Haben oder Nichthaben
diesmal schlug er mit dem Gesicht nach unten auf dem Zementfußboden hin. Der vierschrötige junge Mann wandte sich an Professor MacWalsey.
«Okay, Doc», sagte er gastfreundlich. «Jetzt wird er Sie nicht weiter belästigen. Was hat er denn überhaupt gewollt?»
«Ich muß ihn nach Hause bringen», sagte Professor MacWalsey. «Ist ihm auch nichts passiert?»
«Bestimmt nicht.»
«Helfen Sie mir, ihn in ein Taxi zu setzen», sagte Professor MacWalsey.
Sie trugen Richard Gordon zwischen sich hinaus und setzten ihn mit der Hilfe des Chauffeurs in das alte T-Modell-Taxi.
«Sind Sie sicher, daß ihm nichts passiert ist?» fragte Professor MacWalsey.
«Ziehen Sie ihn einfach an den Ohren, wenn Sie ihn wieder zu sich bringen wollen. Gießen Sie ihm ein bißchen Wasser über. Passen Sie auf, daß er nicht wieder losgeht, wenn er zu sich kommt, daß er Sie nicht plötzlich anfällt, Doc.»
«Nein», sagte Professor MacWalsey.
Richard Gordons Kopf lag in einem merkwürdigen Winkel hintenüber auf dem Rücksitz des Taxis, und er gab ein schweres, raspelndes Geräusch beim Atmen von sich. Professor MacWalsey legte ihm seinen Arm unter den Kopf und hielt ihn so, daß er nicht gegen den Sitz stoßen würde.
«Wo geht’s hin?» fragte der Taxichauffeur.
«Nach der anderen Seite der Stadt hinaus», sagte Professor MacWalsey. «Am Park vorbei. Die Straße runter hinter dem Geschäft, wo sie Meeräschen verkaufen.»
«Das ist die Rocky Road», sagte der Fahrer.
«Ja», sagte Professor MacWalsey.
Als sie am ersten Café in jener Straße vorbeikamen, ließ Professor MacWalsey den Fahrer anhalten. Er wollte hineingehen und sich ein paar Zigaretten kaufen. Er legte Richard Gordons Kopf sorgfältig auf den Sitz und ging in das Café hinein. Als er herauskam, um wieder ins Taxi zu steigen, war Richard Gordon verschwunden.
«Wo ist er hin?» fragte er den Chauffeur.
«Das ist er da, die Straße rauf», sagte der Chauffeur.
«Fahren Sie ihm nach.»
Als das Taxi auf gleicher Hohe mit ihm anhielt, stieg Professor MacWalsey aus und ging auf Richard Gordon zu, der auf dem Fußweg entlangtaumelte.
«Los, kommen Sie, Gordon», sagte er. «Wir fahren nach Hause.»
Richard Gordon sah ihn an. «Wir?» fragte er und schwankte hin und her.
«Ich möchte gern, daß Sie in dem Taxi hier nach Hause fahren.»
«Gehen Sie zum Teufel.»
«Bitte, kommen Sie doch», sagte Professor MacWalsey. «Ich möchte gern, daß Sie sicher nach Hause gelangen.»
«Wo ist denn Ihre Bande?» fragte Richard Gordon.
«Was für eine Bande?»
«Ihre Bande, die mich so vermöbelt hat.»
«Das war der Rausschmeißer. Ich wußte nicht, daß er auf Sie losschlagen würde.»
«Sie lügen», sagte Richard Gordon. Er schwang seine Rechte gegen den rotgesichtigen Mann vor sich und schlug daneben.
Er glitt vornüber auf die Knie und stand langsam auf. Er hatte sich die Knie auf dem Fußweg aufgeschlagen, aber er wußte es nicht.
«Kommen Sie, stellen Sie sich», sagte er stockend.
«Ich schlage mich nicht», sagte Professor MacWalsey. «Sobald Sie ins Taxi steigen, werde ich Sie verlassen.»
«Gehen Sie zum Teufel», sagte Richard Gordon und ging die Straße hinunter.
«Lassen Sie ihn laufen», sagte der Taxichauffeur. «Der ist jetzt in Ordnung.»
«Glauben Sie, daß er wirklich in Ordnung ist.?»
«Teufel noch mal», sagte der Taxichauffeur. «Völlig.»
«Ich mach mir Sorgen um ihn», sagte Professor MacWalsey.
«Sie können ihn nicht ins Auto reinkriegen, ohne sich mit ihm zu prügeln», sagte der Taxichauffeur. «Lassen Sie ihn laufen. Dem geht’s ausgezeichnet. Ist das Ihr Bruder?»
«In gewisser Weise», sagte Professor MacWalsey.
Er beobachtete, wie Richard Gordon die Straße entlangtaumelte, bis er im Schatten der Bäume, deren Zweige herabhingen, um im Boden wie Wurzeln einzuwachsen, außer Sicht war. Was er dachte, als er ihm nachsah, war nicht gerade angenehm. Es ist eine Todsünde, dachte er, eine schwere Todsünde und eine große Roheit, und während meine Religion das Endresultat vielleicht billigen mag, kann ich selbst mir nicht verzeihen. Andererseits kann ein Chirurg während der Operation nicht von ihr Abstand nehmen, aus Angst, dem Patienten weh zu tun. Aber warum müssen alle Operationen im Leben ohne Betäubungsmittel ausgeführt werden? Wenn ich ein besserer Mensch wäre, hätte ich ihm erlaubt, mich zu verprügeln. Es wäre besser für ihn gewesen. Der arme, dumme Mensch. Der arme, heimlose Mensch. Ich sollte bei ihm
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