Haarmanns Kopf
Uhr.“
Ebeling zeigte auf den Schnitt am Hals.
„Der Kehlkopf wurde durch einen gezielten Schlag zerstört. Er brach und wurde in die Luftröhre gedrückt. Das beweisen auch die schweren Hämatome im inneren Halsbereich.“
„Das heißt, dass der Biss nicht zum Tod führte?“, wollte Yannik wissen.
„Die Verletzungen durch den Schlag waren so stark, dass der gute Mann langsam erstickt wäre. Der Biss und der dazu parallel ausgeübte Druck auf den Kehlkopf führten zu einer Beschleunigung des Vorgangs. Aber primär ist er nicht als Todesursache anzusehen.“
„Also kein Drosselbiss “, stellte Yannik fest.
„Drosselbiss? Was soll das sein?“, fragte Martin.
„Im Tierreich töten beispielsweise Wölfe ihre Opfer mit einem Drosselbiss“, erklärte Ebeling. „Die sind in der Regel auch unblutig und führen – wie der Name schon sagt – zu einem Erstickungstod. Doch wir reden hier nicht von einem Wolf. Der Bissabdruck stammt eindeutig von einem Menschen.“
„Haben Sie DNA-Spuren finden können?“, fragte Yannik.
„Ja, haben wir. Steht alles in dem Bericht. Ansonsten bleibt noch zu erwähnen, dass der Tote, bis auf eine leicht vergrößerte Prostata, kerngesund war. Auch die Verletzung im Schläfenbereich hätte er überlebt. Die stammt übrigens, genau wie der Schlag gegen den Kehlkopf, von einem harten, metallischen Gegenstand. Am Tatort haben wir allerdings nichts gefunden. Weder ein Tatwerkzeug noch einen Gegenstand mit Blutresten.“
„Was ist mit den Haar- und Hautresten, die unter seinen Fingernägeln steckten?“, fragte Martin.
„Gut, dass Sie danach fragen. Beides haben wir selbstverständlich ebenfalls analysiert. Die DNA der Haut, der Haare und des Speichels in der Bisswunde stammen eindeutig von derselben Person. Ich will uns ja nicht selbst loben, aber da haben die Kollegen wirklich eine veritable Arbeit geleistet. Wie Sie wissen, dauert die Analyse normalerweise zwei Tage. Doch wir hatten auch Glück, da es sich um keine Mischspuren handelte.“
„Demnach hat Langner sich gewehrt und dem Täter in seinem Todeskampf in die Haare gegriffen“, schlussfolgerte Yannik.
„Ja, so muss es gewesen sein“, antwortete Ebeling mit nachdenklicher Miene. „So nah kommt ein Mörder seinem Opfer nur selten. Ich kenne jedenfalls keinen vergleichbaren Fall.“
„Wenn wir bis hierher rekapitulieren, könnte das Ganze so abgelaufen sein“, legte Martin dar, „der Täter betritt gegen 1:30 Uhr den Empfangsbereich und verwickelt den Pförtner in ein Gespräch. Ob die beiden sich kannten, lässt sich nicht beantworten. Nehmen wir an, sie kannten sich nicht, dann zwingt der Unbekannte Langner, mit ihm in den Keller zu gehen. Dazu drohte er ihm vermutlich mit einer vorgehaltenen Pistole oder einer anderen Waffe. Langner schließt ihm die verschlossenen Türen auf und begleitet ihn zu dem Raum, in dem Haarmanns Kopf aufbewahrt wird. Er lässt sich von Langner die Tür öffnen. Dann schlägt er ihn mit dem Griff der Pistole nieder. Langner bricht bewusstlos oder benommen zusammen und bleibt auf dem Boden liegen. Nachdem der Täter den Behälter mit Haarmanns Kopf aus dem Raum geholt hat, kommt Langner langsam zu sich. Daraufhin stellt der Täter den Behälter auf dem Boden ab und schlägt erneut zu. Diesmal trifft er mit dem Pistolengriff den Kehlkopf Langners. Der fängt an zu röcheln, weil er spürt, dass er langsam erstickt. Aus irgendeinem Grund beugt sich der Mörder über Langner und beißt ihm in die Kehle. In seinem Todeskampf versucht Langner, sich zu wehren und greift ihm dabei in die Haare. Seine Fingernägel graben sich dabei so tief in die Kopfhaut, dass Schürfwunden entstehen und ein paar Haare und kleine Hautfetzen des Täters unter den Fingernägeln Langners zurückbleiben.“
Die drei Männer schwiegen einen Augenblick und betrachteten nachdenklich den toten Körper auf dem Seziertisch.
„Hört sich bis dahin plausibel an“, sagte Ebeling leise. „Dennoch bleiben einige Fragen offen.“
„Und die wären?“, fragte Yannik.
„Warum tötet der Mörder sein Opfer so, wie Haarmann es einst tat? Warum kopiert jemand den Stil einer Bestie?“
Erneutes Schweigen.
Dr. Ebeling ergriff als Erster das Wort: „Ich kann Ihnen nur dringend dazu raten, einen Psychologen oder Fallanalysten zu Rate zu ziehen. Nach meiner Einschätzung ist das die Tat eines gefährlichen Psychopathen.“
„Zum derzeitigen Zeitpunkt einen Profiler hinzuziehen, halte ich für verfrüht. Ich gehe
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