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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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rufen Sie uns umgehend an. Vor allem, wenn er sich bei Ihnen meldet. Wir werden gleich eine Suchmeldung rausgeben.“

 
    Die beiden standen auf und verabschiedeten sich.
    Auf dem Weg zur Tür drehte sich Martin noch einmal um und sagte: „Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Halten Sie sich bitte mit Ihrer Berichterstattung zurück. Es gibt derzeit ohnehin nichts Neues. Und ich weiß nicht, ob es gut wäre, wenn bekannt wird, dass Ihnen ein Reporter abhanden gekommen ist. Wir werden morgen voraussichtlich eine Pressekonferenz abhalten. Dann erfahren Sie mehr.“

15

 
    Ihm kam es so vor, als würde er alles irgend Erdenkliche gleichzeitig erleben. Außen und innen schienen vertauscht, Zeit und Raum wie Kulissen verschoben zu sein. Die Schmerzen in seinen Gliedern waren unerträglich.
    Olaf Schröder wehrte sich nicht mehr. Ihm fehlte die Kraft und er spürte, dass es langsam mit ihm zu Ende ging.
    Sein quälender Durst, seine rissige Lippen, der borkige Belag auf seiner Zunge. Das alles war nichts im Vergleich zu der panischen Angst, in diesem verdammten Plastiksack zu ersticken. Immer wieder hatte er versucht, seine Nase durch den Spalt über seinem Kopf zu schieben, an dem der Sack mit einer Kordel zusammengehalten wurde, doch es sollte ihm nicht gelingen.
    Vor einigen Minuten hatte jemand das Licht eingeschaltet und den Raum betreten. Schröder konnte hören, dass eine Klappe oder Tür geöffnet wurde.
    Es folgte ein Poltern.
    Jemand atmete schwer.
    Dann ein schleifendes Geräusch und ein dumpfer Knall, als hätte jemand eine Truhe geschlossen.
    Schritte näherten sich.
    Jemand löste die Kordel über ihm und öffnete den Sack.
    Er blickte in das Gesicht des Mannes, der ihm am Donnerstag beim Tragen des bewusstlosen Kettners geholfen hatte. Der Mann, den er als Präparator kennengelernt hatte, zog die Öffnung des Sackes weit auseinander und drückte die Seiten nach unten. Das Neonlicht blendete. Er kniff die Augen zusammen und spürte, dass von dem Mann nichts Gutes ausging.
    „Steh auf“, befahl ihm der Präparator.
    Schröders Beine waren durch die lange Sitzposition und fehlende Bewegung wie betäubt. Er fühlte und spürte sie einfach nicht. Dann half ihm der Mann auf, löste mit einem Messer das Klebeband, das seine Füße zusammenhielt, packte seinen Arm und half ihm dabei, sich zu einem Metalltisch zu schleppen.
    „Leg dich dort hin“, sagte der Präparator und drückte ihn gegen die Längsseite des Tisches, auf den er sich seitlich fallen ließ.
    Aufgrund der starken Dehydrierung und der körperlichen Anstrengung war ihm schwindelig, ihm wurde schwarz vor Augen. Dann fiel er in eine Bewusstlosigkeit, aus der er erst Minuten später wieder erwachte.
    Zunächst spürte er das kalte Metall der Tischplatte unter sich, auf der er ausgestreckt lag. Nach kurzer Zeit registrierte er, dass er nackt war. Seine Hände und Füße waren mit Gurten an den Seiten des Tisches befestigt.
    Der Präparator beugte sich über ihn und beseitigte mit einem Ruck das Klebeband von seinem Mund.
    „Wasser“, war das erste Wort, das über Schröders spröde, aufgesprungene Lippen kamen.
    Sein flehender Wunsch wurde nicht erhört. Der Präparator ging zur Tür, schaltete das Licht aus und verließ den Raum.
    Schröder war allein. In einem Ozean der Einsamkeit und Dunkelheit. Ein Nebel schlich sich tastend heran, Dämonen tauchten auf, aus den Regionen der tiefsten Finsternis.
    Dann fiel sein Kopf zur Seite, und er schlief kraftlos ein.

 
    *

 
    Zurück im Polizeipräsidium wartete jede Menge Arbeit auf Martin und Yannik. Sie hatten gerade hinter ihren Schreibtischen Platz genommen, als ein Kollege der beiden zur Tür hereinkam und Martin eine Mappe überreichte.
    Martin öffnete sie sofort und begann zu lesen. „Das ist interessant“, sagte er nachdenklich. „Ich habe hier die Verbindungsdaten von Schröders Handy und sein Bewegungsprofil.“
    „Und?“, fragte Yannik.
    „Es konnten alle Rufnummern zugeordnet werden, bis auf zwei Ausnahmen. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Telefonnummern, die beide nicht registriert sind.“
    „Also Prepaid-Karten.“
    „Richtig. Beide Anrufer haben sich in unterschiedlichen Funkzellen in Neuhaus im Solling aufgehalten.“
    „Neuhaus, das ist doch in der Nähe von Holzminden, oder?“
    „Ja, aber im Moment interessiert mich mehr das Bewegungsprofil. Danach hat sich Schröder zweimal in der Funkzelle des Autobahnrastplatzes Schlochau an der A7 aufgehalten.

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