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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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schwindelig und vor seinen Augen entstand ein Flimmern. Schon bald darauf hatte er Mühe, seinen Blick zu kontrollieren.
    Der Präparator öffnete das Ventil der zweiten Kanüle, die in Kettners Ellenbeuge steckte. Ein kalter, stechender Schmerz durchfuhr seinen Arm. Er schrie auf.
    „Das war nur ein Test.“ Der Präparator schloss das Ventil. „Dein Blut wird noch heute durch Formalin ersetzt. Aber das folgt später. Davon wirst du leider nichts mehr mitbekommen.“
    „Formalin?“, lallte Kettner mit schwacher Stimme. „Ich verstehe das nicht ...“
    „Ja, Formalin. Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich Präparator bin? Allerdings habe ich mich bisher auf die Präparation von Tieren konzentriert, und ich kann nicht sagen, dass das langweilig ist. Ganz im Gegenteil. Doch du kennst das sicher, ab und zu sucht man nach neuen Herausforderungen, und schon seit Langem ist es mein Wunsch, einen Menschen zu konservieren.“
    „Was?“ Kettner war entsetzt. „Du willst mich konservieren? Aber warum ...?“
    „Das würdest du nicht verstehen. Aber vor allem, haben wir auch nicht mehr so viel Zeit. deine Uhr läuft ab.“
    Der Präparator schloss das Ventil und schaltete den Pumpenmotor ab. Dann entnahm er einer Schublade unter dem Tisch eine Kamera und schaltete sie ein.
    „Ich vermute, dass ich dir keinen deiner Wünsche erfüllen kann. Deshalb frage ich dich erst gar nicht. Ich werde mir allerdings jetzt einen langgehegten Wunsch erfüllen. Ich will deine Augen sehen, wenn du für immer gehst. Und mit dieser Kamera werde ich deine Seele einfangen, wenn sie dich verlässt.“
    Kettner riss noch einmal die Augen auf, doch die mangelnde Durchblutung seines Gehirns war zu diesem Zeitpunkt schon so weit fortgeschritten, dass er seine Umgebung nicht mehr erkannte.
    Den grellen Blitz der kleinen Kamera nahm er nicht mehr wahr.
    Als der Präparator das Ventil erneut öffnete und die Pumpe einschaltete, hauchte Kettner sein Leben aus. Nach weiteren zehn Minuten waren seine Adern blutleer und der Präparator startete die Einleitung des Formalins in seine Ellenarterie, um so schnell wie möglich sämtliche Bakterien zu töten und den Verwesungsprozess zu stoppen.
    Der Präparator lächelte zufrieden.

 
    In einer Ecke des Kellerraums stand ein großer Plastiksack, auch „Bigbag“ genannt. Dieser Plastiksack war bis vor Kurzem von einem Straßenbauunternehmen zum Transport von Pflastersteinen verwendet worden und besaß ein Fassungsvermögen von 1.300 Litern. Der Präparator hatte den Bigbag vor einigen Tagen bei Nacht auf einer Baustelle im Ort gefunden, ihn zusammengefaltet und im Kofferraum seines Wagens verstaut.
    Der 1,50 Meter hohe Sack erfüllte jetzt einen ganz anderen Zweck. In ihm befand sich ein Mann, der vor drei Tagen einen ganz bestimmten Auftrag hatte erfüllen wollen und am Ende Opfer einer unerwarteten Attacke geworden war.
    Sein Name: Olaf Schröder.

 
    *

 
    Nachdem Donald Kettner Olaf Schröder Geld für weitere Informationen angeboten hatte, wies Schröders Auftraggeber ihn an, sich mit dem Reporter zu treffen.
    Er fuhr am Donnerstag zum Rastplatz an der A7, überwältigte und betäubte Kettner, wie ihm aufgetragen war, und brachte ihn zu der Adresse in Neuhaus, die ihm sein Auftraggeber genannt hatte.
    Schröder stellte seinen Wagen auf dem Hof des Tierpräparators ab.
    Bis dahin lief alles nach Plan.
    Gemeinsam mit dem Präparator schleppte er Kettner die Kellertreppe hinunter und sie legten ihn auf einem Metalltisch, der sich in einem der hinteren Räume des Kellers befand. Er verabschiedete sich und wollte dann mit dem Auto zurück nach Göttingen fahren. Am nächsten Tag war er zum Dienst in der Klinik eingeteilt.
    Doch dazu kam es nicht mehr.
    In dem Augenblick, als er seinen Fuß auf die erste Stufe der Kellertreppe setzte, traf ihn ein heftiger Schlag auf den Hinterkopf. Er wurde bewusstlos und wachte Stunden später in einem stockfinsteren Raum auf, gefesselt und in eingeschnürt in einem Plastiksack.
    Er war völlig orientierungslos, seine Hände waren auf dem Rücken Klebeband gefesselt. Er wollte er um Hilfe schreien, doch auch sein Mund war mit dem Band zugeklebt.
    An seinem Hinterkopf hatte sich über der Wunde eine dicke Kruste gebildet. Sein gefesselter Körper und sein Kopf schmerzten fürchterlich. Irgendwann registrierte er, dass er nicht allein in dem Raum war. Jemand wimmerte und verlangte nach Wasser.
    Dann wurde das Licht eingeschaltet.  
    „Hier, trink das.“
    „Was

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