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Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Titel: Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Adolf zu verdanken, sondern meiner Intelligenz. Lieber 5 Minuten feig und 50 Jahre leben.
    Als ich dem seine Hand schüttelte, dachte ich: Wenn ich überleben will, dann darf ich nicht allen Befehlen von dem gehorchen.
    Bildhauer, 1900
    Ich war in den ersten beiden Kunstausstellungen, die das Dritte Reich gemacht hat, in der Jury. In der Jury waren noch drei, vier andere, und da gab es überhaupt keine nationalsozialistische Kunstauffassung, wir haben als Künstler ausgesucht, was uns für die Ausstellung würdig erschien. Da kam die Käthe Kollwitz mit ihren Arbeiten, und die haben wir selbstverständlich angenommen.– Und da kam dann Hitler mit seinem Gefolge und sieht unsere Arbeit und sagt nur: Bitte, meine Herren, denken Sie an die soziale Situation der Künstler, seien Sie nachsichtig. Das war alles, was er sagte.
    Ehemaliger SS-Offizier
    Unser ganzer Offizierslehrgang 1936 wurde beim Parteitag 1936 auf der Burg in Nürnberg dem Führer vorgestellt, jeder einzeln, wir waren frisch befördert, waren angetreten, er kam: » Das ist Schulze, Meier, Sowieso…« Und er ging da lang, hielt eine kurze Rede, und er sagte: »Ihr seid hier, nicht wahr, erzogen worden und gehört zur SS …« und er machte eine Bemerkung, so etwa dem Sinne nach: Sollte einstmals die Fahne fallen, dann erwarte ich von euch, daß ihr als letzte um mich geschart dasteht…
    Studienrat, 1918
    Ein Foto hab’ ich noch.
    Oft hab’ ich ihn gesehn, im Deutschen Hof, jetzt wohnt der Faschingsprinz da drin, im selben Appartement. Ich war Jungschaftsführer, und einmal standen wir auf der Treppe in Habtachtstellung, und in drei bis vier Reihen stand das Volk dahinter.
    Dann bei der Vorführung, da ging er zu Fuß vom Eingang über das Zeppelinfeld bis zur Tribüne, da schritt er denn hin.
    Er war eben ein bekannter Mann, nicht besonders heldisch oder sonstwie. Es war eben Hitler, nicht?
    Kellner, 1901
    Ich war ja im Hotel, in welchem er gewohnt hat. Ich bin Kellner von Beruf gewesen, und da hab’ ich dann oben bedient und habe die ganzen Sitzungen mitgemacht. Es waren halt immer kurze Momente, in denen ich ihn gesehen hab’. Die Parteiführer, die immer alle dort waren, die habe ich dann immer kurz begrüßt und natürlich keinen größeren Vortrag gehalten. Ich durfte auch nichts sprechen von dem, was in den Sitzungen gesprochen worden ist. Hitler war sehr offenherzig und sehr freundlich.
    Rentner, 1902
    In Nürnberg, auf dem Parteitag, das weiß ich noch: » Und sollte ich mich geirrt haben mit meiner Politik, dann wird mit mir das ganze Volk zugrunde gehn.« Das hat er gesagt.
    Der Mann war schon recht gewesen. Sie hätten bloß den Krieg nicht dürfen anfangen.
    Beamter, 1912
    Dann in Nürnberg, da waren wir als HJ hingeschickt worden. Und die niedersächsische Jugend hat nicht geschrien. Atemberaubend still, das lag nicht in unserer Natur. Da wurden wir furchtbar angepfiffen. Wir hätten » Heil!« zu schreien.
    Buchhändler, 1910
    Wir waren in Nürnberg zum Parteitag, mit der HJ , und sind durch die Hauptstraße marschiert, die Königsstraße, am Reichshof vorbei. Da stand Hitler auf dem Balkon. Wir waren müde vom Marschieren, hatten ja auch nachts schlecht geschlafen, die lange Bahnfahrt. Von hier nach Harburg, und in Harburg, da kriegten wir einheitliche Klamotten, die Strümpfe paßten irgendwie nicht, da kriegten wir alle einheitlich graue Strümpfe. Hitler stand da, ließ den Arm hoch und wieder runter. Die Leute haben sich dann zusammengerissen, obwohl man müde war und matschig.
    Die Strümpfe brauchten wir nicht zu bezahlen, die kriegten wir geschenkt.
    Flugzeugtechniker, 1915
    Ich bin doch treu marschiert! In Nürnberg, auf dem Parteitag: » Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl«, der Parteitag ist das gewesen, 1936, da war ich bei der HJ . Da hat er die Parade abgenommen. Ich stand im ersten Glied, als er die Front abschritt. Hinter ihm Heß, Goebbels. Göring war, glaub’ ich, nicht dabei. Zwei, drei Schritte ist er vorbeigegangen. Bei meinem zweiten Mann neben mir hat er sich etwas aufgehalten, hat was gefragt, wie’s dem geht oder so was. Ich konnte ihn durch Blinzeln sehen, vor allem sein Profil, man durfte ja den Kopf nicht wenden. Er war etwas gewöhnlich, fand ich.
    Wenn man sich das so überlegt, muß man sich wundern, daß die Leute seiner Umgebung ihn als dämonisch empfanden. Auf mich hat er einen etwas gewöhnlichen Eindruck gemacht. Vielleicht hat er in gewissen Situationen die Ausstrahlung gehabt.
    Ich war zur

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