Hab ich selbst gemacht
aber in unserer Küche sieht es eher so aus, als würde ich gleich morgen all die leeren Tontöpfe bepflanzen und die Samentütchen in die Erde entleeren.
Also klopfe ich Erdreste aus den Tontöpfen und bringe sie auf den Dachboden; ich wasche die Plastikkärtchen, die in der Erde steckten, um darüber zu informieren, was sich im Topf befindet, gründlich ab. Ich verschließe die Tütchen mit den Zucchini-, Bohnen- und Auberginen-Samen sorgfältig und lege sie in eine alte Metall-Knäckebrotdose, damit sie trocken und dunkel lagern.
Außerdem habe ich ein paar eigene Samen getrocknet: Zum Beispiel vom Butternutkürbis – eine Kürbissorte, die mich beim ersten Mal fast umgehauen hat mit ihrem fruchtigen Geruch. Butternutkürbisse riechen eher nach Melone als nach Kürbis und sind in einem Risotto der absolute Knaller. Ich habe am Wochenende beim Kochen den Schlonz aus dem Kürbisinneren nicht einfach wie sonst mit leicht angeekeltem Gesichtsausdruck ausgekratzt und weggeworfen, sondern einen Löffel voll in ein Sieb getan und so lange abgespült und abgekratzt, bis die Samen sauber waren. Jetzt, nach ein paar Tagen auf einem Handtuch, sind sie trocken und kommen ebenfalls in die Knäckebrotdose. So wie auch die Samen der Kapuzinerkresse, die in den letzten Wochen nach und nach aus den Blüten entstanden sind. Man kann sie frisch essen, dann sind sie scharf, oder man kann sie wie Kapern sauer einlegen. Oder aber man trocknet die Samen und zieht im nächsten Jahr neue Kapuzinerkresse.
Alles stünde also bereit für ein weiteres Gartenjahr. Nur: Ich habe von meiner Vermieterin noch nichts gehört. Gäbe es aber ein nächstes Jahr da draußen auf dem Garagendach, würde ich auf jeden Fall früher anfangen. Ich würde mir ein kleines Frühbeet bauen oder am Küchenfenster eine Frühzucht anlegen. Dort könnten dann die Tomaten-, Kürbis- und Auberginenpflanzen schon austreiben und kräftig werden, bevor sie raus in den Garten kommen. Vielleicht sind sie dann auch widerstandsfähiger, und ihnen macht so ein verregneter Sommer wie der in diesem Jahr nichts aus.
Alle Geräte, die Handschuhe und meine Gartenschürze stecke ich in einen Baumwollsack, den ich ebenfalls auf den Dachboden bringe. Und dann sieht die Küche plötzlich aus, als wären hier niemals große Gartenschlachten geschlagen worden. Nichts weist mehr darauf hin, dass ich mich wegen des Wetters gegrämt und wegen der Raupen geärgert habe, dass ich Erdsack um Erdsack in Tontöpfe gefüllt und mich über die ersten beiden Blätter der Hokkaido-Pflanze wie ein kleines Kind gefreut habe. Dass ich zu Tränen gerührt war, als der erste murmelgroße Kürbis erschien oder sich die erste blasslila Blüte der Aubergine geöffnet hat. Das hier ist jetzt wieder eine normale Küche eines normalen Menschen, der kein Nervenflattern wegen einer ungünstigen Wetterlage bekommt.
Stattdessen wird hier wieder mehr gebacken werden, wie es sich im Winter gehört, und damit geht es an diesem Abend auch gleich los, ich habe nämlich vor, ein neues Brotrezept auszuprobieren. Im Brotbackbuch, das ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, gibt es ein weiteres Rezept für »Brot ohne Kneten«, das ich zwar gesehen, aber bislang ignoriert habe, weil ich mit meinem bisherigen Rezept so zufrieden war. Trotzdem bin ich neugierig, ob es wohl anders, vielleicht sogar noch besser schmeckt als mein Alltagsbrot.
Für dieses Brot wird frische Hefe verwendet, was zwar leckerer ist, aber für die Alltagstauglichkeit schon mal einen Minuspunkt gibt, weil ich meistens keine Frischhefe im Haus habe.
Ich rühre einen Vorteig aus Wasser, einer Prise Zucker, der Hefe und etwas Mehl zusammen und lasse das Gemisch kurz stehen. Es soll Blasen werfen – und tut das auch innerhalb von nur einer halben Stunde.
Im Rezept steht, dass der Teig für eine 900-Gramm-Kastenform reicht. Ich hole meine Kastenform aus dem Schrank und schaue sie kritisch an. Woher soll ich wissen, wie groß ein 900-Gramm-Brot ist? Oder ob das wohl in meine Backform passen wird? Ich schaue in mein Kuchenbackbuch, wie viel Gramm an Zutaten dort für den Zitronenrührkuchen benutzt werden, den ich stets in der Kastenform backe, und ich beschließe: Das wird schon passen.
Nachdem ich den Vorteig mit dem restlichen Mehl vermischt habe, fülle ich den Teig in die Form und stelle sie auf die Heizung, damit er ein kleines bisschen schneller aufgeht; es soll das Brot nämlich noch heute Abend geben, zusammen mit der anderen
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