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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Querschnitte. Unser spezielles Anwendungsgebiet für diese Technologie beinhaltet alles, was innovatives Design oder umfassende Neukonfigurationen in Sachen Motorhaube, Motorblock und Kühler betrifft. Es hilft ungemein, wenn man anhand eines dreidimensionalen Modells überprüfen kann, ob es an den Platz passt, der im Entwurf vorgesehen war.«
    »Also ist das Verfahren eigentlich ein CT für Maschinen«, sagte Decker.
    Der Techniker dachte über Deckers beiläufigen Kommentar ernsthafter als erwartet nach. »In gewisser Weise schon, aber wir treiben diese Technologie immer weiter voran. Ausgehend von den virtuellen Querschnitten benutzen wir computergestützte Designsoftware, um das Modell physisch neu zu erschaffen. Dank der heutigen präzisen technischen Möglichkeiten können wir nicht nur ganze Prototypen herstellen, sondern auch die allerkleinsten Autoteile, und das mit unglaublicher Genauigkeit.«
    Hollander meldete sich zu Wort: »Na, wer hätte da gedacht, dass wir diesen verrückten Roboterkram eines Tages für polizeiliche Ermittlungen nutzen?«
    Decker nickte dazu, obwohl er fest daran glaubte, dass Fälle nicht von technischen Errungenschaften gelöst wurden: Polizisten lösten Fälle. Auch wenn die DNA verdammt viele wunderbare Geschichten erzählte, war sie doch nicht mehr als ein Stützpfeiler. Kriminalfälle wurden deshalb gelöst, weil ein unermüdlicher Polizist viele Überstunden machte, um einen unbekannten Mörder aufzuspüren und ihn oder sie der Justiz auszuliefern.
    »Ist sie nicht beeindruckend?«, schwärmte Alderweiss von seinem Baby. »In den fünf kurzen Jahren, die ich mit Rapid Prototyping arbeite, hat sich diese Technik weit jenseits meiner Vorstellungskraft weiterentwickelt. Zum Beispiel wurde das Werkstück früher schichtweise durch formlose oder formneutrale Materialien hergestellt. Das ermöglichte uns fast alle Geometrien, aber es half uns nicht bei der Analyse des Negativ-Volumens, also dem ganzen inneren Zeug des raumbildenden Modells. Mittlerweile können wir tatsächlich hochwertige Maschinenteile erschaffen – ihr Inneres und ihr Äußeres -, und das nur durch spezifische Computerabläufe. Damit sind Ihnen praktisch keine Grenzen mehr gesetzt.«
    Decker nickte, obwohl er nicht so genau wusste, wovon Alderweiss eigentlich redete. Der Mann war zweifellos total begeistert von seinem Job. Seine haselnussbraunen Augen sprühten bei jedem Satz vor Enthusiasmus. Decker erfuhr auch noch, dass der Begriff rapid in besagtem Verfahren nicht besonders wörtlich zu nehmen war. Für ein Objekt, das so groß wie ein menschlicher Schädel war, musste die Maschine Aberdutzende von hauchdünnen Papiersilhouetten schneiden, die exakt zusammenpassten. Die Fertigung würde Stunden dauern. Und irgendwann ergaben all die ausgeschnittenen Silhouetten zusammen eine nahezu perfekte Replik von Jane Does Schädel.
    »Stellen Sie sich bloß mal vor, was diese hochauflösende Technologie alles für Sie tun könnte!«, begeisterte sich Alderweiss.
    »Wahrscheinlich eine ganze Menge«, sagte Decker und versuchte, ähnlich begeistert wie sein Gegenüber zu klingen.
    »Zum Beispiel bei Stichwunden. Man könnte ein CT der Form der Wunde erstellen, und unser Laser würde den Umriss abtasten. Am Ende hätten Sie eine Nachbildung des Messers mit allen Kennzeichen und Macken.«
    »Nur dass Fleisch nicht gleich Knochen ist«, führte Decker aus. »Die Wunde schließt sich, sobald das Messer herausgezogen wird, und weg sind die Umrisse.«
    Alderweiss sagte dazu nichts.
    »Natürlich sind die Anwendungsmöglichkeiten unbegrenzt«, fügte Decker hinzu.
    Der Techniker nickte, reduzierte aber weitere Gespräche mit Decker auf ein Minimum. Hollander dagegen hatte sich mit Alderweiss verbrüdert, und die beiden schwärmten endlos über die wundersame Fusion von Wissenschaft und Maschine.
    Es war bereits sechs Uhr abends, und es sah ganz nach einer langen Nacht aus. Der allmächtige Laser hatte Stunden gebraucht, um gerade ein Viertel des Schädels nachzubilden, was bedeutete, dass mit dem fertigen Modell nicht vor dem frühen Morgen zu rechnen war. Decker nahm gerne die lange Wartezeit und die Langeweile in Kauf, wenn er so einem Richter versichern konnte, dass die Beweiskette nicht unterbrochen worden war. Doch er hatte Schuldgefühle, weil er Cindy und Koby bei den Arbeiten am Haus im Stich ließ. Nicht nur er tauchte nicht auf, sondern es fehlte auch Hollander, der sich im Alleingang zum inoffiziellen Mitglied des

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