Haarmanns Kopf
Rastplatzes Schlochau an der A7, als der blaue VW Passat langsam über den Parkplatz rollte, an dessen Ende ein silberfarbener BMW parkte.
Martin stellte den Wagen rechts daneben ab, als Yannik sagte: „Bingo. Das ist Kettners Wagen.“
Die beiden stiegen aus.
Martin sagte: „Da hätten wir uns ja die GPS-Ortung schenken können.“
Die beiden Beamten stellten fest, dass der Wagen verschlossen war. Sie suchten die unmittelbare Umgebung nach Spuren ab, konnten aber nichts finden, das auf Kettner oder seinen Verbleib hinwies. Auf dem Weg nach Ringelheim rief Martin in der Dienststelle an und bat Norbert Thimm darum, eine Suchaktion zu veranlassen. Der Rastplatz und ein Areal in einem Radius von 500 Metern um den Rastplatz herum sollten abgesucht werden. Vielleicht fanden sich Hinweise auf einen Kampf oder andere verwertbare Spuren, die das Verschwinden Kettners erklärten.
*
Um kurz nach neun trafen sie in Ringelheim ein. Auf dem Parkplatz warteten bereits mehrere uniformierte Polizisten, eine zivile Einsatzgruppe und ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft auf dem Parkplatz. Martin erklärte, dass sie im Wesentlichen nach zwei Personen suchten, die seit Donnerstag spurlos verschwunden waren, während Yannik Fotokopien verteilte, auf denen die beiden Gesuchten abgebildet waren. Ein weiterer Punkt war der rote Opel Corsa Olaf Schröders, der sich auf dem Gelände der Klinik befinden konnte. Die Beamten sollten jeden Winkel der Gebäude und des Geländes durchsuchen. Außerdem sollten sie nach Tankbelegen und Rechnungen suchen, die das Datum der Mordnacht in München aufwiesen. Die Verhaftung des verdächtigen Volkmar Dembowski wollte er selber vornehmen. Nach dem Briefing sicherten vier Beamte die Ausgänge, die anderen folgten Martin zum Haupteingang.
Es folgte eine heftige Diskussion mit einem der Pfleger, der darauf hinwies, dass Dr. Paganetti nicht im Haus sei und er sie nicht hereinlassen könne. Martin zeigte ihm den Durchsuchungsbeschluss und wies seine Kollegen an, unverzüglich mit der Durchsuchung zu beginnen. Der Pfleger informierte Dr. Paganetti telefonisch über die Hausdurchsuchung. Um kurz vor zehn traf der Arzt in der Klinik ein und verlangte, umgehend mit Martin zu sprechen, der gerade mit der Personalleiterin der Klinik sprach, die auch informiert worden war und eben die Klinik erreicht hatte.
Paganetti riss, schnaufend vor Wut, die Tür des Personalbüros auf und baute sich vor Martin auf.
„Was fällt Ihnen ein, hier eine Hausdurchsuchung durchzuführen, ohne mich vorher darüber zu informieren?“, echauffierte er sich.
„Wir hatten Sie informiert, Herr Dr. Paganetti“, antwortete Martin ruhig. „So lange liegt unser Gespräch doch noch nicht zurück, oder?“
„Sie meinen Ihre gestrige Drohung. So etwas nehme ich doch gar nicht ernst ...“
„Das sollten Sie aber. Haben Sie Ihre Mitarbeiter darüber informiert, dass wir mit jedem einzelnen reden wollen?“, fragte Martin.
„Ja, das habe ich. Aber das geht heute nicht, weil es dabei zu einem organisatorischen Problem kommt. Wie Sie wissen, arbeiten wir im Pflegebereich in Schichten, und wir können nicht die Mitarbeiter der Nachtschicht einfach tagsüber hierher beordern. Und schon gar nicht an einem Samstag.“
„Verstehe. Und, was schlagen Sie vor?“
„Ganz einfach. Entweder Sie reden nachts mit Ihnen oder Sie warten so lange, bis die Mitarbeiter für die Tagschicht eingeteilt sind.“
„Darüber reden wir später noch mal.“ Martin griff in die Innenseite seines Sakkos und zog den Haftbefehl heraus. „Das ist der Haftbefehl für Volkmar Dembowski. Wenn Sie uns jetzt bitte zu ihm begleiten.“
„Bitte? Haftbefehl? Das ist doch nicht Ihr Ernst. Sie können Herrn Dembowski nicht verhaften. Er befindet sich im Maßregelvollzug.“
„Oh, doch“, sagte Martin. „Wir können.“
„Da muss ich Herrn Venneker ausdrücklich Recht geben“, meldete sich ein Mann zu Wort, der sich bisher diskret zurückgehalten hatte. „ Erlauben Sie mir, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Fabian Neubert. Ich bin der zuständige Staatsanwalt.“ Er überreichte Dr. Paganetti eine Visitenkarte. „Bei Gefahr im Verzug – und darum geht es hier – müssen wir als zuständige Behörde sofort tätig werden. Wir haben es hier mit einer Sachlage zu tun, bei der weiterer Schaden eintreten oder Beweismittel verloren gehen könnten. Periculum in mora , Sie verstehen?“ Neubert lächelte.
„Nein, das verstehe ich nicht. Ich
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