Haben Sie das von Georgia gehoert
hatte, er sei jetzt für Krystals Eingemeindungsplan. Sein Department müsse schon jetzt einen so großen Teil seiner Mittel auf East Over konzentrieren, hatte der Sheriff gesagt, dass man die Ortschaft auch gleich annektieren könne, damit die Stadt für die Kosten aufkomme.
Jimmy Lee Newton berichtete über diese Kehrtwendung auf der Titelseite des Light-Pilot, ohne zu ahnen, dass er nur deshalb am folgenden Donnerstag eine lange und lustvolle Kopf-bis-Fuß-Massage erhielt.
Die Tatsache, dass Jimmy Lee positiv über die Eingemeindung geschrieben hatte, entging Lon Chapman von der Bank nicht, nachdem Georgia ihm die Zeitung in die Hand gedrückt und ihn auf den Artikel hingewiesen hatte.
Ein paar Wochen später erzählte Lon ihr, er werde mit Vergnügen versuchen, Jackson Barnett seine Gegnerschaft auszureden. Georgia konnte ein triumphierendes Lächeln nur mit Mühe unterdrücken. Dass er in der Minderheit war, begriff Richter Barnett erst, als der Stadtrat sich mit sechs gegen zwei Stimmen für die Eingemeindung entschied. Die Volksabstimmung sprach sich – dank einer starken schwarzen Beteiligung – mit überwältigender Mehrheit ebenfalls dafür aus. Krystal war die Heldin des Tages. Six Points und East Over wurden friedlich miteinander vereinigt – okay, dreißig Jahre später als das restliche Alabama, aber die Gerechtigkeit dringt eben nicht immer zuerst in die hintersten Ecken. Und Georgia war stolz darauf, dass sie mitgeholfen hatte, es nach so langer Zeit doch noch zu bewerkstelligen.
Sie erzählte Krystal nie, wer all die Strippen gezogen hatte. Es war besser, sie in dem Glauben zu lassen, das alles sei ihr eigenes bürgermeisterliches Werk gewesen. Über Georgias
Privatleben wusste Krystal gerade genug, um nicht wirklich misstrauisch zu werden. Nach allem, was ihr bekannt war, hatte Georgia eine Affäre mit dem verheirateten Eugene und nebenher noch eine mit einem anderen geheimnisvollen Mann, dessen Identität sie nicht preisgab. Die Tatsache, dass dieser Schattenmann in Wahrheit aus fünf anderen Männern bestand, war ein Detail, das Krystal nicht zu kennen brauchte. Sie war Georgias beste Freundin, aber selbst dabei gab es Grenzen für jemanden mit Georgias Lebenswandel.
Sie hatte gehofft, sie könnte den freien Samstagabend mit Eugene Hendrix’ Nachfolger auf der Kanzel der First Baptist ausfüllen, und sei es nur aus historischen und symmetrischen Gründen. Ein paar Monate lang hatten Gastpfarrer und Laienprediger einander abgelöst, und dann schließlich kam ein neuer Pastor, ein harmloser alter Knacker namens Josiah Barker mit einer hausbackenen alten Ehefrau, der er offenkundig treu ergeben war.
Barkers schmuckloser Stil passte besser zur Gemeinde der First Baptist Church als die qualvoll suchenden Betrachtungen des armen Eugene. Barker war spezialisiert auf Moralpredigten, in denen Jagdhunde und Mamas Kekse vorkamen.
Es war nicht unbedingt notwendig, den Pastor der First Baptist auf ihrer Klientenliste zu haben, aber es hatte immer für ein gewisses Gleichgewicht zwischen Kirche und Staat gesorgt.
Der erste Mann, der ihr jemals ein Geschenk angeboten hatte, war Reverend Onus L. Satterfield gewesen, der Vater Billy Satterfields, der Krystals Freund auf der Highschool gewesen war (und mit Georgia nebenbei auch etwas gehabt
hatte, was Krystal aber nicht wusste). Onus war damals Mitte vierzig gewesen, sehr gut aussehend für einen so alten Kerl – und eifersüchtig auf seinen Sohn Billy, weil er mit der entzückenden Georgia herumtändeln konnte, die gerade erst siebzehn war. Eines Abends nach einem Campus Life-Meeting lauerte der lüsterne Pastor ihr auf und führte sie auf den Weg zur Pforte des Satans. Er war ein geiler Bock, raunte ihr Zweideutigkeiten ins Ohr, schmeichelte ihr und machte ihr Versprechungen.
Georgia konnte kaum so tun, als wäre sie unberührt, zumal er ihr in allen Einzelheiten schilderte, was sie mit Billy getrieben hatte.
Schon als junges Mädchen besaß Georgia eine praktische Ader. Sie sorgte dafür, dass Onus seine Versprechungen hielt, bevor er Hand an sie legen durfte. Niemand außer ihnen beiden wusste etwas davon. Im Lauf der Zeit schenkte Onus ihr eine Menge Bargeld. Als er einen Schlaganfall erlitt und sich zur Ruhe setzen musste, war es nur natürlich, dass Georgia ihre Samstagabende fortan seinem jungen, hübschen Nachfolger widmete.
Aber jetzt war auch das Vergangenheit und Eugene für immer fort. Georgia fühlte sich rein und keusch wie eine
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