Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
H2O

H2O

Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
Vom Netzwerk:
begleitet von seinen Männern in Taucherausrüstung. Charlies Leiche war sogleich abtransportiert worden. Vannier hatte den Erläuterungen des Inspektors gelauscht und notiert, dass ein Schlosser an Bord willkommen sei, um alle Türen der Jacht zu entriegeln. Sénéchal hatte ihm klargemacht, dass einzig Ziegler einen Schlüssel zum Waffenschrank bei sich trug und dass man diesen unbedingt öffnen müsse.
    Der Dienststellenleiter hatte resigniert genickt, um dann, die Hände auf dem Rücken verschränkt, in der Manier eines Südstaaten-Großgrundbesitzers über das Oberdeck zu stapfen und sich jedes Mal zu bücken, wenn er ein neues Einschussloch entdeckte. Beim Anblick der beiden Einschläge am Cockpit des Tauchboots hatte er sich zu dem Kommentar hinreißen lassen:
    »Sie scheinen hier ja ganz schön rumgeballert zu haben!«
    Der Zorn, den diese Bemerkung bei dem unrasierten Riesen mit den dunklen Ringen unter den Augen hervorrief, wirkte sich ungeheuer förderlich auf die innerpolizeilichen Beziehungen aus.
    Polizist Robert verfluchte den Regen, der einen Großteil der Spuren verwischt hatte, und jagte Sénéchal nachträglich einen Schreck ein, als er ihm die Einschlagstelle einer Kugel großen Kalibers zeigte (»Für die Jagd auf Elefanten, wenn Sie mich fragen, Inspektor«), einer Kugel, die, wie Sénéchal schätzte, etwa fünfzig Zentimeter an seinem Kopf vorbeigeflogen sein musste, als er selbst mit seiner Maschinenpistole auf Ziegler mit seinem lasergesteuerten Zielfernrohr geschossen hatte. Er erklärte dem Polizisten, er habe nichts gehört, sondern nur kurz ein Licht aufblitzen sehen - wie bei einem Querschläger im Dunkeln.
    »Der Kerl hat einen Schalldämpfer benutzt, und der Lärm Ihrer eigenen Pistole hat das Zischen der Kugeln aus seinem Jagdkarabiner übertönt. Sie sind noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Schade, dass wir diesen Karabiner nicht haben. Er ist vielleicht ins Wasser gefallen. Wir werden auf jeden Fall tauchen.«
    Dann runzelte Robert die Stirn.
    »Sind Sie sicher, dass Ihr Schweizer hier ganz allein war? Ich meine, außer der Leiche und Ihnen.«
 
    Vannier und seine Männer nahmen unter die Lupe, was Sénéchal unter der Plane gefunden hatte. Einer der Polizisten meinte:
    »Was für Schlauköpfe. Sie haben eine Korallenkartoffel fabriziert.«
    »Eine was?«
    »Das Ding wird so genannt, weil viele Korallenstrukturen wie Riesenkartoffeln geformt sind. Die haben sich echt Mühe gegeben. Sie haben eine große Holzform gebaut und die dann mit Glasfaser bezogen, um Eternit daran zu befestigen und ihm in etwa die Form einer Korallenkartoffel zu geben. Mit poröser Oberfläche, damit sich die Meeresfauna darin einnistet. Dann haben sie das ganze Gebilde mit verzweigten Korallen beklebt.«
    »Das erinnert mich an etwas.«
    »Was?«
    »An die ›Kürbisköpfe‹ aus Eternit, von denen mir ein Fachmann für Meeresökosysteme erzählt hat. Das sind Strukturen zur Wiederbevölkerung der Meere, künstliche Korallengemeinschaften, sozusagen Sozialwohnungen für Fische. In das Riff bringt man dann diese Kopie ein, damit sich die Fauna auf ihr ansiedelt. Ziegler und Konsorten müssen sie bei ihren Tauchgängen aus der Nähe studiert haben. Und ich weiß auch, warum. Man baut den Zementsarg, man legt die Leiche in die Kiste, man versiegelt den Deckel.«
    »Genauso ist es«, fuhr der Polizist fort. »Man versenkt den Sarg per Seilwinde auf den Grund zwischen die echten Korallenkartoffeln. Man taucht, um die Oberfläche mit zusätzlichen Korallenarmen zu kaschieren. Drei Tage später ist hier die Hölle los: Fische, Krustentiere, Seeigel und sonstige Viecher haben den ... den Sarg in Beschlag genommen. Weitere Korallen breiten sich darüber aus. Ende der Operation. Kein Toter, der an die Küste gespült wird, keine Leichenteile, die den Fischern ins Netz gehen. Traumhaft! Alles völlig unbemerkt! Sie hatten sogar Löcher in die Kiste gebohrt, damit sich die kleinen Fische am Inhalt gütlich tun könnten.«
    »Ein echter Geniestreich! Ich werde dem guten Giran vorschlagen, seine Idee einem Beerdigungsinstitut zu verkaufen, statt Forschungskrediten nachzujagen. Diese Art der Meeresbestattung dürfte der Hit bei Umweltschützern werden.«
    Vannier ersuchte Sénéchal höflich, ihm zu folgen. Er zeigte ihm das Holzgeländer, auf das er sich gestützt hatte, um festzustellen, wo Ziegler ins Wasser abgetaucht war. Ein Metallpfeil, wenige Zentimeter lang, steckte darin.
    »Er hat vom Wasser aus mit

Weitere Kostenlose Bücher