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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Boot benutzen würde und ihn geschmiert hatte. Als wir näher kamen, konnte ich das Seegras riechen und den süßlichen Geruch von Gesträuch, den man auf dem Wasser dicht unter Land bekommt.
    «Steig vorne rauf», sagte ich zu Eddy.
    «Auf dieser Seite kannst du nicht auflaufen», sagte er. «Das Riff ist auf der anderen Seite, von wo du reinfährst.» Sie sehen, er war eben mal ein ordentlicher Kerl gewesen.
    «Paß auf», sagte ich, und ich steuerte an eine Stelle, wo ich wußte, daß sie uns sehen konnten. Ohne die Brandung konnten sie die Motoren hören. Ich hatte keine Lust zu warten, ohne zu wissen, ob sie uns sahen oder nicht, deshalb ließ ich die Positionslichter einmal aufblinken, nur das grüne und das rote und knipste sie dann aus. Dann drehte ich das Boot mit dem Bug seewärts, ließ es direkt außerhalb liegen und ließ die Motoren gerade nur ticken. So nah an Land war ‘ne richtige kleine Dünung.
    «Komm mal hierher», sagte ich zu Eddy, und ich gab ihm einen tüchtigen Schluck.
    «Spannt man’s erst mit dem Daumen?» flüsterte er mir zu. Jetzt saß er am Ruderrad, und ich hatte hinauf gelangt und hatte beide Behälter auf und die Kolben ungefähr sechs Zoll herausgezogen.
    «Ja, das ist recht.»
    «Junge, Junge», sagte er.
    Es war schon fabelhaft, was ein bißchen Alkohol bei ihm bewerkstelligte, und wie fix.
    Wir lagen da, und ich konnte weit weg durch das Gebüsch hindurch ein Licht vom Haus des Regierungsvertreters sehen. Ich sah die beiden Lichter auf der Landzunge niedergehen und eines von ihnen um die Landspitze rumkommen. Sie hatten wohl das andere ausgeblasen.
    Dann nach kurzem sehe ich ein Boot, das ein Mann wriggte, aus der kleinen Bucht auf uns zukommen. Ich konnte es daran erkennen, wie er sich vorwärts und rückwärts warf. Ich wußte, er hatte ein großes Ruder. Mir war’s nur recht. Wenn sie wriggten, das hieß: ein Mann. Sie kamen längsseit.
    «Guten Abend, Kapitän», sagte Mr. Sing.
    «Kommen Sie ans Heck und legen Sie breitseits an», sagte ich zu ihm.
    Er sagte irgend etwas zu dem Jungen, der wriggte, aber der konnte nicht rückwärts wriggen, darum packte ich das Dollbord und schob das Boot achteraus. Acht Mann waren im Boot. Die sechs Chinks, Mr. Sing und der Junge, der wriggte. Während ich das Boot nach achtern zog, wartete ich darauf, daß mir etwas den Schädel einschlagen würde, aber es geschah nichts. Ich richtete mich auf und ließ Mr. Sing sich am Heck festhalten.
    «Lassen Sie mal sehen, wie’s aussieht», sagte ich.
    Er reichte es mir, und ich nahm die zusammengerollten Scheine da hinauf, wo Eddy am Ruder saß und knipste die Kompaßlampe an. Ich besah sie mir sorgfältig. Es schien mir in Ordnung zu sein, und ich drehte das Licht aus. Eddy zitterte.
    «Gieß dir einen ein», sagte ich. Ich sah, wie er nach der Flasche langte und sie hochkippte. Ich ging zum Heck zurück.
    «In Ordnung», sagte ich. «Lassen Sie sechs an Bord kommen.»
    Mr. Sing und der Kubaner, der wriggte, hatten ihre liebe Not, das Boot so zu halten, daß es selbst bei der geringen Dünung nicht rammte. Ich hörte, wie Mr. Sing etwas auf chink sagte, und alle Chinks im Boot begannen aufs Heck zu klettern.
    «Einer nach dem andern», sagte ich.
    Er sagte wieder etwas, und dann kamen, einer nach dem andern, die sechs Chinks übers Heck. Es waren alle Längen und Größen vertreten.
    «Führ sie nach vorn», sagte ich zu Eddy.
    «Bitte, hier lang, die Herren», sagte Eddy. Ich wußte, bei Gott, der hatte einen ordentlichen gekippt.
    «Schließ die Kajüte zu», sagte ich, als sie alle darin waren.
    «Jawohl, Käptn», sagte Eddy.
    «Ich werde die anderen holen», sagte Mr. Sing.
    «Okay», sagte ich zu ihm.
    Ich setzte das Boot ab, und der Junge begann zu wriggen.
    «Hör mal», sagte ich zu Eddy. «Laß die Flasche in Ruhe, ja? Du bist jetzt mutig genug.»
    «Okay, Käptn.»
    «Was ist denn mit dir los?»
    «Das ist was nach meinem Geschmack», sagte Eddy. «Man zieht es einfach mit dem Daumen zurück, was?»
    «Du lausiger Süffel», sagte ich zu ihm. «Gib mir mal ‘n Schluck aus der Pulle.»
    «Nichts mehr da», sagte Eddy. «Tut mir leid, Käptn.»
    «Hör mal. Was du jetzt zu tun hast ist aufpassen, wenn er mir das Geld gibt und abhauen.»
    «Okay, okay.»
    Ich langte nach oben und nahm die andere Flasche und holte den Korkenzieher und zog den Korken raus. Ich nahm einen ordentlichen Schluck und ging wieder zum Heck, steckte den Korken fest hinein und legte sie hinter zwei mit Wasser

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