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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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einlochen sollte, mein lieber Kapitän. Sie laufen nur ein Risiko, wenn Sie Ihre Passagiere an Bord nehmen. Alles übrige ist Ihrem Gutdünken überlassen.»
    «Und wenn sie wieder bei Ihnen landen?»
    «Das ist ganz einfach. Ihnen gegenüber würde ich Sie beschuldigen und sagen, daß Sie mich betrogen haben. Ich würde ihnen einen Teil zurück vergüten und sie zum zweitenmal verfrachten. Die wissen ja doch, daß es keine einfache Reise ist.»
    «Und wo bleibe ich?»
    «Wahrscheinlich müßte man dem Konsulat irgendwie Bescheid geben.»
    «Aha.»
    «1200 Dollar sind heutzutage nicht zu verachten, Kapitän.»
    «Wann würde ich das Geld bekommen?»
    «Zweihundert, wenn Sie darauf eingehen, und tausend, wenn Sie verladen.»
    «Und wenn ich nun mit den zweihundert abhaue?»
    «Da könnte ich natürlich nichts machen», lächelte er. «Aber ich weiß, Kapitän, daß Sie so was nicht tun würden.»
    «Haben Sie zweihundert bei sich?»
    «Natürlich.»
    «Legen Sie sie unter die Untertasse.» Er tat es.
    «Schön», sagte ich. «Ich klariere morgen früh aus und laufe bei Dunkelheit aus. Also, wo laden wir?»
    «Was meinen Sie zu Bacuranao?»
    «Schön. Haben Sie alles arrangiert?»
    «Natürlich.»
    «Jetzt von wegen der Übernahme», sagte ich zu ihm. «Sie zeigen zwei Lichter auf der Landzunge, eins überm andern. Wenn ich sie sehe, halte ich darauf zu. Sie kommen in einem Boot raus und verladen vom Boot aus. Sie kommen selbst, und Sie bringen das Geld. Ich nehme auch nicht einen einzigen an Bord, bevor ich’s habe.»
    «Nein», sagte er. «Die eine Hälfte, wenn Sie mit laden anfangen und die andere, wenn Sie damit fertig sind.»
    «Schön», sagte ich. «Das ist recht und billig.»
    «Also ist alles klar?»
    «Ich denke ja», sagte ich. «Also kein Gepäck und keine Waffen, keine Pistolen oder Messer oder Rasierklingen, nichts von der Sorte. Darauf muß ich mich verlassen können.»
    «Kapitän», sagte Mr. Sing. «Haben Sie denn kein Vertrauen zu mir? Sehen Sie denn nicht, daß unsere Interessen sich decken?»
    «Sie werden sich vergewissern, ja?»
    «Bitte setzen Sie mich nicht in Verlegenheit. Sehen Sie denn nicht, daß unsere Interessen die gleichen sind?»
    «Schön», sagte ich zu ihm. «Um wieviel Uhr werden Sie da sein?»
    «Vor Mitternacht.»
    «Schön», sagte ich. «Ich denke, das ist alles.»
    «Wie wollen Sie das Geld?»
    «Hunderter sind mir recht.»
    Er stand auf, und ich beobachtete ihn beim Hinausgehen. Frankie lächelte ihm zu, als er ging. Mr. Sing würdigte ihn keines Blicks. Das war ein aalglatter Chink, und ob! Ein Kerl von einem Chink.
    Frankie kam an den Tisch zurück. «Na?» sagte er.
    «Woher kennst du Mr. Sing?»
    «Er verfrachtet Chinks», sagte Frankie. «Riesengeschäft.»
    «Wie lange kennst du ihn?»
    «Der ist seit etwa zwei Jahren hier», sagte Frankie. «Vor ihm hat jemand anders sie verschifft. Dann hat ihn jemand umgebracht.»
    «Irgendwer wird auch Mr. Sing killen.»
    «Sicher», sagte Frankie. «Warum nicht? Ein Riesengeschäft.»
    «Schönes Geschäft.»
    «Riesengeschäft», sagte Frankie. «Chinks verfrachten und niemals zurückkommen. Die anderen Chinks schreiben Briefe, daß alles aalglatt gelungen ist.»
    «Großartig», sagte ich.
    «Diese Sorte Chinks können nicht schreiben. Die reichen Chinks können alle schreiben. Essen nichts. Leben von Reis. Hunderttausend Chinks hier. Nur drei Chinkweiber.»
    «Warum?»
    «Regierung läßt sie nicht.»
    «Vertrackte Lage», sagte ich.
    «Machst du das Geschäft mit ihm?»
    «Vielleicht.»
    «Gutes Geschäft», sagte Frankie. «Besser als Politik. Viel Geld. Viel Riesengeschäft.»
    «Wie ist’s mit einer Flasche Bier?» sagte ich zu ihm.
    «Du machst dir keine Sorgen mehr?»
    «Teufel, nein», sagte ich. «Viel Riesengeschäft. Sehr verbunden.»
    «Gut», sagte Frankie und tätschelte mir den Rücken. «Das macht mich überaus glücklich. Ich will ja nur, daß du glücklich bist. Chinks sind ein gutes Geschäft, was?»
    «Großartig.»
    «Mich machen glücklich», sagte Frankie. Ich sah, er war dicht am Heulen, weil er so froh war, daß alles im Lot war. Darum tätschelte ich ihm den Rücken. Ein Kerl, dieser Frankie.
    Am nächsten Morgen war das erste, daß ich den Makler zu fassen kriegte und ihm sagte, er solle uns ausklarieren. Er wollte die Mannschaftsliste sehen, und ich sagte ihm: «Ist niemand.»
    «Sie wollen allein rüberfahren, Kapitän?»
    «Jawohl.»
    «Was ist denn aus Ihrem Steuermann geworden?»
    «Der ist auf

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