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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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Touren bringen konnte.
    Die weißen Jungs, mit denen sie befreundet war, waren langweilig: Ernie Woolward, Jeff Bright, Denny Ray. Alberne, uninteressante Jungs: Autos, Football und wieder Autos. Skiff dagegen war dunkel und geheimnisvoll und konzentrierte sich ganz auf Georgia, auf ihren Mund, ihre Lippen. Ihre Beine. Ihre Brüste. Auf jeden Zollbreit ihres Körpers. Seine warmen braunen Finger berührten ihre weiße Haut. Und sie liebte es, sich mit ihm herumzudrücken und beinahe erwischt zu werden – von ihrem Vater, ihrer Mutter, von x-beliebigen Leuten am Rand von Hull’s Parkplatz und einmal von einem Farmer an ihrem geheimen Platz bei der Welsfarm. Sie fuhren mit dem LTD in den tiefen Schatten dreier gewaltiger Eichen, durch ein Brombeergestrüpp verborgen und von der Straße aus unsichtbar. Durch die Frontscheibe hatten sie einen schönen Blick auf den Teich und das
gefiederte Schilfrohr am sumpfigen Ufer. Sie hörten Duran Duran und Air Supply und gaben sich Zungenküsse, bis die Kiefer schmerzten.
    Mama wusste, dass es einen Jungen gab, aber sie wusste nicht, wer es war. Georgia war nicht mutig genug, um es ihr zu erzählen. Aber gern malte sie sich aus, wie hysterisch Mama werden würde, wenn sie es je erfahren sollte.
    Als sie »es« dann wirklich taten, genügte ein einziges Mal. Viel fruchtbarer als ein geiler Junge und ein achtzehnjähriges Mädchen konnte man ja nicht sein. Fünf Wochen später, in der zweiten Stunde – Amerikanische Geschichte –, verspürte Georgia plötzlich einen Brechreiz. Auf der Mädchentoilette über die Kloschüssel gebeugt, erlebte sie den tödlichen Augenblick der Erkenntnis.
    Sie war schon zwei Wochen über der Zeit, aber sie hatte versucht, nicht daran zu denken, und für einen oder zwei Tage war es ihr fast gelungen. Sie hatte angenommen, Skiff habe ein Gummi benutzt, aber genau wusste sie das nicht, denn sie war in dem Augenblick so selig abgelenkt gewesen.
    Diese Sache war so ernst, dass sie es nicht mal Krystal, ihrer besten Freundin, erzählt hatte. Eine Schwangerschaft erschien ihr sehr viel rebellischer, als ihr lieb war.
    Da sie wusste, von wem das Baby stammte, gab es nur zwei Möglichkeiten: Sie ließ es sofort wegmachen, oder sie versteckte sich irgendwo, bis sie es zur Welt gebracht hätte. Sie lief nur deshalb nicht sofort weg, weil sie wusste, was für Sorgen Mama sich machen würde, wenn sie ohne ein Wort verschwände. Sie hatte nichts dagegen, Little Mamas Empörung zu wecken, aber Angst machen wollte sie ihr nicht.
    Irgendwann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und erzählte es Skiff. Er bekam so große Augen, dass sie wider
Willen lachen musste. Das machte ihn wütend – er dachte, sie mache sich über die Situation lustig.
    Sie konnte nicht fassen, dass er die Frechheit besaß, wütend auf sie zu sein, nachdem er es war, der sie in diesen Zustand gebracht hatte. »Ich lass es wegmachen«, fauchte sie, obwohl sie eigentlich nicht glaubte, dass sie so etwas tun könnte. »Das geht in Mobile. Ich brauche vierhundert Dollar.«
    »Das kannst du nicht«, sagte Skiff. »Vergiss nicht, es ist nicht nur dein Baby.«
    »Oh, das vergesse ich schon nicht«, erwiderte sie. »Aber zufällig ist es in meinem Bauch, nicht in deinem. Und wenn du glaubst, ich werde es kriegen, dann hast du sie nicht mehr alle.«
    »Warum denn nicht?«
    »Was glaubst du wohl, warum nicht? Schau dich doch an. Schau in den Spiegel.« Vielleicht war das gemein, aber Georgia war nicht in der Stimmung, nett zu sein.
    »Du musst es kriegen«, sagte Skiff. »Gott hat es da reingetan. Wir können nichts machen.«
    »Das war nicht Gott, Skiff. Das warst du ganz allein.«
    Sein Gesicht erstarrte. Einen Moment lang hatte sie fast Angst vor ihm. Schließlich fragte er: »Bist du denn sicher?«
    Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er meinte. »Ob ich sicher bin?«, platzte sie heraus. »Was willst du damit sagen? Los, sprich es aus. Trau dich.«
    »Ach, sei still«, brummte er. »Du weißt, was ich meine.«
    »Glaubst du, ich bin eine Schlampe, weil ich es mit dir getan hab?«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Aber gedacht.«

    »Nein, gar nicht.«
    »Du warst der Erste, Skiff«, log sie. »Du bist der einzige Junge, mit dem ich je zusammen war.«
    »Wir könnten irgendwo andershin gehen und heiraten«, sagte Skiff. »Wir könnten in den Norden gehen. Da gibt’s viele solche Leute.«
    »Was für Leute?«
    »Weiße mit Schwarzen, die heiraten.«
    »Woher weißt du

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