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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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ich nicht schon genug gelitten?“
    Seine Stimme war nervös und unsicher. Er zitterte, seine Hände suchten nach Halt, eilig trank er einen Schluck Kaffee.
    Dr. Paganetti legte seine Hand beruhigend auf Dembowskis Unterarm und sagte: „Ganz ruhig, Herr Dembowski. Kein Grund zur Aufregung. Die Herren machen nur ihre Arbeit.“
    Paganetti sprach mit der Routine des Psychiaters.
    Bedächtig, sehr deutlich, sehr betont.
    „ Wo waren Sie denn in der Nacht von Sonntag auf Montag zwischen 1:00 Uhr und 3:00 Uhr?“, fragte Yannik.
    Dembowski schwieg lange, ehe er antwortete: „Soll das ein Witz sein, oder was? Wo soll ich schon gewesen sein? Hier natürlich. In meinem Zimmer.“
    Man spürte Dembowskis Anspannung bei jedem seiner Sätze, die nur schwer den Weg über seine Lippen fanden. Es schien ganz so, als müsste er bei jedem Wort mit sich ringen. Seine Lippen zitterten.
    „Meint ihr, ich weiß nicht, was ihr von mir denkt? Draußen nennen sie mich heute noch Bestie, Monster oder einfach nur Schwein. Ich bekomme Post von Leuten, die ich nicht mal kenne. Und die sagen: Richtig so, dass du weggeschlossen bist. Am besten für immer. Manche würden mich auch gerne an einem Laternenpfahl oder Ast baumeln sehen.“
    Unbeeindruckt von Dembowskis Worten fragte Martin noch einmal nach: „Sie sagen also, dass Sie hier waren und die Klinik nicht verlassen haben?“
    „Ja, Mann. Wie sollte ich denn hier rauskommen? Ich bin doch den ganzen Tag eingeschlossen. Bis auf die paar Stunden in der Woche. Da darf ich mit den anderen in den Hof oder den Gemeinschaftsraum.“
    „Kommen wir mal auf Ihre Vergangenheit zu sprechen“, fuhr Martin fort. „Sie haben zwischen 1988 und 1997 fünf Frauen vergewaltigt. Drei weitere Vergewaltigungen und zwei Morde konnten Ihnen nicht nachgewiesen werden ...“
    „Wann hört das endlich auf?“, brüllte Dembowski los und gestikulierte wild mit seinen Armen. „Das mit den drei anderen Frauen, das war ich nicht! Und noch einen Mord lass ich mir schon gar nicht von euch anhängen. Ich habe meine Strafe in Hannover abgesessen. Danach war ich in Sicherheitsverwahrung und jetzt bin hier. Maßregelvollzug nennt man das. Dass ich nicht lache! Ich habe doppelt und dreifach bezahlt.“
    Dembowski wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von Nase und Stirn.
    „Herr Dembowski, Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn wir eine Speichelprobe nehmen“, sagte Yannik und holte ein durchsichtiges Röhrchen mit einem Wattestäbchen aus seiner Jackentasche.
    „Dazu sind Sie nicht verpflichtet“, sagte Dr. Paganetti an Dembowski gewendet.
    Martin warf dem Arzt einen verärgerten Blick zu und sagte ruhig: „Was sollte Herr Dembowski dagegen haben? Er hat doch nichts zu verbergen.“
    Dembowski schaute fragend in Dr. Paganettis Richtung.
    „Ihre Entscheidung“, sagte dieser.
    „Gut. Ich weiß zwar nicht, was das soll. Aber ich bin einverstanden.“
    Yannik stand auf, ging auf die andere Seite des Tisches und stellte sich direkt neben Dembowski.
    „Stehen Sie bitte auf und öffnen Sie den Mund ganz weit“, forderte er Dembowski auf.
    Dann zog er das Wattestäbchen aus dem Röhrchen und rieb es in den Wangentaschen Dembowskis mehrfach, um sicherzustellen, dass eine ausreichende Menge Zellmaterial der Mundschleimhaut haften blieb.
    Als er damit fertig war, sagte er: „Wenn Sie jetzt freundlicherweise noch Ihr Basecap abnehmen ...“
    „Was soll denn das? Wollen Sie mich jetzt auch noch auf Läuse untersuchen?“
    Dembowski kam widerwillig der Aufforderung nach, betrachtete grimmig sein Basecap, zupfte an dem Emblem und bog dann den Schirm zurecht. Yannik hatte sich ein Paar Latexhandschuhe übergestreift und tastete Dembowskis Kopfhaut ab, wobei er das schüttere Haar an einigen Stellen beiseiteschob.
    „Nichts“, sagte Yannik.
    Er zog ein kleines Etui aus der Seitentasche und entnahm diesem eine kleine Schere und ein Plastiktütchen.
    „Sie haben doch sicher nichts gegen eine Haarprobe?“, fragte er Dembowski, der verneinend mit dem Kopf schüttelte.
    Das Gespräch zog sich noch eine halbe Stunde hin. Dembowski beantwortete die meisten Fragen nur zögerlich, und es war ihm anzumerken, dass er mit jeder Minute gleichgültiger und an Energie verlor.
    Schließlich fragte er: „Kann ich jetzt gehen?“
    „Meine Herren, ich bin auch der Meinung, dass das lange genug war. Ich glaube, Ihre Fragen sind ohnehin beantwortet“, sagte Dr. Paganetti.
    Ein Pfleger, der neben der Tür stand und dem

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