Habgier: Roman (German Edition)
war das noch mal?«
»Ungefähr vor einem Monat«, sagte Lucy.
»Wissen Sie, ob er seine alten Unterlagen aufgehoben hat?«, fragte Oliver.
»Ich ruf ihn an.« Devargas nahm den Telefonhörer in die Hand.
»Peter«, sagte Tia Sandy, »es ist nach Mitternacht.«
»Er wird eine Ausnahme machen. Würde ich auch tun. Weißt du, wo er wohnt, Tom?«
»Ich glaube, in Quail Run. Er ist ein leidenschaftlicher Golfer.«
Devargas rief die Auskunft an und wurde nach ein paar Minuten mit der Nummer verbunden. Es dauerte ein bisschen, bis jemand ans Telefon kam. »Fred, hier spricht Peter Devargas. Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie so spät behelligen, aber wir haben einen Notfall. Sie wissen ja, meine Tochter ist vor langer Zeit verschwunden... genau, Isabela. Haben Sie ihre Röntgenbilder aufbewahrt? Man hat in Los Angeles ein Skelett gefunden und...« Devargas musste auf einmal würgen. Er reichte Decker den Hörer und rannte ins Badezimmer. Decker stellte sich dem Zahnarzt vor und erklärte ihm die Sachlage.
»Oh... okay«, sagte Bradley, »jetzt verstehe ich die Situation.« Er machte eine kurze Pause. »Ich habe meine Praxis vor Jahren an Jerome Rosen verkauft, ein netter junger Mann, der mit seiner Familie aus New York hierhergezogen ist. Hat gut verdient, weil meine Praxis sehr gut lief.«
»Wenn also jemand die Röntgenbilder hätte, dann wäre das Mr. Rosen?«
»Warten Sie. Es ist spät, ich bin alt, und Sie sind zu voreilig. Ich habe nicht gesagt, dass die Röntgenbilder bei Dr. Rosen sind, obwohl er tatsächlich alle meine alten Patientenakten übernommen hat. Die Bilder von Beth... habe ich behalten... Beth... so nannte jeder Isabela. Ich habe ihre Akte und ihre Röntgenbilder wegen der besonderen Umstände behalten, weil ich dachte... also, weil ich gehofft habe, jemand würde eines Tages diesen Anruf bei mir machen. Ich wollte verhindern, dass ihre Bilder bei der Übergabe der Praxis an Dr. Rosen verlorengehen.«
Decker zeigte Marge und Oliver den erhobenen Daumen. Normalerweise hätten sie sich wie Basketballspieler abgeklatscht, aber die Stimmung war zu gedrückt, um irgendetwas zu feiern. »Sie haben sich sehr klug verhalten.«
»Nun, jeder intelligente Mensch in meiner Situation würde wohl so handeln. Wie ich schon sagte, ich habe auf diesen Anruf gehofft. Na ja, wir haben wohl alle eine bessere Nachricht ersehnt als diese, aber wie wahrscheinlich war das nach so vielen Jahren? Ich wollte wenigstens sicherstellen, dass das arme Mädchen, sollte es tot sein, identifiziert werden könnte. Gott weiß, ihre Eltern verdienen es, sie anständig zu begraben.«
»Wann können wir die Röntgenbilder bei Ihnen abholen?«
»Das muss bis morgen warten, denn ich brauche Zeit, um sie zu suchen. Wie wäre es gegen ein Uhr mittags?«
»Das klingt gut.«
Bradley gab ihnen seine Adresse. »Bis dann. Und jetzt erst mal eine gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Decker legte auf und sah die Männer an. Peter Devargas war wieder bei ihnen, der Ausdruck seiner Augen so leer wie der seines Gesichts. »Er hat nur ihre Röntgenbilder behalten, das wird die ganze Sache beschleunigen.«
Die Eltern nickten, blieben jedoch stumm und wirkten sehr verstört. Zweiunddreißig Jahre hatten sich gerade in nichts aufgelöst. Die Wunde lag wieder offen da, und der Schmerz war unerträglich.
»Ich weiß, dass Sie gerade Schreckliches durchmachen, aber wir werden über Ihre Tochter und ihr Leben reden müssen. Wie Sie vielleicht schon vermuten, sieht es so aus, als sei Ihre Tochter ermordet worden.«
»Sie haben nur Isabelas Leichnam gefunden?«, fragte Devargas.
»Ja, nur eine Person. Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass ihr Mann mit ihr verstarb, wenn das Ihre Frage ist.«
»Genau darum geht’s mir«, sagte Devargas, »denn Sie werden seine Gebeine nicht finden. Und zwar deshalb, weil der Mistkerl sie ermordet hat.«
Devargas’ Anschuldigungen klangen sogar dem Tonfall nach genau wie die von Farley Lodestone.
»Ich wüsste gerne mehr über ihn... Manny.«
Bis auf Peter Devargas verstummten alle im Raum. Er murmelte leise vor sich hin. »Ich konnte den Hurensohn von Anfang an nicht leiden. Er roch nach Ärger, kaum dass sie ihn mit nach Hause gebracht hatte!«
»Wir müssen uns genauer über ihn unterhalten. Soweit wir informiert sind, gilt er immer noch als vermisst. Wäre es Ihnen recht, wenn wir morgen wiederkommen und darüber reden, was passiert ist?«
»Passiert ist, dass der Hurensohn sie umgebracht
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