Hab ich selbst gemacht
um die gute Hausfrau zum Weinen zu bringen: Er klebt. Immer wieder streue ich etwas Mehl aufs Nudelholz und schaffe es so wenigstens, tellergroße Teigplatten zu produzieren, aus denen ich nacheinander Sterne aussteche, die ich auf ein Blech lege.
Ich will nachschauen, mit welcher Temperatur die Plätzchen gebacken werden, da lese ich im Rezept, dass sie über Nacht antrocknen sollen und erst morgen gebacken werden. Toll. Wo soll ich bitte in unserer Wohnung ein Blech mit Plätzchen verstecken?
Ich laufe durch die Wohnung, schaue auf Schränke und in dunkle Ecken. Auf den Kleiderschränken im Schlafzimmer wäre Platz für ein Blech, aber ich befürchte, der Mann könnte die Plätzchen erschnuppern. Erst nach einer Ewigkeit Durch-die-Wohnung-Tigern fällt mir ein: Ich kann das Blech auf den Dachboden bringen. Ich decke es mit einem Handtuch ab und stelle es im Dachbodenabteil zu den Marmeladengläsern auf den alten Küchenschrank.
Mittlerweile ist es nachmittags, und ich bette das Brot um in den Backtopf. Außerdem müssen jetzt endlich die Baumküchlein mit Schokolade überzogen werden, damit ich vor dem Abend noch genug Zeit habe, den Schokoladengeruch aus der Küche hinauszulüften. Also setze ich einen kleinen Topf mit Schokolade auf den Herd, sie schmilzt und schaut mich dann fragend an: Wie macht man jetzt so etwas? Tauche ich die Kuchenstücke in die Schokolade, schwimmen dort in kürzester Zeit Tausende Krümel. Also muss ich die Schokolade irgendwie über die Teilchen kippen. Ich lege je ein nacktes Baumküchlein auf eine Gabel und schmiere es rundum mit einem Löffel voll Schokolade ein. Das klappt ganz gut, auch wenn die Hälfte der Baumkuchenteilchen trotzdem von der Gabel fällt und in die Schokolade platscht. Aber ich bin sehr stolz auf meine Idee, Frischhaltefolie über ein Holzbrett zu spannen und die Teilchen dort abzulegen und trocknen zu lassen. Denn ein großer Teil der Schokolade läuft vom Küchlein direkt wieder runter.
Sie sehen hübsch aus. Über 40 Stück habe ich gemacht, das reicht für mehr als nur den Adventskalender. Dort werde ich in zwölf der Päckchen jeweils zwei Küchlein legen, den Rest binde ich in kleinen Päckchen an die Geschenke für meine Familie.
Draußen ist es bereits seit Stunden dunkel, der Mann kommt bald nach Hause. Das heißt: Ich muss schleunigst lüften und aufräumen. In der Küche sieht es nach meinerAdventskalenderaktion aus wie nach einem Bombenangriff der Kuchenkrieger: Auf dem Tisch stehen die Schüsseln, daneben liegen Mehl und Zutatenreste verstreut herum. Auf der Arbeitsplatte steht das Schokobrett, auf der Heizung das Brot. Ich reiße als Erstes die Balkontür auf, stelle die Schokoladenküchlein raus und das Brot in den Ofen.
Ich bin ein bisschen traurig, den wunderbar süß-würzigen Backgeruch aus der Küche zu lüften, denn: Eigentlich ist doch das Beste am Backen, dass die Wohnung immer so verdammt gut riecht.
Nach einer halben Stunde hyperaktivem Putzen setze ich mich auf den Schaukelstuhl, strecke meinen Rücken durch und lese erst mal die SMS , die schon vor einer Weile auf meinem Handy eingetrudelt ist. Und stelle fest: dass der Mann gar nicht nach Hause kommt, sondern in den nächsten Stunden einem Fußball hinterherrennt. Ich habe also noch einen langen Abend vor mir, an dem ich 24 kleine Schachteln basteln kann.
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Tag 336
Zwei Stollen für ein Halleluja
Es ist der 2. Dezember. Schon seit ein paar Tagen ermahnen der Mann und ich uns gegenseitig, dass es Zeit wird, einen Stollen zu backen. Weil der noch bis Weihnachten liegen und mürbe werden muss. Genau dafür hätte unser Stollen nun nur noch drei Wochen. Höchste Zeit.
Stollen haben etwas Magisches: Vielleicht, weil es sie nur einmal im Jahr gibt. Oder weil viele Menschen Sätze sagenwie: »Wir kaufen immer nur den Stollen von XY , das ist der beste.« Und sehr viel Geld für einen guten Stollen ausgeben: Zum Beispiel wird der Dresdner Stollen für bis zu 15 Euro pro Kilo verkauft!
Für mich war das Magischste an diesem Gebäck immer das Liegenlassen. Das Zimmer, in dem sie liegen, riecht schon Wochen vor Heiligabend nach Weihnachten. Und ich fand immer: Eine Stollenbäckerin muss sehr selbstbewusst sein, wenn sie etwas backt, von dem sie dann wochenlang nicht weiß, ob es sich beim Weihnachtskaffee vielleicht als Katastrophe entpuppen wird.
Für mich ist der Weihnachtsstollen außerdem etwas, das es ohne meine Oma nicht gibt. Früher fuhren meine Familie und ich jedes
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