Habgier: Roman (German Edition)
Anspruch nehmen. Also machen Sie es sich schon mal gemütlich, während wir unsere Arbeit erledigen.«
»Das ist alles total absurd...«
»Wenn Sie das Handy haben, sollten Sie jetzt handeln.«
»Ich hab das beschissene Handy nicht!«, keifte Dresden. »Ich hab’s weggeschmissen... Ach, was soll’s! Ich rufe jetzt meinen Anwalt an!«
»Wie Sie wollen, Sir.« Decker nahm sein Handy aus der Tasche und rief die Kriminaltechnik an. »Lieutenant Decker vom West Valley am Apparat, ich hätte gerne Mike Fagen gesprochen... Ja, ich warte.«
»Wer ist Ihr Vorgesetzter?«, schrie Dresden.
»Reden Sie mit mir?«, fragte Decker.
»Ja, mit Ihnen...«
»Einen Moment«, sagte Decker zu Dresden. »Mike, hier spricht Lieutenant Decker. Es sieht ganz danach aus, dass wir Sie brauchen, denn Mr. Dresden hat zugegeben, das Handy weggeschmissen zu haben. Wann könnt ihr mit dem Einsprühen beginnen?«
»Einsprühen?« Dresden war entsetzt. »Wen oder was einsprühen?«
»Warte mal einen Moment, Mike, ich kann nicht mit zwei Leuten gleichzeitig reden, und Mr. Dresden ist nervös.« Decker legte eine Hand über das Mikro des Handys. »Mein Vorgesetzter ist Captain Strapp. Wenn wir kein Handy finden, sprühen wir zum Nachweis von Blut oder Blutspritzern alles ein. Um Ihren Teppich brauchen Sie sich nicht zu sorgen. Er leuchtet nur dann kräftig blau auf, wenn wir Blutprotein finden. Ansonsten sieht man nichts.« Er telefonierte weiter. »Tut mir leid, Mike. Wann könnt ihr hier sein?«
»Ich glaub das alles nicht!« Dresden tobte vor sich hin, während er im Zimmer auf und ab lief. »Ich trauere noch um meine Frau, und Sie besitzen die Frechheit, hier reinzuplatzen und mich des Mordes zu bez...«
Er blieb abrupt stehen und drehte sich weg. Sein Gesicht, das vorher nicht rot gewesen war, lief feuerrot an und war schweißüberströmt. Jetzt sah er tatsächlich so aus, als hätte er ein anstrengendes Workout absolviert. Decker dachte oft über den Sinn und Zweck von Fitness nach. Wenn es nur darum ging, den Puls in die Höhe zu jagen, dann gab es viel bessere Methoden als stundenlange Fußquälerei auf Laufbändern: Sex, Stress und Kaffee waren die drei, die ihm sofort einfielen.
»Sollten Sie irgendwas in meiner Wohnung kaputtmachen, reite ich Sie vor Gericht in die Scheiße!«, tönte Dresden lautstark. »Sie haben keinerlei Berechtigung... Was ist das , verdammt noch mal?« Dresden meinte ein Geräusch, das aus dem Schlafzimmer kam. Er stampfte den Flur entlang, und Decker hörte noch, wie er seine schlechte Laune an Oliver ausließ.
Nachdem er das Gespräch mit dem Kriminaltechniker beendet hatte, nahm sich Decker einen Moment Zeit, um den Grundriss des Wohnzimmers zu verinnerlichen und um zu entscheiden, wie er bei seiner Suche vorgehen würde. Dresden sagte wahrscheinlich die Wahrheit über das weggeschmissene Handy. Wenn es ihn irgendwie belasten könnte, hatte er es vermutlich ohne groß nachzudenken beseitigt. Aber es gab auch Gelegenheitsverbrecher, die verräterische Beweise aufhoben. Einige von ihnen waren zu arrogant oder zu faul, das Zeug zu vernichten; andere behielten belastendes Material als Andenken – etwas, was ihren verqueren Köpfen erlaubte, das Verbrechen immer und immer wieder im Geiste abzuspulen.
Das Wohnzimmer war nicht besonders üppig möbliert und quoll auch nicht gerade über vor Schnickschnack, dafür aber vor Müll: leere Fast-Food-Kartons, dreckige Gläser und Besteckteile aus Silber, Zeitungen, Kaffeebecher und ein wachsender Haufen schmutziger Wäsche. Das meiste davon lag auf der schwarzen Ledercouch. Nachdem Decker sich durch den Müll gewühlt und kein Handy gefunden hatte, zog er weiter.
Das Möbelstück, das den größten Platz einnahm, war ein reinweißer Fernsehschrank mit jeder Menge Schubladen, Schranktüren und Regalen. Das Ganze wirkte fast wie ein altmodisches Augenzwinkern in Richtung gestriger Technologien, denn heutzutage kaufte ja alle Welt nur noch Flachbildschirme. Ivan schien nicht auf der Höhe der Technik zu sein, aber vielleicht war dies der erste Punkt auf seiner Liste, wenn das Versicherungsgeld erst mal floss.
Dresdens plumpes weißes Monster beherbergte einen sperrigen Fernseher hinter Schiebetüren, der flankiert war von zahlreichen Regalen. Auf der einen Seite stapelten sich DVDs, CDs sowie Video- und Audioequipment, auf der anderen Seite befanden sich Bücher, eine weitere Reihe CDs und ein ganzes Regal, das mit Kuriositäten und Bildern bestückt war: sechs
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