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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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Madagaskar. «
    »Madagaskar? Und wann?«
    »Ich habe die Daten genau überprüft. Dieser Giran hat sich offenbar geirrt: Er glaubte, sie wären erst vor der Insel Réunion aufgetaucht, als dieser Fischer meldete, einen Quastenflosser gesichtet zu haben. In Wirklichkeit befanden sie sich aber schon seit zwei Monaten vor der Küste von Madagaskar.«

49
 
 
 
    Der Mann vom Hafenamt in Port beobachtete gerade durch sein Fernglas ein Kriegsschiff am Horizont, als Sénéchal ihn ansprach und seinen Dienstausweis vor eines der beiden Gläser hielt.
    »Die Insel Tromelin? Insel, na ja ... Es ist ein winziges, flaches Eiland von einem Quadratkilometer mitten im Nirgendwo. Maximale Erhebung: sieben Meter. Dort arbeiten Militärs und Wissenschaftler auf einer Wetterstation und forschen über Schildkröten und Seevögel.«
    Sénéchal fuhr sich müde über die Stirn.
    »Schildkröten? Was machen die dort?«
    »Und die Militärs erst, was haben die da zu suchen? Die Meeresschildkröten haben wenigstens eine Entschuldigung: Sie legen dort ihre Eier. Die Militärs nicht, soweit ich weiß. Es gibt eine kleine Start- und Landepiste, doch man kann nicht einfach so hinfliegen, man braucht eine Genehmigung. Kurz, Ihr Schweizer Laborschiff ist mit seinem kleinen, am Heck befestigten Tauchboot nach Tromelin aufgebrochen - für ein mehrtägiges Forschungsprojekt, wenn ich das recht verstanden habe. Anschließend kommen sie wieder hierher. Sie haben mich gebeten, ihnen ihren alten Liegeplatz an Kai sechs frei zu halten.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wann sie zurückkommen?«
    »Nun, das hängt vom Wetter ab - von Wind, Seegang und Strömungen. Und vom Alter des Kapitäns. Normalerweise müssten sie schon unterwegs und ganz in der Nähe sein. Zumindest wäre es in ihrem Interesse, sich zu beeilen, da ein Zyklon im Anmarsch ist und das Barometer ins Endlose fällt. Dort draußen können sie sich nirgendwo schützen. Doch am besten kontaktieren Sie den Kapitän per Satellitentelefon. Reicht Ihnen diese Antwort, Inspektor?«

50
 
 
 
    Sénéchal hatte sich in den Sessel von Madame Hoareau gefläzt und beobachtete sie jetzt belustigt. Leicht benommen von der Hitze und dem kreolischen Punch, den sie ihm serviert hatte, lauschte er zerstreut ihren Erzählungen über die Magie auf Réunion. Auch der üppigen Frau schien der Alkohol ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein, denn es schlichen sich bei ihren Ausführungen mehr kreolische Wörter als sonst ein. Er hatte Mühe, alles zu verstehen, und fragte schließlich:
    »Was haben Sie mit dem kleinen Knochen gemacht, Madame Hoareau?«
    »Welcher Knochen?«
    »Den Ihre Vogelscheuche um den Hals hatte. Sie haben mir davon erzählt. Gerade eben.«
    Sie verzog die Lippen zu einem Schmollmund.
    »Hm ... Ich habe ihn weit weg von hier verscharrt. Dieses Drecksding sollte nicht auf meinem Feld bleiben ... Und auch nicht in der Nähe meines Hauses ... Diese Art von Hokuspokus geht mir auf die Nerven und ... und ... Kurz, ich mag so was nicht und fertig.«
    »Dürfte ich erfahren, wo Sie ihn verscharrt haben?«
    »Kann mich nicht erinnern ...«
    »Madame Hoareau!«
    »Ich kann mich nicht erinnern, hab ich gesagt, Sie sturer Esel! Und selbst wenn ich mich erinnern würde, was würde das schon ändern? Ach, ich rede zu viel ... Ich hätte lieber den Mund halten sollen!«
    Sie schien jetzt auf der Hut. Sénéchal fixierte sie.
    »Falls Sie es vergessen haben sollten, ich bin Bulle. Und Bullen sind nun mal scharf auf Indizien. So einer wie ich lebt für nichts anderes. Keine Indizien, keine Bullen ... Und dieser Knochen könnte ein Indiz sein, um herauszufinden, wer Ihnen diesen üblen Streich gespielt hat. Kurz: Ich will diesen Knochen sehen.«
    »Und was wollen Sie tun, wenn ich Ihnen nicht sage, wo er ist? Mir Handschellen anlegen und ab in den Knast? Ins Gefängnis von Saint-Denis?«
    Der Umweltinspektor verschränkte die Hände und erwiderte mit honigsüßer Stimme:
    »Zunächst einmal werde ich Sie beim Fiskus anschwärzen wegen Verschleierung von Einkünften ... In meiner Eigenschaft als vereidigter Inspektor, versteht sich ... Ich spreche von der Miete für Ihr Zimmer. Und was Ihre Hüte angeht, erhalten die Käufer eine Rechnung? Ihre Gesangsstunden, hoffe ich, sind beim Finanzamt angegeben? Ach, ich sehe schon, wie die sich die Hände reiben werden ... Wie sie den Garten umgraben, um Ihre Ersparnisse zu finden. Wer weiß, vielleicht stoßen sie ja auf einen kleinen Knochen. So werde ich mir eine

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