Hab ich selbst gemacht
Elefanten nach Hause, und ich hatte mir eine Katzenausstechform gekauft. Mit deren Hilfe wir letztes Jahr an Weihnachten Discokatzen-Plätzchen backten: helle Katzenkekse, auf die wir als Fell silberne Streusel klebten und die als Augen große orangefarbene Zuckerperlen bekamen.
Solche Geschichten fallen mir ein, wenn ich an den Geschenken bastle. Ich fühle mich dann mit meiner Familie, der Familie des Mannes und der besten Freundin verbunden. Richtig schön kitschig – wie Weihnachten sein muss.
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Tag 333
Advent, Advent, die Hütte brennt
Noch 25 Tage bis Weihnachten. Ich habe mir diesen Montag freigenommen, um nicht durchzudrehen. Denn gestern Abend ist mir klar geworden: Ich schaffe das alles überhaupt nicht.
Zu allem Übel ist mir auch noch aufgefallen, dass in zwei Tagen der Dezember beginnt, und das heißt: Es muss ein Adventskalender her! Den hatte ich total vergessen. Weit hinten im Kopf war er abgelegt unter: Da kauf ich ein paar lustige kleine Sachen zusammen, wie der Mann und ich es jedes Jahr füreinander machen. Und dann ging mir auf: Nix kaufen. Selber machen.
Ich hyperventilierte kurz und beschloss, diesen Montag freizunehmen. Denn: Mir war auch klar geworden, dass icham Wochenende nicht am Adventskalender für den Mann basteln könnte. Er stünde ja immer direkt daneben, und die Überraschung wäre keine Überraschung.
Dafür konnte ich am Wochenende schon überlegen, was ich bitte in 24 kleine Päckchen stecken soll. 24 Sachen stricken, basteln, hämmern, das fiel aus, weil es viel zu aufwendig wäre. Da würde ich vermutlich im April fertig werden und könnte dem Mann die 24 Päckchen als Osterkalender schenken. Es blieb also nur Backen übrig: Pralinen, Küchlein, Kekse. Und damit der Mann nicht enttäuscht ist, an 24 Tagen 24 Mal die gleiche Süßigkeit in seinem Kalender vorzufinden, habe ich zwei verschiedene Rezepte herausgesucht: eines für kleine Baumküchlein und eines für Zitronenplätzchen. Zitrone mag der Mann. Schokolade mag der Mann. Und so bleibt wenigstens jeden Morgen die – zugegeben recht kleine – Überraschung, ob es hinter dem Kalendertürchen wohl zitronig oder schokoladig sein wird. Nur wäre ein Mehr an Überraschung auch ein Mehr an Arbeit, zu viel Arbeit. Nicht zu schaffen.
Der Mann fährt zur Arbeit, ich setze erst einmal einen neuen Brotteig an. Einen nach dem alten Rezept, denn das Brot, das mich vor sechs Wochen ins Schwitzen gebracht hat, indem es sich auf den Weg durch unsere Küche machte, schmeckte noch nicht einmal gut. Die Kruste, die das andere no-knead bread so lecker macht, war bei diesem Brot dünn und viel zu soft. Aber auch diesen Teig stelle ich auf die Heizung, ich will es heute Abend noch backen. Ich muss es heute Abend noch backen, um den Küchleingeruch zu übertünchen. In der großen Rührschüssel hat der Teig wenigstens genug Platz, um aufzugehen, es besteht nicht die Gefahr einer erneuten Aktion »Heizung im Teigmantel«.
Nachdem ich alle Zutaten für die Baumküchlein und die Zitronenplätzchen eingekauft habe, bereite ich den Plätzchenteig vor, der anschließend für eine Stunde in den Kühlschrank muss. Also rühre ich gleich danach auch den Baumkuchenteig an und muss dafür einen Kochtopf nehmen, denn meine beiden Rührschüsseln sind schon besetzt.
In der Anleitung steht, ich solle den Baumkuchenteig in hauchdünnen Schichten auf ein Blech schmieren und nacheinander bei niedriger Temperatur goldgelb backen. »Acht bis zehn Schichten« steht da, aber ich kriege gerade mal sechs Schichten hin. Trotzdem komme ich ganz schön ins Schwitzen. Eine Sekunde mal nicht ins Ofenfenster geschaut, und schon ist der Teig zu dunkel. Vor allem die Ränder werden schnell holzbraun anstatt goldgelb – während der Teig in der Mitte des Bleches aber die ganze Zeit ziemlich hell bleibt. Eine Menge Verschnitt.
Ich hole den fertigen Teig aus dem Ofen und schneide ihn in langen Bahnen und Reihen in vier mal vier Zentimeter große Stücke, dann stelle ich das Blech beiseite und hole den Zitronenplätzchenteig aus dem Kühlschrank, der da schon länger gestanden hat, als er musste. Aber eines nach dem anderen, ich fühle mich schon jetzt gestresst.
Ich rolle den Plätzchenteig aus. In dicke Lagen, einen knappen Zentimeter dick soll er ausgewalzt werden, macht mir aber noch nicht einmal das leicht. Normalerweise bringt einen Teig ins Rotieren, der superdünn sein soll und deswegen immer wieder reißt. Dieser Teig jedoch hat eine andere Waffe,
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