Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
gegangen.
Professor, 1907
Das Merkwürdige bei Hitler, wissen Sie, ich bin oft intelligenten, selbständig denkenden Menschen begegnet. Einer sagte mir: » Ich bin hingegangen und hab’ mir fest vorgenommen: Der kriegt mich nicht! Und dann war ich da, und da war ein Einfluß, da war nichts mehr zu machen.«
Schlachter, 1919
Hitler?– Ob ich den gesehen habe? Im Krieg so– nein. Vorher, 1934 unten in Nürnberg. Da fuhren sie ja alle hin, man war ja begeistert. Aber gewundert hat man sich doch, er hat alles versprochen, wie wollt’ er das bloß halten? Deutschland war ja doch man so klein wie ’n Knopp, wenn man dagegen Rußland sieht…
Ja, ich saß neben dem breiten Gang, und Hitler ging direkt an mir vorbei. Er grüßte denn so: [Geste].
Hitler– wir kannten ja doch nur den einen Mann, und was er sagte, das galt.
Schulrat, 1895
Ich habe bis kurz vor der » Machtübernahme« gegen Hitler offen gesprochen, in Versammlungen der Deutschen Volkspartei– und dann bekam ich meine Schwierigkeiten. Da sagte ich mir– ich bleib im Amt!: Da mußt du die » Bewegung« und den Führer kennenlernen. Also schloß ich mich als » Wilder«, sagen wir, als zahlender Gast, 1934 den Nürnbergpilgern zum Reichsparteitag an: Es war eine billige Fahrt, und ich sah den Führer von einer Tribüne der SS aus, auf 30 Schritt Entfernung. Die Tribünenkarte hatte 5 Mark gekostet, und da sah ich also den Führer 30Schritt vor mir, länger als 2 Stunden, während des Vorbeimarsches der politischen Leiter, abends beim Fackelschein. Bevor Hitler kam, vollzog sich der Aufmarsch der » Schlachtenbummler«. Die Schlachtenbummler waren vornehme Herren, Prinz August Wilhelm war auch dabei. Woher ich das weiß? Er stand mir auf 40Schritt gegenüber. Ich höre noch die donnernden Verhöhnungsrufe: » Auwi! Wir wollen Auwi sehn!« Verhöhnung! Alles juchzte, alles, und die Polizei schritt ein, aber da brach es unter den vielen hundert » Stehschauern« an anderer Stelle los: » Auwi!«, und die Leute hielten sich den Bauch vor Lachen. Ich war ja eine Stunde vor Beginn des Spektakels da, das mußte so sein.
Ja, und dann ging es los: » Heil! Heil!« Es war nichts kaputt, so nicht, aber unsere Sprache hat ja für dasselbe Wort verschiedene Bedeutungen– und dann rollte der Wagen an, bei Fackelschein, und das war imponierend, und dann hielt der Wagen vor mir, ich hatte die beste Sicht. Die Menge brauste, als wenn der Heilige Geist vom Himmel herniedergefahren war. Der Führer stand auf: Es brauste noch lauter. Und dann, ja, nun glauben Sie mir nicht mehr! Da stand der Führer auf und wischte mit der Hand über die Menge, das hieß: » Schweig und verstumme!« Und alles verstummte, und da kamen sie, die Kohorten der ungekrönten, aber tatsächlichen Majestät, die politischen Leiter, und sie marschierten zwei Stunden, und Sie hätten eine Nadel fallen hören können: Da stand eine gebändigte Masse, gebändigt von der Hand des einen Mannes, der tatsächlich sich als Führer präsentierte… Zwei Stunden reckte der Führer seinen Arm. Wenn er ihn bewegte, das war wie ein Blitz. Glauben Sie mir, wie ein Blitz. Ich war benommen–
Am nächsten Tag fuhr ich auf die Alp… Ich sagte mir: Gott und der Teufel, das sind mächtige Dinge, und nun hast du einen von den beiden gesehen, erlebt. Ein Dämon in Gestalt! » Ich werde sie zerschmettern.« Der Mann hatte das Zeug dazu! Wir sind alle mit zerschmettert worden.
Maschinenarbeiter, 1911
Ich selbst hab’ den Hitler gut gekannt. Und ich war mit ihm auch sehr zufrieden. Der war immer freundlich. Ich bin ein paarmal mit ihm zusammengekommen, und er war immer sehr nett und aufgeschlossen. Gekannt hab’ ich ihn von der Partei aus.
Kfm. Angestellter, 1928
Ein Geraune ging durch die Bevölkerung: Der Führer kommt, und das machte viele neugierig. So stand der ganze Bahnhof voller Menschen, die glaubten, nun kommt der Führer. Dann kam eine mit Maschinengewehren bestückte Lokomotive, und ein Gewirre entstand von Gruppenleitern, und aus einem dieser Wagen sah man den Kopf des Führers, der den Arm siegreich herausschob und eine kurze Zeit mit einem offensichtlich wichtigen Amtsleiter sprach.
Er war nicht beliebt. Nur vereinzeltes Heil-Hitler-Geschreie. Aber Gestoße: Jeder wollte ihn sehen. Aber dann war das schon wieder vorbei. Ein ähnlicher Besuch von Hindenburg war wesentlich großartiger.
Historiker, 1924
August 1934.– Wir hatten eine Ostpreußentour gemacht und fuhren zum Gut Neudeck, wo
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