HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
anzulächeln. „Sie würden mit mir schlafen, wenn ich Ihnen eine Niere spenden würde?“
„Sie wissen, wie es gemeint ist. Mir reicht’s. Ich schicke Ihnen das restliche Geld per Post.“
Sie drehte sich um und wollte gehen. Doch plötzlich stand er zwischen ihr und der Treppe. Wie um alles in der Welt war er so schnell dahin gekommen?
Seine dunklen Augen suchten ihre. Aus seinem Gesicht war aller Humor gewichen.
„Abendessen“, sagte er leise. „Ich habe von ein paar Abendessen geredet. Sie kochen jeden Abend, das rieche ich hier oben. Ich lebe seit Wochen nur von Tiefkühlkost und den übrig gebliebenen Menüs meiner Schwägerin. Das war es, was ich mit Handel gemeint habe. Und nur das.“
Obwohl er sie nicht berührte, spürte sie seine Nähe. Er war so viel größer als sie – eigentlich hätte sie Angst haben müssen. Gut, sie war ein bisschen nervös, aber das war etwas anderes.
Abendessen also … tja, das klang plausibel. Je länger sie darüber nachdachte, desto vernünftiger erschien ihr dieser Handel. Denn wer würde Sex erwarten, nur weil er einen billigen Reifen gekauft hatte?
„Tut mir leid“, sagte sie und senkte den Blick. „Ich dachte, Sie …“
„Das habe ich schon kapiert. Aber das wollte ich nicht. Ich würde niemals …“
Was würde er niemals? Mit ihr schlafen wollen? Nicht dass sie zurzeit diesbezüglich aktiv wäre oder es in naher und auch fernerer Zukunft vorhatte – aber warum war das für ihn so abwegig? Sie mochte nichts Außergewöhnliches sein, aber sie war ziemlich hübsch. Und intelligent. Und auf Intelligenz kam es doch an, oder?
Vielleicht hatte er eine Freundin. Vielleicht war er verlobt. Vielleicht war er schwul.
Über den letzten Gedanken musste sie schmunzeln. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass Walker schwul war.
„Beginnen wir noch mal von vorn“, sagte er. „Ich habe den Reifen gekauft, weil ich der Meinung war, dass Ihrer keinen weiteren Flicken mehr verträgt. Randy hat ihn mir für fünfundvierzig Dollar verkauft. Ich nehme den Kuchen und das Geld an. Sie können sich mit der Rückzahlung so viel Zeit lassen, wie Sie wollen. Vergessen Sie, was ich wegen des Abendessens gesagt habe, okay? Das mit dem Geld ist in Ordnung.“
Er machte alles richtig. Warum also hatte sie das Bedürfnis, mit ihm zu streiten?
„Einverstanden“, sagte sie.
„Dann haben wir eine Abmachung.“
Er nahm das Kuchentablett in die linke Hand und streckte ihr seine rechte entgegen, damit sie es mit einem Handschlag besiegeln konnten.
Sie legte ihre Hand in seine und nickte. „In Ordnung.“
Seine Finger waren warm und kräftig. Sie spürte ein leichtes Flattern in ihrem Bauch. Die unerwartete Reaktion ließ sie die Hand wegziehen und einen Schritt zurücktreten.
Die Gefahr hatte viele Gesichter. Diese spezielle war zu groß, zu stark und viel zu sexy für sie und ihren Seelenfrieden. Sie hatte immerhin noch dreizehn Jahre Zölibat vor sich. Mit Walker in ihrer Nähe würde es sich nicht gerade leichter durchhalten lassen.
Nicht dass sie sich nahe waren. Nein, so weit käme es noch.
„Ich, äh, sollte jetzt gehen“, murmelte sie und ging an ihm vorbei zur Treppe. „Lassen Sie sich den Kuchen schmecken.“
Sie eilte zurück in ihre Wohnung, schloss rasch hinter sich ab und lehnte sich dann an die Tür, bis ihr Herz aufhörte, wie verrückt zu klopfen.
Erst in diesem Augenblick bemerkte sie, dass sie die fünf Dollar, die sie ihm hatte geben wollen, immer noch in der Hand hielt. Unter gar keinen Umständen würde sie heute Abend noch einmal zu ihm nach oben gehen. Sie würde das Geld in seinen Briefkasten stecken.
Es war offensichtlich, dass sie um Walker einen großen Bogen machen musste. Oberflächlich betrachtet mochte er ein netter Mensch sein, aber eins wusste sie nach wie vor: Wenn sie sich zu einem Typen hingezogen fühlte, dann stimmte ganz sicher irgendetwas nicht mit ihm. Und im Moment konnte sie sich keine weitere Katastrophe mit einem Mann leisten. Sie bezahlte immer noch für die letzte.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
2. KAPITEL
Walker kam gar nicht erst dazu, an die Haustür seines Bruders zu klopfen. Kaum hatte er die Hand gehoben, wurde die Tür aufgerissen, und eine beeindruckend schwangere Penny kam – nun ja, watschelte – ihm zur Begrüßung entgegen.
„Du hast einen Werkzeugkasten mit“, sagte sie, während sie ihn so fest umarmte, wie es ihr großer Bauch zuließ. „Sag mir, dass Werkzeug drin ist. Richtiges
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