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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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Klinik ist?“
    „Nein.“
    „Dr. Paganetti.“
    Yannik schwieg und wartete ab.
    „Unser Bazi hat mir doch vorhin eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Die stammt von einem Dr. Cornelio Paganetti. Was sagst du dazu?“
    „Zufälle gibt’s. Umso besser. Mit dem wollten wir doch sowieso sprechen. Dann haben wir einen Weg gespart.“

 
    *

 
    Für die 80 Kilometer bis Salzgitter-Ringelheim benötigten sie knapp eine Stunde. Sie erreichten die Klinik um 19:30 Uhr.
    Das pittoreske Schloss und der dazugehörige Park lagen am Fluss Innerste. Das ehemalige Benedektinerkloster mit seiner barocken Klosterkirche war im Laufe der Jahrhunderte königliches Jungfrauenstift, Herrensitz eines preußischen Feldmarschalls und Lungenheilanstalt für Tuberkulose-Kranke gewesen. Nachdem die Besitzer das Schloss Ende der 1990er Jahre verlassen hatten, wurde es an die Animus-Gruppe verkauft, die den Komplex seitdem als forensische Klinik nutzte.
    Die klassizistische Fassade des Gebäudes war nur schwach beleuchtet, als Martin seinen Wagen auf dem Hof abstellte. Die ausladende Treppe führte zum Haupteingang, der von einem Stuckbogen und massiven, majestätisch wirkenden Säulen eingerahmt war und ein eindrucksvolles Bild bot. Die beiden hohen, gusseisernen Laternen ließen den Eingang mit seiner wuchtigen Holztür noch imposanter erscheinen.
    Martin stellte fest, dass die Tür verschlossen war. Er drückte den Schalter der Gegensprechanlage. Nichts tat sich.
    Nach einem weiteren Versuch meldete sich endlich eine weibliche Stimme: „Ja, bitte.“
    „Guten Abend. Mein Name ist Martin Venneker von der Kripo Göttingen. Wir möchten uns nach einem Ihrer Patienten erkundigen.“
    „Haben Sie einen Termin?“, fragte die Stimme.
    „Nein. Den brauchen wir auch nicht. Lassen Sie uns bitte rein.“
    „Moment“, sagte die Stimme.
    Nach einer Weile wurde die Tür von einer Krankenschwester geöffnet, die schwer atmete und grimmig dreinschaute. Sie trug die typische Krankenschwesternkleidung und auf ihrem blondgelockten Kopf saß eine weiße, dazu passende Haube. Ihr rundes Gesicht war gerötet und die Augen machten einen nervösen Eindruck.
    „Zu wem wollen Sie denn?“, fragte die Schwester aufgeregt.
    „Es geht um einen Ihrer Patienten. Sein Name ist Volkmar Dembowski. Nach unseren Informationen ist er hier untergebracht“, antwortete Martin und streckte ihr seinen Dienstausweis entgegen. „Wir möchten darüber mit Dr. Paganetti sprechen.“
    „Dr. Paganetti? Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass der Sie jetzt empfängt. Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen?“
    Schwester Ingrid – so der Name auf ihrem Namensschild – wirkte durch ihr zaghaftes Lächeln jetzt etwas freundlicher.
    „Das ist sehr nett von Ihnen. Darauf kommen wir gegebenenfalls später noch einmal zurück. Wenn Sie uns zunächst bei Dr. Paganetti anmelden, wäre das sehr freundlich von Ihnen.“
    „Ich werde sehen, was sich machen lässt. Kommen Sie bitte herein.“
    Die Schwester bat Martin und Yannik in der Empfangshalle zu warten und entfernte sich. Martin stand mit trommelnden Fingern vor dem Tresen, während Yannik umherlief und die Gemälde an den Wänden näher betrachtete. Neben zwei Gemälden, die den ehemaligen Besitzer des Schlosses, Friedrich von der Decken, und seine Frau Antoinette zeigten, zierte das Wappen der Grafen von der Decken eine seitliche Wand des Raums.
    Es dauerte fünf Minuten, bis die Schwester zurückkam und sagte: „Sie haben Glück. Dr. Paganetti empfängt Sie. Folgen Sie mir bitte?“
    Sie betraten einen Flur. Schwester Ingrid schloss die Tür hinter ihnen und verriegelte sie mit einem Schlüssel, der an einem dicken Schlüsselbund befestigt war.
    „Reine Sicherheitsmaßnahme“, sagte sie und stakste voran.
    Sie durchschritten den langen Flur, der links und rechts von zahlreichen Türen gesäumt war, die Zellentüren in Gefängnissen glichen: im oberen Bereich eine Zahl in schwarzer Schrift, in Augenhöhe ein Spion, im mittleren Bereich eine Klappe, auf der rechten Seite ein Schloss und zwei zusätzliche Verriegelungen.
    Tristesse pur.
    Am Ende des Korridors folgten sie dem Schild Chefarzt und Klinikleitung . Nach wenigen Metern erreichten sie das Ende des Ganges. Schwester Ingrid klopfte kurz und öffnete dann die Tür.
    „Herr Doktor, hier sind die beiden Herren“, sagte sie und bat die beiden mit einer Geste einzutreten.
    Dr. Paganetti war ein schlanker Mann, Ende fünfzig und großgewachsen. Sein schwarzes, kurz

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