Hab und Gier (German Edition)
reich war – o je widi widi widi widi widi widi bum –, sondern auch, weil ich mich als Meisterfälscherin bewiesen hatte. Kein tüchtiger Beamter des Nachlassgerichts hatte auch nur den leisesten Verdacht an der Echtheit meines Werkes geäußert. Schade nur, dass mein Talent wohl nie wieder zum Zug kommen würde.
Am nächsten Tag brummte mir der Schädel. Seit ich mit Judith zusammenwohnte, war das bereits mehrmals vorgekommen. Als ich mich zwecks Regenerierung in der Badewanne entspannte, kam mir eine Idee: Um meine Freundin nicht zu brüskieren, würde ich zwar ein Testament verfassen und bei einem Notar hinterlegen, aber nicht ohne eine entscheidende Klausel: Sollte ich nämlich eines nicht natürlichen Todes sterben – wobei schon beim geringsten Verdacht eine kriminalistische Untersuchung angeordnet werden müsste –, würde die gesamte Erbschaft einer sozialen Einrichtung zufallen. Eine solche Formulierung war sicherlich die beste Lebensversicherung.
Ein paar Stunden später kaufte ich wieder großzügig für das abendliche Essen ein; zwar musste es nicht immer Kaviar sein, aber ich brauchte auch nicht mehr jeden Cent zweimal umzudrehen. Mit vollem Einkaufswagen näherte ich mich schließlich meinem Auto und kramte nach dem Schlüssel, den ich immer in die Hosentasche steckte. Dort war er aber nicht, ebenso wenig in meinem geräumigen Korb. Ich überprüfte die gesamten Besorgungen und wurde zusehends nervöser. Schließlich ging ich in den Supermarkt zurück und fragte, ob jemand einen Schlüsselbund gefunden und abgegeben habe. Auch hier hatte ich keinen Erfolg, und schon fürchtete ich, mit meinem schweren Einkauf im Nieselregen nach Hause laufen und den Ersatzschlüssel holen zu müssen.
Ich hatte Glück im Unglück. Eine Frau aus der Nachbarschaft hatte mein Missgeschick beobachtet und bot mir an, mich ein Stück mitzunehmen.
Erst als die nette Frau mich in der Biberstraße absetzte, realisierte ich, dass ja auch der Hausschlüssel fehlte. Kurz vor meiner Abfahrt war Cord mit Bella zu einem seiner langen Spaziergänge aufgebrochen, also konnte ich ihn auch nicht herausklingeln. Fluchend stellte ich den Einkaufskorb vor dem Eingang ab und lief durch den Garten zur Rückseite des Hauses, in der Hoffnung, dort eine unverschlossene Tür zu finden.
Natürlich stand die Terrassentür nicht offen, aber das Licht brannte im Wohnzimmer, wo eine Gestalt an Wolframs Sekretär saß. War mir mein Schlüssel entwendet worden, und der Dieb hatte keine Sekunde gezögert, hier einzubrechen? Woher aber wusste er meine Adresse? Ich überlegte noch fieberhaft, als Bellablock anschlug, und der Einbrecher sich umdrehte. Es war Cord mit einem kleinen Schraubenzieher in der Hand.
Einen Moment lang war ich beruhigt, dass wenigstens kein Fremder ins Haus eingedrungen war. Dann packte mich erneut die Panik. Was hatte Cord an Wolframs Sekretär zu suchen?
»Was machst du da?«, fuhr ich ihn noch auf der Schwelle an, ohne mich mit Erklärungen aufzuhalten, wo mein Wagen geblieben war und warum ich plötzlich vor der Terrassentür stand.
Verlegen stammelte Cord: »Judith hat…« Dann schwieg er einige Sekunden und fragte schließlich, wieso ich keinen Schlüssel hätte.
Ich schüttelte nur stumm den Kopf, dann nahm ich Cord sofort wieder ins Kreuzverhör.
»Judith hat gesagt, ich soll mal schauen, wo der Erbschein ist«, stotterte Cord und wurde rot wie ein junges Mädchen.
Tatsächlich hatte ich das amtliche Schreiben hier eingeschlossen und nicht oben in meinem Schlafzimmer. Wahrscheinlich hatte Cord dort bereits herumgeschnüffelt.
Ich war empört. »Das ist ein schwerer Vertrauensbruch!«, schnauzte ich ihn an. »Unter diesen Umständen möchte ich nicht länger mit euch unter einem Dach wohnen!«
Mit gesenktem Haupt verließ Cord den Raum und verbarrikadierte sich erst einmal in seinem Zimmer, Bella folgte ihm. Ob er jetzt auf der Stelle seinen Kram zusammenpackte? Irgendwie tat mir mein Ausbruch nun doch etwas leid, denn langsam wurde ich eher zornig auf Judith. Immerhin hatte Cord die bewusste Schublade nicht aufbekommen. Den zugehörigen Schlüssel hatte ich im Gegensatz zu allen anderen in meinem Nähkästchen aufbewahrt. War Judith wirklich eine Verräterin? Um mich abzureagieren, zog ich mir eilig den Mantel wieder an, um als Erstes zum Supermarkt zu laufen und mit dem Zweitschlüssel das Auto zu holen.
Mein Wagen stand noch brav auf dem Parkplatz und war zu meiner Verwunderung überhaupt nicht
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