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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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das?«
    »Hab ich gehört«, sagte er. »Es ist okay, wenn du in Chicago bist oder in Detroit.«
    »Du willst mich wirklich heiraten, Skiff?«
    Er wurde sehr still. Obwohl er das Wort »heiraten« zuerst benutzt hatte, verschlug es ihm die Sprache, als er es jetzt von ihr hörte.
    »Ich hab’s auch nicht angenommen«, sagte sie. »Keine Angst. Ich will dich auch nicht heiraten.«
    Er zog die Stirn kraus. »Ich mach’s, wenn du das willst.«
    Verdammt, dachte sie, das ist mehr, als Danny Ray gesagt hätte.
    Skiff wollte ein Baby genauso wenig wie Georgia – daran ließ er keinen Zweifel –, aber es sehe verdammt so aus, als hätten sie eins gemacht, sagte er, egal, was sie jetzt davon hielten. Wollte sie es wirklich umbringen? Nach langen Diskussionen im LTD beschlossen sie, einen Ort zu finden, wo Georgia sich verstecken könnte, bis sie es zur Welt gebracht hätte, und es dann zur Adoption freizugeben.
    Zum Glück waren es nur noch drei Wochen bis zum Examen. Der Talar verhüllte Georgias zunehmenden Bauchumfang. Die anderen Kids verschwanden, zum Teil zu ihren Sommerjobs, zum Teil in die Ferien. Georgia erzählte überall,
sie fahre zu einer Cousine nach North Carolina. Krystal war damals noch nicht so neugierig. Sie war so aufgeregt bei dem Gedanken daran, im Herbst zum Auburn College zu gehen, dass sie es überhaupt nicht bemerkte, als ihre beste Freundin ihr ins Gesicht log.
    Am Tag vor ihrer Abreise ging Georgia zu Little Mama, die an ihrer Telefonvermittlung saß. Es waren die achtziger Jahre, und inzwischen war ganz Six Points an das Direktwahltelefonnetz angeschlossen und Little Mamas einstmals brummende Telefonvermittlung zu einem zentralen Telefonauftragsdienst geschrumpft, der noch fünf Kunden bediente: zwei Ärzte, das Bestattungsinstitut, den Drugstore und den Krankenwagendienst.
    Mama blickte nicht von ihrer Schalttafel auf. Sie nahm weiter Nachrichten entgegen, als Georgia ihr gestand, sie sei in der neunten Woche schwanger von einem Jungen, dessen Namen sie nicht nennen wolle. Sie fahre jetzt nach North Carolina zur Tante dieses Jungen. Sie habe vor, das Baby dort zur Welt zu bringen und dann wegzugeben.
    »Und was dann?«, fragte Little Mama.
    »Dann komme ich wieder nach Hause, denke ich. Wenn es dir recht ist.«
    »Du bist jederzeit willkommen.« Mehr sagte Little Mama nicht, und Einzelheiten wollte sie nicht wissen.
    Als sie Georgia zur Bushaltestelle neben der Texaco-Tankstelle brachte, reichte sie ihr zweihundert Dollar und meinte, es sei gut, dass Daddy schon tot sei, denn das hier hätte ihn ganz sicher umgebracht.
    Georgia machte ein ernstes Gesicht, aber sie dachte: Liebe Lady, wenn du wüsstest, was ich getan habe und mit wem, und wenn du wüsstest, welche Farbe dein Enkelkind haben
wird – verdammt, du wärst sehr viel wütender, als du jetzt bist.
    Sie unterdrückte den Drang, mit der Wahrheit herauszuplatzen, brachte es nicht über sich, Little Mama so sehr zu verletzen. Also steckte sie das Geld ein und hielt den Mund.
    Little Mama bemerkte nicht einmal, dass der Bus nach HATTIESBURG fuhr, in die entgegengesetzte Richtung, und nicht nach North Carolina. Georgia war stolz darauf, dass ihr dieses Täuschungsmanöver gelungen war: Sie wollte nach Westen, zu Skiffs Tante Ree in Laurel, Mississippi.
    Rees richtiger Name lautete, Eureka Blanchard. Sie war eine vergnügte dicke Mama mit einer Vorliebe für Riunite-Roséwein und Männer, die vor Kurzem aus dem Knast gekommen waren. Während der ganzen Zeit, die sie in Rees Haus verbrachte, fürchtete Georgia um ihr Leben. Krystal schrieb sie Briefe und erzählte ihr, wie schön und friedlich es in North Carolina und was für eine reizende Lady die Cousine sei, die sie zu Empfängen und Nachmittagstees in die besten Häuser der Stadt mitnehme.
    Rees Haus stand in einer abgelegenen Sackgasse zwischen düsteren Amberbäumen am Rand eines Viertels, in dem die Leute Müll auf den Boden warfen, den niemand wieder aufsammelte. Man wusste nie, wessen Auto es war, das da freitagabends um elf rumpelnd und dröhnend die Straße entlanggefahren kam. Oft war es ein riesiger, tough aussehender schwarzer Brother, der zu Ree wollte. Georgia kauerte dann in ihrem Zimmer, schlang die Arme um ihren dicken Leib, und malte sich in grellen Farben aus, was im Wohnzimmer vor sich ging, während sie hier zu schlafen versuchte: Natürlich wurde Marihuana geraucht – der Geruch wehte unter der Tür hindurch – und viel gevögelt, und neben dem
Riunite

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