Er flüstert seinem Gefährten etwas zu, der daraufhin sein Maschinengewehr entsichert.
    »... Sie gehen runter. Sie können es nicht lassen, diese Schweine! Wir werden es schaffen. Mithilfe von Allah dem Barmherzigen ...«
    Er streckt die Hand aus und tastet nach der Stinger-Luftabwehrrakete, die wie eine große schlafende Schlange neben ihm im Gras verborgen ist.
 
    Der Frau, die im hinteren Teil des Helikopters an ihren Sitz gefesselt ist, geht es schlecht. Ihr ist übel, und ihre Kopfhaut brennt vor Schmerz - der Unteroffizier mit den Mädchenaugen hat ihr ein Haarbüschel ausgerissen. Die Soldaten haben sie mit einem Stahlseil angebunden, das bei der kleinsten Bewegung in ihre Handgelenke schneidet. Wenn der Pilot seine Maschine neigt, um eine Kurve zu fliegen, muss sie sich fast übergeben. Ihr Geschrei in dem tosenden Lärm bringt die beiden Männer vorne zum Lachen. Plötzlich stampft der Kopilot mit den Füßen und deutet auf etwas in der Ferne. Der Mann am Steuerknüppel lacht höhnisch und setzt zum Senkflug auf ein Boot an, einen kleinen schwarzen Fleck im gelbbraunen Wasser. Die Rotoren heulen auf, er liebt dieses Spielchen, er wird die Dreckskerle zum Kentern bringen ...
    Die Fischer in ihrem Boot sehen eine glänzende Sternschnuppe, die mit einem wütenden Pfeifen aus der Uferböschung schnellt, den Rauch, der in Schlangenlinien zum Himmel aufsteigt, und hören eine furchtbare Explosion, als der Hubschrauber zerbirst und

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