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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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mit Spanischem Moos, Girlanden aus trockenem Laub, Preiselbeeren und verstreuten
Samenkapseln zu schmücken. Georgia war zwar ein wenig besorgt wegen der Zecken und Spinnen, die aus diesem ganzen Moos hervorgekrochen kommen könnten, aber sie musste doch zugeben, dass das Resultat wirklich hübsch war.
    Sie nahm ihre Kamera aus dem Sideboard. Leise pfeifend heizte das Blitzlicht sich auf. Sie machte gern Albumfotos vom Tisch in seiner ganzen Vollkommenheit, ehe die Meute hier durchtrampelte.
    Die Kaffeemaschine gurgelte und spuckte. Georgia bestückte ein Tablett mit Kaffee, Orangensaft und Cap’n Crunch-Frühstücksflocken und brachte es Little Mama, die immer noch wie gebannt vor ihrem Film saß. (In letzter Zeit war es ein Kampf, die Cap’n Crunch-Knusperflocken auf das Frühstück zu beschränken; Little Mama hätte sie mit Vergnügen dreimal täglich verspeist.) »Komm, wir müssen deinen Lippenstift in Ordnung bringen. Und Schuhe hab ich dir auch mitgebracht.«
    »Ich hab schon Schuhe an«, sagte Mama.
    »Nein, das sind Häschenpantoffeln. Das hier sind deine Schuhe.« Sie hielt sie hoch.
    Little Mama lächelte mit lippenstiftverschmierten Mundwinkeln. »Aber die hier halten mir die Füße warm.«
    »Die Damen kommen in einer Stunde. Du siehst sonst so hübsch aus. Da willst du auf unserer feinen Party doch nicht mit Häschenpantoffeln erscheinen. Komm, sei brav und zieh dir Schuhe an.«
    »Rede nicht in diesem Ton mit mir, junge Dame!«, fauchte Little Mama. »So groß bist du noch nicht, dass ich dich nicht übers Knie legen könnte.«
    »Okay.« Georgia betupfte Mamas Mundwinkel mit einem feuchten Waschlappen. »Halt still.«

    Mama riss den Kopf zur Seite. »Himmel, ich glaube, dich sticht der Hafer, Missy Jean!«
    »Schon gut, Mama. Tut mir leid.«
    »Immer wieder das Gleiche«, schimpfte Little Mama. »Ich hab’s so satt.«
    »Was hast du satt?«
    »Diesen verdammten Film. Sie zeigen immer denselben Teil. Keine Ahnung, was sie damit beweisen wollen.«
    Georgia warf einen Blick auf den Bildschirm. Man sah den Wolkenkratzer in einer riesigen Flammenwolke und Hubschrauber, die wie Libellen um ihn herumschwirrten. »Warte nur, gleich kommt Steve McQueen wieder.« Sie stand auf. »Ich muss mich umziehen.«
    Sie ging in die Küche und wählte Krystals Nummer. Es klingelte und klingelte. Das war merkwürdig, dachte Georgia, genauso merkwürdig wie das Besetztzeichen in der Bank. Wenn Rhonda auch nicht an ihrem Schreibtisch saß, musste sich doch der Anrufbeantworter einschalten. Was, zum Teufel, war heute los mit dem Telefon? Hoffentlich fummelte die Telefonfirma nicht ausgerechnet am Tag ihres Lunchs am System herum.
    Sie unternahm mehrere Ausflüge zur Gefriertruhe, um die verzinkte Wanne mit gemahlenem Eis zu füllen. Sie schleppte Tabletts mit ihren Lobster-Scallion-Shooters in den Kerzengläsern heran und drückte sie in dekorativen Reihen in das Eis, wie sie es auf dem Bild in Bon Appetit gesehen hatte. Der ganze Hummer hatte nur hundertdreißig Dollar gekostet (nur!), aber in so vielen kleinen Gläsern sah es nach einer satten Million aus. Ein einzelner leuchtend roter Hummer lag ausgebreitet in der Mitte, nur als Dekoration. In der Mitte des Tisches, von Spots angestrahlt, standen die Reihen
der Gläschen mit einem Klecks dunkelroter Sauce und einem grünen Zwiebelstiel. Es war ein beeindruckendes Arrangement.
    Georgia trat zurück, um den Anblick zu bewundern. Mädel, du hast dich selbst übertroffen. Manchmal hörte sie Daddys Stimme, wie er ihr gratulierte und die netten Dinge sagte, die er zu seinen Lebzeiten nie wirklich gesagt hatte. Daddy gehörte zu den Leuten, die in der Erinnerung angenehmer waren als im wirklichen Leben. Selbst Little Mama wusste nicht viel über ihn zu sagen, und sie war fünfzig Jahre lang mit ihm verheiratet gewesen. Georgia konnte nicht vergessen, wie unglücklich sie miteinander gewesen waren und wie sehr sie sich dauernd gestritten hatten. Sie hatte sich immer geschworen, reich zu sein, wenn sie erwachsen wäre, damit sie niemals einen Mann heiraten müsste, den sie nicht mochte.
    Und jeder, der dieses Hummerarrangement sähe, würde annehmen, dass sie tatsächlich reich sei. Das gefiel ihr – sie hatte den Bottoms ein wenig von ihrem alten Ansehen zurückgegeben. Sie wusste, dass es oberflächlich gedacht war, aber in ihren Augen zählte der äußere Schein mehr als alles andere.
    Apropos – wenn sie sich jetzt nicht umzöge, würde sie die ersten Gäste in

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