Haarmanns Kopf
davon aus, dass der ohnehin eingeschaltet wird, wenn die geplante Mordkommission einberufen wird. Doch soweit ist es noch nicht“, antwortete Martin. „Die Zuständigkeit würde in diesem Fall automatisch beim LKA in Hannover liegen. Aber das wissen Sie ja. Herr Thimm möchte, dass wir so lange wie möglich selbst die Fäden in der Hand halten. Sie verstehen?“
„Ist Ihre Entscheidung, Herr Venneker. Mein Job ist an dieser Stelle erledigt. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen abschließend gerne die Adresse eines Spezialisten auf dem Gebiet der Forensischen Psychiatrie, der Ihnen sicher Antworten auf einige Ihrer Fragen geben kann.“
Dr. Ebeling lächelte milde.
„Kann ja nicht schaden“, sagte Yannik. „Wir nehmen Ihren Rat gerne mit.“
„Gut. Ich schaue mal nach, wo ich die Kontaktdaten habe. Kann sein, dass noch eine Visitenkarte von ihm in der Schublade meines Schreibtisches liegt. Sie entschuldigen mich einen Moment?“
Ebeling verschwand im Nebenraum und kehrte nach kurzer Zeit zurück.
„Hier“, sagte er und gab Martin die Visitenkarte. „Richten Sie Dr. Paganetti die besten Grüße von mir aus.“
Martin und Yannik verließen durch den Haupteingang das Gebäude der Rechtsmedizin. Martin entschied sich dafür, nach Hause zu fahren, weil ihm sein Weisheitszahn erneut zu schaffen machte. Auf dem Weg dorthin setzte er Yannik am Präsidium ab. Dieser wollte keine Zeit verlieren und die am Tatort sichergestellte DNA mit den DNA-Profilen der Analysedatei des BKA – kurz DAD genannt – vergleichen. Die Datei enthielt circa eine Millionen Personen- und Spurendatensätze. Letztere stammten von unbekannten Personen, die lediglich Spuren am Tatort zurückgelassen hatten. Yannik wusste, dass diese genetischen Fingerabdrücke das erfolgreichste kriminalistische Instrument bei der Identifizierung von Tätern und der Zuordnung von Tatspuren waren. Er sagte sich, dass durchaus eine Chance bestand, dem Mörder mithilfe des DNA-Profils auf die Spur zu kommen.
Und er sollte Recht behalten. Nachdem er die Daten in den Computer eingegeben hatte, zeigte ihm sein Monitor einen Treffer.
„Bingo!“, rief er. „Wer hätte das gedacht.“
Er folgte den Anweisungen auf dem Bildschirm und nach einigen Sekunden erschienen der Name und ein Bild der Person, zu der die Daten passten.
Volkmar Dembowski
Yannik ließ seinen Blick über den Bildschirm gleiten und konzentrierte sich auf die wesentlichen Informationen. Bei Dembowski handelte es um einen verurteilten Sexualstraftäter, der zwischen 1988 und 1997 mehrfach wegen Vergewaltigung und Freiheitsberaubung verurteilt worden war. Im August 2009 hatte er seine letzte Strafe verbüßt, kam aber nicht frei. Ein Gericht in Göttingen ordnete im Oktober 2010 die nachträgliche Sicherungsverwahrung Dembowskis an. Grundlage dafür war das Gesetz zur Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung aus dem Jahr 2004. Als derzeitiger Aufenthaltsort wurde die Animus Kliniken für forensische Psychiatrie gemeinnützige GmbH in Ringelheim, in der Nähe von Salzgitter, genannt.
Yannik warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
17:45 Uhr.
Er überlegte einen Moment, griff dann hastig nach seinem Handy und rief in der Klinik an. Doch niemand war dazu bereit, telefonisch über einen Patienten Auskunft zu geben.
Yannik wählte die Nummer seines Chefs, der sich erst beim zweiten Anrufversuch meldete. „Tut mir leid, wenn ich dich stören muss, Martin. Aber ich bin auf etwas sehr Wichtiges gestoßen.“
„Was gibt’s denn?“
„Die DNA-Datenbank weist einen Treffer auf. Unser Mann heißt Volkmar Dembowski. Er ist ein alter Bekannter, aber das ist auch gleichzeitig das Problem.“
„Wieso das?“
„Dembowski hat eine mehrjährige Haftstrafe abgesessen, war dann in Sicherheitsverwahrung und befindet sich jetzt im Maßregelvollzug in einer Klinik für forensische Psychiatrie in Ringelheim. Wenn er wirklich dort ist, kann er nicht der Täter sein.“
„Du sagst Maßregelvollzug ?“
„Ja.“
„Soweit ich weiß, kann es da schon mal zu Lockerungsregelungen kommen. Das heißt, die Leute sind nicht ständig weggesperrt. Auf jeden Fall müssen wir der Sache nachgehen und das umgehend überprüfen. Ich mache mich gleich auf den Weg und hole dich im Präsidium ab. Wir fahren dann gemeinsam in diese Klinik.“
Yannik wollte gerade das Gespräch beenden, als Martin rief: „Yannik, ich habe eben etwas Interessantes entdeckt. Weißt du, wer Geschäftsführer der
Weitere Kostenlose Bücher