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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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    Herrgott, warum hängt es immer an mir?
    Ruf die alte Lady heute Abend an. Sie muss begreifen, dass es keinen Grund gibt, auch nur daran zu denken, den Jungen herzuschicken. Das wird niemals funktionieren, weder für ihn noch für mich noch für sonst jemanden.
    Irgendwo musst du eine Grenze ziehen.

9
    Das Klingelzeichen im Hörer klang seltsam und wie unter Wasser, ein nostalgischer Froschgesang, als wäre New Orleans nicht nur an einem anderen Ort, sondern auch in einer anderen Zeit. Dieser Klang weckte Georgias Sehnsucht, diese Stadt in der Wirklichkeit zu durchforschen, nicht nur in Filmen und Büchern, die exotischen Gerüche einzuatmen und das Dröhnen der Musik in der Luft zu spüren. In allen Texten, die sie über New Orleans gelesen hatte, war die Rede vom Geruch des Flusses, vom würzigen Essen und von der Musik. Geh einfach irgendeine Straße entlang, hieß es immer, und die ausgelassene Musik flutet von allen Seiten auf dich zu. Manchmal, wenn die Sehnsucht sie übermannte, zog sie ihr Chef-K-Paul-Loui siana-Kochbuch hervor und bereitete ein Gericht zu, das ein Pfund Butter und je einen Viertelteelöffel von siebenundzwanzig verschiedenen Pfeffersorten verlangte und an dem man sich den Mund verbrannte. Der erste Bissen eines Creole Shrimp Jambalayas genügte, um sie in ihrer Fantasie an einen weiß gedeckten Tisch mit Blick über den Jackson Square zu versetzen.
    Jemand nahm den Hörer ab und fummelte damit. Ein paar Sekunden lang klapperte es nur, und dann näselte die zittrige Stimme einer alten Frau: »Hallo?«
    »Hey, hier ist Georgia Bottoms. Kann ich mit Miz Eugenia Jordan sprechen, bitte?«
    Sie wusste natürlich, dass sie schon mit Eugenia sprach, aber bei alten Leuten durfte man an Höflichkeiten nicht sparen. Alles, was sie besaßen, war genug Zeit, um herumzusitzen und über die Unzulänglichkeiten der Jugend zu sinnieren.

    »Ich bin Eugenia«, sagte die zittrige Stimme.You-Dschinn-Ya. »Wer spricht da noch mal?«
    »Georgia Bottoms. In Six Points.«
    »Sorry, Baby, aber ich kann Sie nicht hören. Lassen Sie mich mal diesen Krach ausknipsen.«
    Eugenia legte den Hörer zu Seite. Der Fernseher lief so laut, dass Georgia hören konnte, wie Regis Philbin sagte: »Das ist doch lächerlich!« und wie das Publikum lachte. Dann brach der Ton ab. Georgia überlegte, wie lange es her war, dass sie jemanden gekannt hatte, der aus dem Sessel aufstehen musste, um einen Fernsehapparat auszuschalten.
    »So!«, meinte die Lady. »Wer, sagten Sie, ist da?«
    Geduldig erklärte Georgia alles, und jetzt sagte Mrs. Jordan: »Oh, hallo, wie geht’s denn, Baby? Wie geht’s so? Unglaublich, dass Sie meinen Brief so schnell gekriegt haben.«
    »Er ist heute gekommen«, erklärte Georgia. »Ich hab Sie sofort angerufen.«
    »Na, wissen Sie, ich hör immer, wie die Leute sich über die Post beschweren«, sagte Eugenia. »Aber ich kapier ehrlich nicht, wie sie das schaffen. Ich hab ihn erst vorgestern unten an der Ecke hier in Na’walyins in den Kasten geworfen. Und jetzt haben sie ihn schon bis zu Ihnen raufgebracht?«
    »Ja, das ist wirklich ein guter Service«, antwortete Georgia.
    »Wie geht’s euch denn da oben? Ist’s auch so heiß wie hier bei uns?«
    Georgia ließ sich ein paar Minuten lang auf alle möglichen »Wie geht’s?«-Fragen und Wettervergleiche ein, bis sie schließlich eine Lücke entdeckte und sich sofort hindurchzwängte: »Also, Miz Jordan, der Grund, weshalb ich Sie anrufe  – na ja, es tut mir einfach so leid wegen Ree. Was ist denn passiert? Warum hat man sie denn eingesperrt?«

    »Ich weiß es nicht genau. Sie haben versucht, mir zu sagen, was los war, aber es ist mir nicht klar geworden.«
    »Wie lange muss sie sitzen?«
    »Zwei Jahre, haben sie gesagt, aber vielleicht braucht es nicht so lange zu sein. Mein Enkel Larue sagt, nächstes Jahr Ostern ist sie wieder draußen, wenn sie drinnen nichts falsch macht.«
    »Weil ich nämlich hier oben ganz allein bin, wissen Sie«, sagte Georgia. »Ich bin unverheiratet und im Moment so gut wie arbeitslos« – was formal gesehen stimmte –, »und ich muss mich hier in Six Points um meine Mama und meinen Bruder kümmern, die beide behindert sind« – was Brother genauso gut sein könnte, wenn man sich überlegte, zu was er eigentlich taugte –, »und ich will gern versuchen, Ihnen mehr Geld zu schicken, aber im Moment ist es für mich auch ein bisschen schwierig.« Sie hatte diese Taktik im Voraus

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