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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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gesehen, wie du’s mit ‘nem Eimer aufgemopt hast?» fragte er den großen schwarzen Barkellner.
    «Ja, Sir», sagte der Barkellner. «Häufig. Ja, Sir. Aber Sie haben nie gesehen, daß ich mich mit jemand geprügelt habe.»
    «Hab ich’s euch nicht gesagt?» sagte der rothaarige Veteran. «Mit einem Eimer.»
    «Dieses sieht mir ganz nach Galaabend aus», sagte der andere Veteran. Dann zu Richard Gordon: «Was sagst du, Kumpel, trinken wir noch einen?»
    Richard Gordon spürte, wie ihm das Bier zu Kopf stieg. Sein Gesicht, das ihm aus dem Spiegel hinter der Theke entgegenblickte, fing an, ihm fremd vorzukommen.
    «Wie heißen Sie?» fragte er den großen Kommunisten.
    «Jacks», sagte der große Mann, «Nelson Jacks.»
    «Wo waren Sie, bevor Sie hierherkamen?»
    «Ach, überall», sagte der Mann. «Mexiko, Kuba, Südamerika, überall.»
    «Ich beneide Sie», sagte Richard Gordon.
    «Warum beneiden Sie mich? Warum gehen Sie nicht auch arbeiten?»
    «Ich habe drei Bücher geschrieben», sagte Richard Gordon. «Jetzt schreibe ich eines über Gastonia.»
    «Gut», sagte der große Mann. «Das ist schön. Wie sagten Sie, wie war doch Ihr Name?»
    «Richard Gordon.»
    «Ach», sagte der große Mann.
    «Was soll ‹Ach› heißen?»
    «Nichts», sagte der große Mann.
    «Haben Sie jemals meine Bücher gelesen?» fragte Richard Gordon.
    «Ja.»
    «Haben sie Ihnen nicht gefallen?»
    «Nein», sagte der große Mann.
    «Warum?»
    «Das möchte ich lieber nicht sagen.»
    «Immer heraus mit der Sprache.»
    «Ich fand sie beschissen», sagte der große Mann und wandte sich ab.
    «Na, das scheint ja mein Galaabend zu sein», sagte Richard Gordon. «Dies ist mein Galaabend. Was haben Sie gesagt, was wollten Sie trinken?» fragte er den rothaarigen Veteranen. «Ich hab noch 2 Dollar bei mir.»
    «Ein Bier», sagte der rothaarige Mann. «Hören Sie mal, Sie sind mein Kumpel. Ich finde Ihre Bücher famos. Zum Teufel mit dem radikalen Scheißkerl.»
    «Sie haben wohl kein Buch bei sich, Genosse?» fragte der andere Veteran. «Ich würde gern eines lesen. Haben Sie je für Western Stories oder für War Aces geschrieben? War Aces könnte ich jeden Tag lesen.»
    «Wer ist denn der große Kerl da?» fragte Richard Gordon.
    «Ich sag Ihnen, der ist ein radikaler Scheißkerl, weiter nichts», sagte der zweite Veteran. «Das Lager ist voll von der Sorte. Wir schmeißen sie raus, aber ich sag Ihnen, die Hälfte der Zeit über können sich die meisten Kerls im Lager nicht darauf besinnen.»
    «Können sich nicht worauf besinnen?» fragte der rothaarige Mann.
    «Können sich auf nichts besinnen», sagte der andere.
    «Verstehen Sie mich?» fragte der rothaarige Mann.
    «Ja», sagte Richard Gordon.
    «Hätten Sie je gedacht, daß ich die wunderbarste kleine Frau auf der Welt habe?»
    «Warum nicht?»
    «Ja, die habe ich», sagte der Rothaarige. «Und das Mädchen ist verrückt nach mir. Sie ist wie eine Sklavin. ‹Gib mir noch eine Tasse Kaffee›, sage ich zu ihr. ‹Okay, Paps›, sagt sie. Und ich krieg ihn. Mit allem andern ebenso. Sie ist hingerissen von mir. Wenn ich eine Laune habe, ist es Gesetz für sie.»
    «Aber wo ist sie?» fragte der andere Veteran.
    «Das ist es ja», sagte der Rothaarige. «Das ist es ja, Kumpel. Wo ist sie?»
    «Er weiß nicht, wo sie ist», sagte der zweite Veteran.
    «Nicht nur das», sagte der Rothaarige. «Ich weiß nicht, wo ich sie zuletzt gesehen habe.»
    «Er weiß nicht mal, in welchem Land sie ist.»
    «Aber weißt du, Kumpel», sagte der Rothaarige, «wo sie auch immer ist, das kleine Mädchen ist treu.»
    «Das ist die Wahrheit, bei Gott», sagte der andere Veteran. «Darauf kannst du Gift nehmen.»
    «Manchmal», sagte der Rothaarige, «denke ich, daß sie vielleicht Ginger Rogers ist und daß sie zum Film gegangen ist.»
    «Warum nicht», sagte der andere.
    «Dann wieder seh ich sie auch einfach friedlich dort, wo ich zu Hause bin, auf mich warten.»
    «Sieht zu Hause nach dem Rechten», sagte der andere.
    «So ist es», sagte der Rothaarige. «Sie ist die beste kleine Frau auf der ganzen Welt.»
    «Hör mal!» sagte der andere. «Meine alte Mutter ist auch okay.» – «Das stimmt.»
    «Sie ist tot», sagte der zweite Veteran. «Wir wollen nicht über sie reden.»
    «Sind Sie nicht verheiratet, Kumpel?» fragte der rothaarige Veteran Richard Gordon.
    «Aber gewiß doch», sagte er. An der Bar, ein Stückchen weiter runter, ungefähr vier Leute weit entfernt, konnte er das rote Gesicht, die

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