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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dass die Landung eher unsanft ausfiel. Der Jet setzte mit einem dumpfen Schlag, der Deckers gesamte Wirbelsäule durchfuhr, auf dem Boden auf, aber das Einzige, was zählte, war, heil und am Leben angekommen zu sein. Die paar Turbulenzen hatten ihn völlig aus der Fassung gebracht, was ihn unweigerlich an die letzten Minuten des Fluges 1324 denken ließ. Decker war einen Augenblick lang von Dunkelheit umhüllt und fühlte nur Angst und Schrecken. Er zwang sich, sich wieder für die bedrückende Aufgabe, die vor ihm lag, zu sammeln.
    Sie waren bereits in der Abenddämmerung gelandet, und bis sie den Geländewagen angemietet und sich auf die Interstate 25 nördlich Richtung Sante Fe eingefädelt hatten, war es dunkel. Marge saß am Steuer, und Cathie leistete ihr vorne Gesellschaft. Die Jungs saßen hinten. Dunn war während der letzten drei Jahre bereits mehrmals in New Mexicos Hauptstadt gewesen und schien die Fahrt dorthin zu genießen. In weniger als fünfzehn Minuten verblassten die Lichter Albuquerques bereits, und ein unendlich weiter Himmel mit Myriaden von klar erkennbaren Lichtpunkten lag über der Wüste.
    Außer ein paar riesigen Leuchtreklamen und Highway-Schildern, die verkündeten, dass sie Indianerreservate durchfuhren, gab es nichts zu sehen.
    »Dieses Gebiet hier wurde von den zwölf Indianerstämmen aus dem Norden beherrscht«, erklärte Cathie. »Sie besiedelten das Land vor Jahrtausenden. Die Stämme aus dem Norden wurden nicht so dezimiert wie die Cherokee oder die Sioux, auch wenn die Spanier sie nicht gerade respektvoll behandelten, das steht fest. Meine Mutter kommt aus dem Stamm der Santa Clara, und die Familie meines Vaters, die ihre Wurzeln in Mexiko hat, lebt seit fünf Generationen in Santa Fe.«
    Die Frau war etwa eins fünfundsechzig groß und wog um die fünfundfünfzig Kilo. Sie hatte glänzendes schwarzes Haar, und wenn sie ihren Kopf nach hinten drehte, um mit den beiden Männern auf der Rückbank zu sprechen, wirkten ihre langen Zöpfe wie eine Welle aus tintenblauer Seide, die ihren Kopf umspülte. Sie hatte hellgrüne Augen, eine breite Nase und ein volles Gesicht. Ihre Kleidung war schlicht gehalten, Jeans und ein Pulli aus Baumwolle, der darauf hinwies, dass man nachts in Santa Fe, egal wie heiß es tagsüber war, aufgrund der Höhenlage von über zweitausend Metern immer mit Kälte rechnen musste.
    Als der Wagen endlich die Grenze des Verwaltungsbezirks von Santa Fe überfuhr, konnte Decker nicht viel erkennen, was an eine Stadt erinnerte. Es dauerte noch weitere zehn Minuten, bis Marge die Interstate verließ und auf einen dreispurigen Boulevard einbog. Es gab kaum Verkehr, der ihren Zeitplan durcheinandergebracht hätte. Obwohl man im Dunkeln wenig sah, erahnte Decker, dass diese westliche Hauptstadt niedrig bebaut war und dass fast alle Gebäude aus Lehmziegeln oder Imitaten aus Gips konstruiert und in allen Varianten von Braun verputzt waren. Viele Wände schienen fließend ineinander überzugehen, ohne Ecken und scharfe Kanten, geschaffen durch die Launen des Zufalls. Andere Häuser wirkten einfach wie rechteckige Schachteln. Und dennoch verlieh die Einheitlichkeit von Farbe und Material der Stadt einen deutlichen Wild-West-Charakter.
    Das Hotel, in dem Marge für sie Zimmer reserviert hatte, lag im Stadtzentrum gleich an der Plaza. Das Einchecken hätte sicher nicht länger als zwanzig Minuten gedauert, aber die Polizisten wollten lieber keine Zeit mit Banalitäten verlieren. Sie fuhren direkt zum Haus der Familie Ruiz, angetrieben nicht nur von einem erdrückenden Dringlichkeitsgefühl, sondern auch weil sie es mit beunruhigten, alten Menschen zu tun hatten und es schon kurz vor neun Uhr war.
    Das Haus lag in South Capital, einem Wohngebiet. Die Straßen waren eng, einige ohne Gehwege, und an vielen Gebäuden fehlten die Hausnummern. Marge musste den bulligen Geländewagen ziemlich herummanövrieren, um die dunklen schmalen Gassen zu passieren. Cathie deutete auf einen unbefestigten Weg, und Marge bog ab. Die Wagenspur in der Auffahrt endete in einer Garage.
    Draußen warteten zwei Frauen. Ihre bunten Schals und knochigen Gestalten wurden von den Scheinwerfern hell erleuchtet. Marge würgte den Motor ab und machte die Schweinwerfer aus, und im selben Augenblick wurde alles in Dunkelheit getaucht bis auf das Umfeld einer schwachen gelben Glühbirne oberhalb der Garage. Cathie öffnete die Wagentür und klopfte ihre Jeans ab. Sie ging zu den runzligen Frauen und nahm beide

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