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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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weiß gar nicht, wie Sie zu einer derartigen Einschätzung kommen. Und ich muss Sie warnen. Durch diese Vorgehensweise zerstören Sie die Arbeit von Jahren. Dembowski vertraut mir und dieser Einrichtung. Wenn Sie ihn jetzt verhaften, wird sich das extrem negativ auf seine Psyche und den weiteren Therapieverlauf auswirken. Als Arzt kann ich das nicht verantworten und akzeptieren.“
    „Wir nehmen Ihren Einwand zur Kenntnis, doch wir werden Herrn Dembowski mitnehmen. Sie können ihn gerne begleiten“, sagte Martin.
    „Das werde ich. Aber vor allem werde ich einen Anwalt einschalten und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Sie einleiten. Ich betrachte Ihr impertinentes Verhalten und Ihr Vorgehen als pure Willkür“, empörte sich Paganetti.
    „Das bleibt Ihnen überlassen, Herr Doktor. Und jetzt lassen Sie uns bitte unsere Arbeit machen“, erwiderte Martin.
    Die Durchsuchung, die Sicherstellung von Material und die Befragung der Mitarbeiter zogen sich über mehrere Stunden hin. Am Ende der Aktion wurde Dembowski verhaftet und in Handschellen abgeführt. Ein Tross, bestehend aus sechs Polizei- und Dienstfahrzeugen, fuhr in Richtung der A7 davon und kam um 15:00 Uhr im regenverhangenen Göttingen an.

 
    Martin hatte entschieden, dass man Paganetti und seinen Patienten zunächst getrennt vernahm. Er kümmerte sich um den exzentrischen Arzt, während Yannik den deprimierten Dembowski – eskortiert von zwei Beamten – in einen der Vernehmungsräume im ersten Stock begleitete.
    „Herr Dr. Paganetti“, begann Martin das Gespräch. „Leider haben wir bisher nicht die geringsten Hinweise gefunden, wo sich Ihr Mitarbeiter Olaf Schröder aufhalten könnte. Haben Sie eine Idee?“
    „Nein, die habe ich nicht. Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wo er ist“, antwortete Paganetti.
    „Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?“
    „Das müsste am Mittwoch letzter Woche gewesen sein. Donnerstag hatte er einen Tag Urlaub und hätte am Freitagmorgen seinen Dienst antreten müssen. Aber das habe ich Ihnen doch alles schon gesagt.“
    „Sehen Sie, Herr Doktor, das ist eines der Probleme mit Ihnen. Leider entspricht das, was Sie sagen, nicht der Wahrheit. Warum sagen Sie nicht, dass Sie am Donnerstag mit Herrn Schröder telefoniert haben? Ich habe hier den Verbindungsnachweis seines Providers und aus dem geht eindeutig hervor, dass Sie ihn um 10:19 Uhr angerufen haben. Das ist doch hier Ihre Telefonnummer, oder?“
    Martin reichte ihm den Verbindungsnachweis, den Paganetti sekundenlang betrachtete. Dann antwortete er mürrisch: „Ja, das ist meine Nummer.“
    „Was wollten Sie denn von Herrn Schröder? Was war denn so wichtig, dass Sie ihn an seinem freien Tag unbedingt sprechen wollten?“
    „Na, hören Sie mal. Er ist schließlich einer meiner Mitarbeiter. Was soll daran so ungewöhnlich sein?“
    „Sie haben mit ihm am Donnerstagmorgen von 10:19 Uhr bis 10:27 Uhr gesprochen. Das sind immerhin acht Minuten. Dreizehn Minuten nach Beendigung des Telefonats, also um 10:40 Uhr, verschwindet das Signal seines Handys, das sich seitdem auch nicht mehr orten lässt. Ist das Zufall?“
    Paganetti zuckte mit den Schultern.
    „Sehen Sie, das ist eine der Fragen, auf die wir eine Antwort suchen. Deshalb noch mal meine Frage: Was haben Sie mit ihm besprochen?“
    „Ich glaube nicht, dass ich die Frage beantworten muss.“
    „Es wäre aber besser für Sie, Herr Doktor.“ Martin schaute den Arzt forsch an. „Wo waren Sie in der Nacht v on Sonntag auf Montag zwischen in der Zeit zwischen 2:00 Uhr und 3:00 Uhr? Und wo in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zwischen 0:00 Uhr und 2:00 Uhr?“
    Paganetti erwiderte Martins Blick mit strenger Miene. „Auch diese Frage habe ich gestern schon beantwortet. Ich war allein. Zuhause, in meinem Bett. Im Übrigen möchte ich jetzt meinen Anwalt anrufen. Solange der nicht hier ist, beantworte ich keine Fragen mehr. Das Gleiche gilt auch für Herrn Dembowski. Wo ist der überhaupt?“
    Unbeeindruckt von Paganettis Forderung blätterte Martin in einem Buch, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Ein gelber Zettel zeigte ihm die gesuchte Passage an, über die er mit Yannik gesprochen hatte.
    „Sagen Sie, ich habe noch eine ganz andere Frage. In Ihrem Buch Transzendenz und das Böse schreiben Sie auf Seite 42 über die Definition des Bösen, und ich zitiere wörtlich: Die Psychopathologie des Triebverbrechers erklärt seine Taten. Hier ist entscheidend, Schreckliches, Schlimmes,

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