Haben oder Nichthaben
sein Kredit zu Ende war, würde er schon auftauchen, früher oder später. Donavan hatte mir erzählt, er sei am vergangenen Abend kurze Zeit über mit Johnson dagewesen, und Eddy hätte ihn auf Kredit freigehalten. Wir warteten, und ich fing an, es merkwürdig zu finden, daß Johnson nicht auftauchte. Ich hatte am Hafen Bescheid gesagt, man solle ihm sagen, er möchte an Bord gehen und dort auf mich warten, aber man sagte mir, er wäre nicht dagewesen. Na, ich dachte mir, daß er bis früh gebummelt hatte und vielleicht nicht bis so um Mittag rum aufgestanden war. Die Banken hatten bis 15 Uhr 30 auf. Wir sahen das Flugzeug ausfliegen, und so um 17 Uhr 30 war’s aus mit meiner guten Stimmung, und ich fing an, mir nicht zu knapp Sorgen zu machen.
Um sechs Uhr schickte ich Frankie rauf zum Hotel, um nachzufragen, ob Johnson da wäre. Ich dachte immer noch, daß er sich vielleicht irgendwo amüsierte oder daß er im Hotel war und sich zu schlecht fühlte, um aufzustehen. Ich wartete und wartete, bis es spät wurde. Aber ich machte mir nicht zu knapp Sorgen, weil er mir 825 Dollar schuldete.
Frankie war vielleicht etwas über eine halbe Stunde fort. Als ich ihn kommen sah, ging er schnell und schüttelte den Kopf.
«Er ist mit dem Flugzeug weg», sagte er.
Na schön. Da hatte ich’s. Das Konsulat war geschlossen. Ich hatte 40 Cents, und das Flugzeug war ja sowieso jetzt schon in Miami. Ich konnte noch nicht mal depeschieren. Eine Nummer, dieser Mr.
Johnson, wahrhaftig. Es war meine Schuld. Das hätte ich mir sagen können. «Na», sagte ich zu Frankie, «dann werden wir halt noch ein kaltes Bier trinken. Mr. Johnson hat sie bezahlt.»
Es waren noch drei Flaschen Tropical übrig.
Frankie war’s genauso schlimm zumute wie mir. Ich weiß zwar nicht warum, aber es schien mir so. Er schlug mir in einer Tour auf den Rücken und schüttelte den Kopf.
Also da hatte ich die Bescherung. Ich war pleite. Ich hatte 530 Dollar Bootsmiete verloren und mein Angelzeug, das ich nicht für 350 und mehr ersetzen konnte. Wie gewisse Leute, die so am Hafen herumlungerten, sich darüber freuen würden, dachte ich. Sicher würden ein paar conchs nur so strahlen. Und den Tag zuvor hatte ich 3000 Dollar abgelehnt, um drei Freunde auf die Keys zu befördern. Irgendwohin, bloß um sie aus dem Land rauszuschaffen. Schön, und was sollte ich jetzt tun? Ich konnte keine Ladung reinbringen, weil man Geld braucht, um Sprit zu kaufen, und außerdem steckt da kein Verdienst mehr drin. Die Stadt ist damit überschwemmt, und es gibt keinen, der kauft. Aber Scheiße noch mal, wenn ich pleite nach Hause fahre und den Sommer über in der Stadt rumhungere. Außerdem hab ich ja eine Familie. Die Klariergebühren hatte ich bezahlt, als ich einlief. Gewöhnlich bezahlt man den Makler im voraus, und er trägt einen ein und klariert einen aus. Verflucht noch mal, ich hatte noch nicht mal genug Geld, um Benzin zu tanken. Das war eine Scheißnachricht, und ob! Ein Scheißkerl, dieser Mr. Johnson.
«Irgendwas muß ich verfrachten, Frankie», sagte ich. «Ich muß etwas Geld machen.»
«Ich werde sehen», sagte Frankie. Er lungert so am Hafen rum und macht mal hier und mal da ‘ne Gelegenheitsarbeit und ist ziemlich taub und trinkt jeden Abend zuviel. Aber einen anhänglicheren oder gutherzigeren Kerl hat die Welt noch nicht gesehen. Ich kannte ihn, seit ich zum erstenmal hier gearbeitet hatte. Er hat mir oft genug beim Laden geholfen. Dann, als ich aufhörte, in Sprit zu machen und mit Vergnügungsfahrten und der Schwertfischjagd in Kuba anfing, sah ich ihn oft am Hafen und im Café. Er sieht ein bißchen blöd aus, und gewöhnlich grinst er, anstatt was zu sagen, aber das kommt davon, weil er taub ist.
«Du nimmst jede Ladung?» fragte Frankie.
«Gewiß doch», sagte ich. «Ich kann’s mir jetzt nicht aussuchen.»
«Alles?»
«Gewiß doch.»
«Ich werde sehen», sagte Frankie. «Wo finde ich dich?»
«Ich werd in der Perla sein», sagte ich zu ihm. «Ich muß was essen.»
In der Perla kann man für 25 Cents eine gute Mahlzeit bekommen. Alles auf der Karte ist 10 Cents bis auf Suppe, und die kostet 5 Cents. Ich ging mit Frankie zusammen bis dahin, und ich ging hinein, und er ging weiter. Bevor er ging, schüttelte er mir die Hand und klopfte mir noch mal auf den Rücken.
«Sorg dich nicht», sagte er. «Ich Frankie. Viel Politik. Viel Geschäft. Viel Trinken. Kein Geld. Aber guter Freund. Sorg dich nicht.»
«Bis nachher, Frankie», sagte ich,
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