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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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wieder betont, ich könne ihm wirklich auch einfach etwas kaufen, bringt mich fast dazu, ihn ganz von meiner Geschenkeliste zu streichen.
    Am Abend habe ich dann eine Liste vor mir liegen, mit der ich ziemlich zufrieden bin und von der ich glaube, dass ich sie bewältigen kann – vorausgesetzt, ich widme mich ab jetzt in jeder freien Minute der Geschenkeproduktion:
Mama:
ein Brillenetui fürs Auto, damit sie nicht länger wild die Spuren wechselt, während sie ihre Sonnenbrille im Handschuhfach sucht
Schwester & Schwager:
ein Platzdeckchenset für die neue Wohnung
Neffe:
ein Piratenbeutel, denn er hat jetzt im Hort Sport, und momentan muss alles im Piratenstyle sein
beste Freundin:
Muffs für ihre henkellosen Tassen, an denen man sich bei Heißgetränken immer die Finger verbrennt
Mann:
ein Fotoalbum mit Bildern aus den letzten Jahren, denn ich fotografiere zwar in unseren Urlauben und bei Ausflügen ziemlich viel, aber alle Bilder liegen nur digital auf meinem Rechner; außerdem Wadlwärmer, sprich: Stulpen, denn der Mann friert oft
Mutter des Mannes:
eine Clutch für die Oper oder fürs Theater oder Ausstellungen alles besucht sie leidenschaftlich gern
Vater des Mannes:
eine Kochschürze für seinen Plan, der größte Koch in Oberbayern zu werden
kleine Schwiegerschwester:
Handstulpen für den kalten Berliner Winter
ihr Freund:
ein gehäkeltes Etui für sein iPhone
große Schwiegerschwester und – bruder:
ein Sitzmöbel-Wohnzimmertischkasten-Ding, das sie anstelle des kleinen Beistelltisches aus Studentenzeiten vor ihr Sofa stellen können
kleine Nichte:
ein gestrickter Ball, damit sie mit ihren drei großen Brüdern und deren Fußballambitionen mithalten kann
kleiner Neffe:
ein Wolljäckchen; jetzt, wo ich Schrägen stricken kann, für mich ein Klacks
zwei große Neffen:
kriegen vom Mann und mir gemeinsam einen Stadionbesuch geschenkt
Onkel / Tante / Cousine:
überlasse ich dem Mann
alle:
Lavendel-Olivenöl-Seifen
    Ich durchwühle meine Kisten mit dem Handarbeitszeug, suche Wollknäuel und Stoffreste heraus und lege sie in einen leeren Karton. Zum Schluss schreibe ich eine Einkaufsliste für all die Dinge, die ich besorgen muss.
    Während ich vor einem Korb mit Stoffen sitze und ein schönes Stück Wildseide in der Hand halte, das perfekt für die Clutch für die Mutter des Mannes wäre, fällt mein Blick auf die Nähmaschine in ihrer Ecke. Obenauf: die graue Hose. Die unvollendete.
    Die nun wohl unvollendet bleiben wird, weil ich anderthalb Monate Weihnachtswahnsinn vor mir habe.

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Tag 311
Auf dem Weg zum Messie
    Meine Liste mit den Notizen, wer von mir was zu Weihnachten geschenkt bekommen soll, ist in den letzten Tagen zu einem regelrechten Kunstwerk geworden. Links und rechts habe ich zwei weitere Zettel angeklebt – weswegen es jetzt nicht mehr nur ein Zettel, sondern eine Art Ausklappschriftstück ist – und kleine Skizzen angefertigt, wie ich mir die einzelnen Geschenke vorstelle, zum Beispiel, wie die Clutch für die Mutter des Mannes aussehen soll oder was auf den Etiketten für die Seifenstücke stehen soll.
    Das Wetter ist jetzt so richtig schön schlecht geworden, perfekt für mein Arbeitspensum. In den nächsten Wochen werde ich an den Abenden und Wochenenden sowieso das Haus kaum noch verlassen. Ich muss stricken, nähen, basteln, häkeln, werkeln.
    Ich gehe mit dem Mann auf den Dachboden, um dort die Holzteile für das Geschenk für seine Schwester und ihre Familie zu holen: eine ein mal ein Meter große Pressspanplatte, vier ein Meter mal 40 Zentimeter große Pressspan-Seitenteile, ein ein Quadratmeter dicker Schaumstoff und vier Füße. Zusammengebaut ergeben die Teile einen Wohnzimmertisch/-hocker. Man kann sich draufsetzen, wenn alle Plätze auf Sofa und in Sesseln belegt sind, oder man kann ein Tablett darauf abstellen und darauf wiederum alles, was man so zum Sofasitzen braucht: ein Getränk, was zum Naschen. Der Schaumstoff ist gerade so dick, dass er bequem zum Sitzen ist, aber auch fest genug, um etwas abzustellen. Wir selbst haben ein solches Teil im Wohnzimmer stehen, ursprünglich standen beide in meiner Wohnung, bis der Platz knapp wurde und einer der beiden Kästen auseinandergebaut aufdem Dachboden verschwand. Wir hatten das Geschenk also quasi schon vorrätig. Aber einen Bezug muss ich noch nähen, und das allein ist ein Haufen Arbeit, wie ich vom Bezugnähen für unseren eigenen Wohnzimmerkasten weiß. Ich habe festen, gut waschbaren, rot-weiß gemusterten Stoff gekauft,

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