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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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feierlichen Gedenksendungen, aber beim Lunch erwähnte das Thema niemand. Krystal schuf die Waldszenen, die ja fast niemand gesehen hatte, noch einmal neu, und alle schwärmten, das Essen und die Dekoration seien besser als je zuvor.
     
    An der Roy-Moore-Front war alles ruhig, bis der Montgomery Adviser das Gerücht verbreitete, Moore wolle als Gouverneur für Alabama kandidieren. Brothers Besessenheit stieg wieder blubbernd an die Oberfläche. Er malte ein Schild, auf dem stand: »FRAGEN SIE MICH NACH DEM ELFTEN GEBOT«, und ließ sich von Sims Bailey nach Montgomery fahren. Am Abend war er in den Nachrichten auf Channel 12 zu sehen: Er stand mit seinem Schild auf den Stufen des Obersten Gerichtshofs. Die junge, rothaarige Reporterin
sagte, sie habe ihn nach dem Elften Gebot gefragt, aber seine Antwort sei »gewunden« gewesen.
    Kurz nach der Sendung rief Sims Bailey Georgia an, um ihr zu sagen, dass er allein nach Six Points zurückfahre. »Sie kennen Ihren Bruder genauso gut wie ich«, sagte er. »Er wollte nicht wieder in den Wagen steigen. Ich hab ihn angefleht, ich schwöre bei Gott, Miss Georgia, das hab ich wirklich getan. Aber da waren lauter Reporter, und er hat ihnen erzählt, er geht jetzt in Hungerstreik.«
    »Du machst Witze«, sagte Georgia.
    »Nein, Ma’am«, erwiderte Sims.
    »Das steht er keine zehn Minuten durch!«
    »Dachte ich auch. Ich bin zwei Stunden dageblieben, aber er rührt sich nicht von der Stelle. Er sagt, er bleibt da sitzen, bis sie die Gebote aus dem Gebäude räumen. Sie wissen ja, dass er dazu eine sehr entschiedene Ansicht hat.«
    Als Georgia mit dieser Neuigkeit zu Little Mama kam, sagte die: »Oh, Honey, fahr hin und hol ihn. Er hat den Verstand verloren.«
    »Das ist immer meine Aufgabe, stimmt’s?«, sagte Georgia.
    »Wen schlägst du denn sonst vor?«
    »Wie wär’s mit seiner nichtsnutzigen Freundin?«
    »Der traue ich nicht zu, dass sie am helllichten Tag nach Montgomery findet«, meinte Mama. »Und bei Nacht schon gar nicht.«
    Also stieg Georgia in den Wagen und fuhr los. Kurz nach neun Uhr abends kam sie am Obersten Gericht an. Brother saß oben auf der breiten Marmortreppe und hatte das Gesicht an sein »Elftes-Gebot«-Schild gelegt. In einem Wagen der Alabama State Police am Straßenrand saß ein einsamer Polizist und beobachtete ihn.

    Georgia hatte am Krystal Burger-Drive-in an der südlichen Umgehungsstraße haltgemacht und eine ganze Tüte mit den viereckigen Burgern gekauft, die Brothers Hungerstreik ganz sicher beenden würden. Er stürzte sich auf die Tüte. »Hast du mir einen Shake mitgebracht?«
    »Wir fahren auf dem Rückweg noch mal vorbei«, antwortete sie. »Komm, Brother, steig schon ein.«
    »Kommt nicht infrage«, sagte er und mampfte seinen Burger. »Ich verstoße gegen kein Gesetz, wenn ich hier sitze.«
    »Darum geht es nicht. Mama hat gesagt, ich soll dich nach Hause bringen.«
    »Hurra für Mama. Ich tu endlich mal etwas zum Wohl des Universums, und davon wird sie mich nicht abhalten.« Er war nicht betrunken. Er trank nicht mal. Saß nur da, verrückt wie eine Motte, die eine Glühbirne attackiert.
    »Und was genau, glaubst du, tust du hier?«, fragte Georgia.
    »Wir müssen diese Gebote loswerden, Georgie. Um unser aller willen. Das ist unbedingt notwendig. Verstehst du das nicht?«
    »Nein, wirklich nicht. Komm, steig ein und erklär’s mir.«
    »Heute Abend hab ich den Prozess in Gang gesetzt, diese Message durch die Medien zu verbreiten«, sagte Brother. »Das ist der Schlüssel, mit dem man eine Bewegung in Gang bringt: Man arbeitet mit den Massenmedien.«
    »Ich hab dich auf Channel 12 gesehen«, sagte Georgia. »Und ist irgendjemand gekommen, um dich zu unterstützen?«
    Er zuckte die Achseln. »Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.«
    »Komm, Brother. Guck dir den armen Polizisten da unten an. Ich wette, der muss so lange in seinem Wagen sitzen, wie du hier bist. Er ist schon den ganzen Tag da, oder?«

    »Yeah!«
    »Sei nett, Brother. Lass ihn nach Hause fahren, zu seiner Frau und seinem Abendessen. Lass ihn in seinem Kippsessel sitzen und seinen Hund streicheln.«
    Brother starrte sie eine ganze Weile an. »Niemand hält ihn auf«, sagte er dann. »Ich bin hier im Auftrag Gottes.«
    »Ja, aber du warst auch im Hungerstreik.« Sie raschelte mit der Burgertüte. »Lass mich den weiten Weg nicht umsonst machen.«
    »Das ist deine eigene Entscheidung.« Brother seufzte geräuschvoll. »Ich verspreche dir, ich werde sie

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