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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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sich in eine Feuerkugel verwandelt. Die Rotorblätter quirlen noch die Luft und stoßen einen Schwall von Trümmern aus, die das Wasser des Flusses in Fontänen aufspritzen lassen.

39
 
 
 
    Schmetterlinge tanzen im bleichen Licht der Straßenlaternen. Ihr gelblicher Schein spiegelt sich in der grauen Karosserie des am Bürgersteig geparkten Wagens.
    Die Glühbirne der Laterne flackert und geht aus. Dann erlischt auch die nächste, und alle anderen folgen gleichzeitig. Finsternis senkt sich über die Straße und die kleinen Häuser mit den geschlossenen Fensterläden. Die Bäume über den Köpfen der beiden Männer im Wagen verwandeln sich in eine schwarze Masse. Sie blinzeln, um ihre Augen an die mondlose Nacht zu gewöhnen.
    Am Steuer sitzt ein Mann im Kampfanzug. Jetzt schaltet er das Standlicht ein und lässt den Motor an, der leise anspringt. Er fährt sich mit der Hand durch das kurz geschorene Haar und richtet den Blick auf das schwach erleuchtete Band vor ihm. Der Mann im Dreiteiler auf dem Rücksitz hat den Hut tief in die Stirn gezogen. Er fragt:
    »Sind Sie sicher, dass er kommt?«
    Der Fahrer deutet ein Nicken an.
    »Er hat ein verschlüsseltes Handy. Keine Chance, den Datenstrom anzuzapfen ... Der Typ ist ein Profi. Aber wir haben etliche kleine Hi-Fi-Mikros in die Kopfstützen seines Mietwagens eingebaut. Er hat jemanden angerufen. Wir wissen nicht wen - vermutlich seinen Vorgesetzten ... Er hat gesagt, er würde heute im Morgengrauen hierherkommen.«
    Der Wagen jährt etwa hundert Meter über den Asphalt. Der Fahrer schaltet das Standlicht aus. Vor ihnen nichts als Dunkelheit.
    »Ich halte dort unter den Bäumen«, erklärt er.
    Das Auto holpert über einen Buckel, rollt noch ein Stück weiter, dann bleibt es stehen.
    Der Fahrer kurbelt die Scheibe auf seiner Seite hinunter und lässt die Gerüche der Nacht herein, das Rascheln der Blätter und das durchdringende Gesurre der Nachtinsekten. Er öffnet ein flaches Köfferchen, das auf dem Beifahrersitz liegt und ein elektronisches System enthält. Nachdem er an verschiedenen Knöpfen eine Weile gedreht hat, holt er ein langes Rohr mit einem Griff hervor. Es ähnelt einer Waffe. Der Mann setzt einen Kopfhörer auf und richtet das Rohr durch das geöffnete Fenster auf das Ziel aus. Er nimmt einige Einstellungen vor, dann erklärt er:
    »Alles bestens. Der Franzose wird gleich da sein.«

40
 
 
 
    Die Blätter der Bäume streifen Edouardos Gesicht. Seit einer Weile hält er das kleine Fernrohr eines Scharfschützengewehrs an sein rechtes Auge. Von Zeit zu Zeit richtet er es auf das Haus aus, das sich am Ende des Weges im Morgengrauen abzuzeichnen beginnt. Ein Haus mit geschlossenen Fensterläden, das zu dieser frühen Morgenstunde verlassen wirkt. Langsam wiederholt er die Operation. Mit dem Teleskop nimmt er jeden Baum rund um das Haus unter die Lupe, untersucht ihn bis hin zum Boden, inspiziert die Schatten zwischen den Stämmen. In seinem Visier laufen Ziffern ab.
    Der vierundfünfzig, fünfundfünfzig Meter entfernte Zaun hinter dem schlummernden Haus interessiert ihn besonders. Und der Schimmer an seinem oberen Rand ist gewiss keine optische Täuschung. Um die genaue Entfernung zu messen, muss er warten, bis sich die beiden phosphoreszierenden roten Punkte in seinem Objektiv überlagern ...
    Edouardo, der Profi, ist im Einsatz.
 
    Die Hitze nimmt allmählich zu, in einer knappen Viertelstunde wird die Sonne aufgehen. Der Mann mit dem Hut im Fond des Wagens hat sich nicht gerührt. Man könnte meinen, dass er schläft, doch seine Augen hinter der feinen Brille sind hellwach. Er beobachtet nichts Bestimmtes, auch er wartet. Auf dem Ledersitz neben ihm liegt ein Buch. Mit beiden Händen rückt er seinen Krawattenknoten zurecht, dann greift er mit einer Geste, die lange Routine verrät, nach der Desert Eagle .357 mit dickem Schalldämpfer auf seinen Knien. Ohne hinzusehen, stellt er fast geräuschlos den Verschluss ein, entsichert die Waffe und legt sie neben das Buch und das Walkie-Talkie.
 
    Edouardo, der Jaguar, setzt zum Sprung an. Mit beiden Händen zieht er sich am Zaunpfahl neben dem verschlossenen Holztor hoch und wirft einen Blick in den Garten auf der anderen Seite. Niemand. Immer darauf bedacht, sein Holster nicht einzuklemmen, schwingt er sich über die Latten und landet im Schlusssprung auf dem Boden. Die dicken Sohlen seiner Schuhe dämpfen den Aufprall. Er lauscht und zieht den Revolver aus seinem Holster mit dem Federmechanismus:

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