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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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Rebellen sie angegriffen, wobei einer der ihren getötet worden sei. Während er heldenhaft auf die Terroristen gefeuert habe, sei er gestürzt und habe sich die Schulter verletzt. Unwillkürlich kommt dem Piloten der Gedanke, dass der Unfall wohl eher passiert ist, als der Typ in einem Graben vor dem feindlichen Feuer Deckung gesucht hat.
    Unter fortgesetztem Fluchen führt der Unteroffizier die Piloten zu einer Hütte, in der die Gefangenen untergebracht sind. Er lässt sich von dem Wachposten die Tür aufsperren und betrachtet dann im Dämmerlicht die Bauern, die auf den Fersen hocken oder am Boden kauern, barhäuptig, die Hände mit Stricken auf dem Rücken gefesselt. Die Hitze und der Gestank der Exkremente sind unerträglich, schwarze Fliegen peinigen sie unablässig. Der Wachposten brüllt etwas, während er sein Maschinengewehr auf die verängstigten oder niedergeschlagenen Gesichter richtet. Der Unteroffizier bahnt sich mit Fußtritten einen Weg zwischen den gefesselten Dorfbewohnern und packt mit seiner gesunden Hand eine etwa fünfzigjährige Frau bei den Haaren. Sie schreit herzzerreißend, als er sie so zum Aufstehen zwingt. Brutal schlägt er ihr mit der Hand ins Gesicht. Dann zerrt er sie an den Haaren zur Tür und stößt sie zu Boden. Sie weint lautlos. Er wendet sich an die Piloten und erklärt mit kreischender Stimme, man habe bei der Festnahme dieser Frau und ihrer Familie Geld unter ihrer Matte gefunden - amerikanische Dollar! Sie habe sich als arme Bäuerin getarnt, doch natürlich sei sie eine Spionin. Er bereue sehr, dass er sie nicht auf der Stelle getötet habe. Diese Frau hätte auch ein Flugticket und andere Dinge versteckt, die sie nun diesem Typen von der Nationalen Sicherheitsbehörde übergeben sollten, der so scharf darauf sei, mit dieser Hündin zu reden.
    Dann wütet er gegen die Leute von der Nationalen Sicherheitsbehörde. Diese Typen würden einen ständig piesacken, selbst in der Kampfzone, wo fromme, tapfere Männer wie er jeden Tag in diesem verdammten endlosen Guerillakrieg getötet würden, während die hohen Herren seelenruhig in blühenden Gärten ihren Tee tränken.
    Er spuckt auf die am Boden liegende Frau.
 
    Später, als die Gefangene, die Hände am Sitz gefesselt, im Hubschrauber sitzt, übergibt der Unteroffizier den Piloten die Gegenstände und die falschen Papiere, die sie bei ihr gefunden haben. Er lässt sie eine Empfangsbescheinigung unterschreiben, mit der sie bestätigen, dass sie Frau Maryati Soekarno lebend und bei guter Gesundheit in ihre Obhut genommen haben, um sie dem Hauptmann Thamnir von der Nationalen Sicherheitsbehörde zu überstellen. Der Kopilot erkundigt sich, wo denn all die Dollars geblieben seien, die man bei ihr gefunden habe. Der Unteroffizier sieht ihn mit seinen Mädchenaugen an, dann lacht er ihm ins Gesicht, wobei seine Goldzähne blitzen.

37
 
 
 
    Sénéchal machte winzige Schritte, um sich dem Tempo des Greises anzupassen.
    »Warum nennen Sie diesen Wald eine Bank, Monsieur Takenushi?«
    »Eine Genbank. Jeder botanische Garten, der seinen Namen verdient, ist in gewisser Hinsicht eine Bank der Gene. Die meine habe ich hier geschaffen, wie Sie sehen. Dieses Kapital wird von allen möglichen Maschinen geschützt, die die Bewässerung, die Temperatur, die Sonneneinstrahlung regeln ... Alles, was die Pflanzen brauchen. In den Streben des Glasdachs sind Nebelgeneratoren und Windmaschinen untergebracht. Die Gärtner kümmern sich um alles Wesentliche, und die kleinen Roboter erledigen den Rest. Das hat mich mein Onkel gelehrt. Ohne es zu wissen.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Als Jugendlicher war ich mit ihm auf allen möglichen Dorfmärkten. Er handelte mit Saatgut. Die Leute kauften Samen bei ihm, um ihre Existenz zu sichern. Einige robuste Sorten waren resistent gegen Frost und Insekten, andere nicht. Mein Onkel reiste durch das ganze Land, um die besten Stammpflanzen auszuwählen. Um sie für die Zukunft zu erhalten. Und diese Samen verkaufte er nicht.«
    »Was machte er dann damit?«
    »Er lagerte sie zu Hause in kleinen Schachteln. Ich habe sie beschriftet. So habe ich Hunderte von Pflanzennamen kennengelernt. Doch eines Tages wurden mein Onkel und sein Haus von amerikanischen Bomben hinweggefegt und die Samen in alle Winde verstreut ... Was für eine Verschwendung! Doch ich konnte einige retten, die ich in dem Gewächshaus unterhalb des Hauses angepflanzt hatte.«
    Der alte Mann senkte den Kopf, und ein verbitterter Zug

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