Haarmanns Kopf
damalige Presse das so formuliert hat, um die Story besser verkaufen zu können. Das war damals nicht anders als heute. Ein Vampir beißt natürlich in die Halsschlagader. Das wusste auch damals jeder ...“
Yannik hatte ein weiteres Foto ausgedruckt und es an die Pinnwand geheftet.
„Dr. Paganetti?“, fragte Martin. „Was hat der dort zu suchen?“
„Ganz einfach. Er nimmt derzeit zwei Rollen ein. Zum einen kennt er den einzigen Verdächtigen, den wir zurzeit haben. Und zum anderen soll er uns helfen, ein brauchbares Täterprofil zu erstellen. Das ist ein bisschen problematisch. Oder wie siehst du das?“
Martin betrachtete das Foto und überlegte einen Moment. „Ich bin noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Dafür ist es noch zu früh. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt auf den Weg machen.“
*
Martin und Yannik verließen das Gebäude des ZKD um 8:15 Uhr. Da beide noch nicht gefrühstückt hatten, legten sie noch einen Zwischenstopp bei McDonald’s ein. Sie nahmen den Weg über Kasseler Landstraße und bogen am Siekweg links ab. Weder Martin noch Yannik bemerkten, dass ihnen in sicherem Abstand jemand folgte. Der Fahrer parkte seinen silberfarbenen 5er-BMW am anderen Ende des Parkplatzes so, dass er den Eingang des Restaurants im Blick hatte. Nach 20 Minuten kehrten Martin und Yannik zurück und die Fahrt ging weiter in Richtung A7. Auch auf der Autobahn achtete der Fahrer darauf, dem vorausfahrenden Fahrzeug nicht zu nah zu kommen. Als der Passat in Ringelheim am Schlosspark links abbog, zögerte der Fahrer einen Moment, fuhr dann aber weiter. Im Rückspiegel sah er, wie der Passat auf eine Toreinfahrt zusteuerte und dahinter verschwand. Nach 50 Metern stellte er sein Fahrzeug auf der rechten Seite ab. Er verließ seinen Wagen, lief die Strecke bis zur Einfahrt zurück und betrachtete das Hinweisschild.
„Eine psychiatrische Klinik“, sagte er leise. „Das könnte interessant werden.“
Um das Risiko zu vermeiden, erkannt zu werden, entschied er sich dafür, in seinem Wagen zu warten.
Währenddessen warteten Martin und Yannik in der Empfangshalle der Klinik auf Dr. Paganetti. Ein Pfleger hatte sie hereingelassen und sie darum gebeten, sich einen Augenblick zu gedulden. Nach fünf Minuten kehrte er zurück und begleitete die beiden zum Büro des Arztes. Die Tür war weit geöffnet.
Er begrüßte sie mit den Worten: „Sie sind früh dran, meine Herren.“
„Ja, das ist richtig“, sagte Martin. „Es wäre schön, wenn wir – vor unserem Gespräch mit Dembowski – kurz miteinander reden könnten.“
„Wenn das nicht möglich wäre, hätte ich Sie nicht hereingebeten.“
Paganetti lächelte und bat sie, Platz zu nehmen. Dann fragte er, ob sie einen Getränkewunsch hätten, was beide verneinten.
„Also, wo waren wir gestern stehengeblieben?“, fragte er.
„Wir wollten Sie um einen Gefallen bitten. Dr. Ebeling gab uns den Rat, mit einem Forensiker zu reden und hat dabei an Sie gedacht“, sagte Martin.
„Das ehrt mich sehr. Ich nehme an, dass es um den Mord geht, den Sie gestern erwähnten.“
„Das ist richtig. Zum einen haben wir zu klären, ob Dembowski der Täter ist. Wenn es stimmen sollte, dass er die Klinik nicht verlassen hat, müssen wir herausfinden, wie seine DNA an den Tatort gelangte. Und seine DNA wurde nicht irgendwo gefunden, sondern direkt in der Bisswunde des Opfers. Zum anderen bleibt die Frage nach dem Motiv. Und dabei ist es egal, ob Dembowski der Täter ist oder ein anderer. Unsere Aufgabe ist es, uns in den Täter hineinzuversetzen.“
Martin machte eine lange Pause.
„Um ganz offen zu sein – das bereitet uns derzeit Probleme. Die zentrale Frage ist, was einen Täter dazu veranlasst, sein Opfer auf diese Art zu töten. Mit einem Biss in den Kehlkopf. Und die zweite Frage ist, warum stiehlt er den Kopf eines Serienmörders? Was will er damit?“
Dr. Paganetti bat darum, ihm die bisherigen Untersuchungsergebnisse detailliert zu schildern. Martin kam dieser Aufforderung nach und wies am Ende seines Monologs darauf hin, dass Dr. Ebeling der Ansicht war, es handele sich bei dem Täter um einen Psychopathen. Dr. Paganetti war den Ausführungen Martins aufmerksam gefolgt und hatte sich Notizen in einem kleinen Heft gemacht.
„Und nun möchten Sie meine Meinung als Forensiker und Psychiater hören?“, fragte er und zog die Augenbrauen nach oben.
„Ja, Ihre Einschätzung ist uns sehr wichtig“, antwortete Martin.
„Nun, es wird
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