Hab keine Angst, mein Maedchen
gemacht!« Sie drängte immer mehr, dass ich bei meinem Talent unbedingt an Turnieren teilnehmen sollte. Dafür brauchte man allerdings Eltern, die Auto und Pferdeanhänger besaßen. Und die außerdem so engagiert waren, Kind und Pferd zu den diversen Turnieren durchs Umland zu kutschieren.
Steve war wieder einmal der edle Retter. Er bot sich an, mich und Filou zu fahren. Ich brannte darauf, endlich Dressuren mitzureiten, und nahm seine Hilfe an. Unsere gemeinsamen Fahrten verliefen weit angenehmer als erwartet. Steve war schlau. Er textete mich nicht zu und hielt sich auf den Turnieren im Hintergrund. Ich beachtete ihn auch kaum. Ich war viel zu beschäftigt mit Filou und auf unsere Zusammenarbeit konzentriert. Das war eine gute Zeit.
Bis es zu dem Zwischenfall im Stall kam. Die Pferde waren tagsüber auf der Koppel. Ich hatte zwar keinen Stalldienst, aber Nicole hatte einmal Hilfe beim Ausmisten bei mir gut.
Ich ging in den Stall und suchte sie. Bevor ich nach ihr rufen konnte, hörte ich das Flüstern. Steves Flüstern. Ganz in meiner Nähe. Mich überfiel ein Gemisch aus Angst und Erregung. Am liebsten wäre ich wieder nach draußen gerannt, aber ich konnte nicht. Es zog mich weiter bis zur nächsten Box. Da konnte ich sie sehen. Steve saß in der Hocke an die Stallwand gelehnt und Nicole auf seinem Schoß. Das war keine Vater-Tochter-Umarmung. Das war spürbare Erotik. Nicoles Schultern waren entblößt. Ihre Lippen, ihre Augen. Sie sahen anders aus. Ganz fremd und verklärt. Sie waren gerade noch geküsst worden. Ich drehte mich um und lief weg. Zu dem Zeitpunkt war ich 14, genau wie Nicole.
Ich hatte keinen der beiden darauf angesprochen. Nicole ging mir von dem Tag an, so gut es möglich war, aus dem Weg. Und Steve umschleimte mich mit ekelhaften Freundlichkeiten. Seine Bemühungen waren eindeutig. Er hatte Angst und befürchtete, dass ich nicht den Mund halte.
Zurecht. Ich hatte ihn in der Hand. Und diesen Trumpf wollte ich ausspielen. Am liebsten hätte ich noch am gleichen Tag meiner Mutter die widerliche Stallszene unter die Nase gerieben. Ich brannte darauf, ihr an den Kopf zu schleudern, was für einen Mann sie geheiratet hatte. Einen, der auf junge Mädchen steht. Dem sie wahrscheinlich längst zu langweilig und zu alt geworden war. Der nur bei ihr blieb, weil Papa eine außergewöhnlich hohe Lebensversicherung für uns abgeschlossen hatte. Steve hatte sich an einen gewissen Luxus gewöhnt, den er sich von seinem Gehalt als Versicherungskaufmann niemals leisten könnte. Und er war eitel. Er liebte seinen Status als engagierter Patchwork-Vater und treuer Ehemann.
Aber meine Mutter war mit Lena verreist. Sie waren irgendwo an der See. Nicht nur für ein paar Tage, sondern für zwei Wochen. Ich zwang mich zum Warten, denn ich wollte dabei ihr Gesicht sehen.
In den Tagen lernte ich Chris kennen und verliebte mich in ihn. Das veränderte alles und drängte meine Familienprobleme in den Hintergrund. Sie waren mir nicht mehr wichtig. Meine Verliebtheit machte es mir auch leichter, auf die Turniere zu verzichten. Denn Steves Fahrdienste wollte ich auf keinen Fall länger in Anspruch nehmen. Ich hätte es nicht ertragen, stundenlang so nah neben ihm zu sitzen. Ich versuchte, Steve völlig auszublenden und vermied, mir Gedanken zu machen, ob es noch mehr Mädchen wie Nicole in seinem Leben gab. Das funktionierte fast ein Jahr lang. Bis zu meinem 15. Geburtstag.
Es sollte unsere erste Liebesnacht werden. Chris und ich hatten sie uns wunderbar ausgemalt und viel davon geträumt. Aber sie stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Wir konnten uns nicht wie geplant bei Chris treffen. Mama war mit Steve beim ›Alten Seemann‹ zu einer Feier eingeladen, und ich hatte Lena am Hals. Chris und ich trafen uns bei mir. Es war nun einmal unsere Nacht und nicht austauschbar.
Wir rechneten damit, bis weit nach Mitternacht allein zu sein. Aber Steve war früher nach Hause gekommen. Anscheinend hatte er sich mit Mama gestritten. Keine Ahnung. Ich habe niemals danach gefragt. Später.
Steve musste Chris und mich vom Garten aus beobachtet haben. In meinem Zimmer leuchtete ein Meer aus Kerzen. Steve konnte unseren ungeschickten ersten Beischlaf gut beobachten. Das musste ihn dermaßen aufgegeilt haben, dass die freigesetzten Hormone den Rest von Vernunft in seinem Gehirn gelöscht hatten.
Chris war gerade gegangen. Ich lag noch nackt auf meinem Bett. Da stand Steve in der Terrassentür. Er betrat ohne zu fragen
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