Habgier: Roman (German Edition)
hier.«
»Tja, ich gehörte nicht dazu.«
»Du warst auch kein junges Mädchen mit einem großen Herzen.« Sie seufzte. »Ich glaube, L. A. hat ihn zurechtgestutzt. Am Anfang waren beide unglücklich, und ich hoffte, das würde sie wieder nach Santa Fe bringen, wo sie so geliebt wurden.«
» Sie wurde geliebt«, korrigierte Devargas seine Frau.
Er klang mehr und mehr nach Farley Lodestone, fand Decker. »Und haben die beiden je darüber nachgedacht, zurück nach Santa Fe zu ziehen?«
Sandra zuckte mit den Achseln. »Zumindest haben sie es mir nie gesagt. Und dann sind sie verschwunden...«
» Sie ist verschwunden, er hat sich vom Acker gemacht.« Devargas starrte die Polizisten zornig an. »Der Junge ist irgendwo da draußen. Wenn ihr nur einen Bruchteil eures Lohns wert seid, dann geht los und findet ihn!«
»Wenn er irgendwo da draußen sein sollte, werden wir genau das tun!«, antwortete Oliver. Er wandte sich an Sandra. »Glauben Sie, dass Manny für Beths Tod verantwortlich ist?«
»Manchmal ja, manchmal nein«, gab Sandra zu. »Ich versuche, die Unschuldsvermutung auf jeden anzuwenden.«
»Wovon haben die beiden gelebt?«
»Beth arbeitete als Kellnerin, und Manny hatte Gelegenheitsjobs.«
»Der Junge war ein verdammter Hausmeister.«
»Ehrliche Arbeit ist keine Schande, Peter.« Sie sah die Polizisten an. »Er arbeitete als Hausmeister, machte aber nebenbei noch andere Jobs, vor allem Tischlerarbeiten. Er war handwerklich begabt.«
»Sie hatten andauernd Streit«, sagte Devargas, »denn nie war genug Geld da.«
»Anfangs gab es Spannungen«, gab Sandra zu, »aber nach einer Weile kamen sie gut miteinander zurecht.«
»Wie das?«
»Na ja, vielleicht haben sie sich einfach eingelebt. Sie und Manny hatten feste Jobs, doch ich glaube, was den Ausschlag gab, war der Eintritt in die Kirche. Dort fanden sie Freunde mit gleichen Interessen, und Seelsorge.«
»Das war keine Kirche«, schnaubte Devargas, »das war eher so eine durchgeknallte Sekte.«
»Beth war katholisch erzogen worden«, schaltete Sandra sich ein, »aber hier in der Gegend ist der Katholizismus oft vermischt mit unseren Stammesriten. Ich bin eine Santa-Clara-Indianerin, also haben wir unsere Kinder verschiedene Arten gelehrt, wie man den Heiligen Geist ehren kann. Was unkonventionelle Religionsausübung angeht, sind wir toleranter. Es war ganz normal, dass Beth sich bei einem etwas anderen Gottesdienst wohl fühlen würde.«
»Von wegen unkonventioneller Gottesdienst. Eine verdammte Sekte«, meinte Devargas beharrlich. »Die wollten alle bloß in so einer Kommune zusammenleben, wahrscheinlich Hasch rauchen und Orgien feiern.«
»Peter, das kannst du überhaupt nicht wissen.«
»Ich weiß, dass Manny andauernd gekifft hat.«
»Sicher nicht andauernd .«
»Jedes Mal, wenn ich ihn getroffen habe, konnte ich es an seinem Atem riechen. Wir haben Beth vor ihm gewarnt, aber sie wollte nicht hören.«
Diese Äußerung blieb von Sandra unkommentiert. Decker machte sich so viele Notizen wie möglich. »Warum hielten Sie die Kirche für eine Sekte?«
»Weil es die Siebziger waren«, entgegnete Devargas, »und weil die rebellischen Kids genau das taten: sich treffen, Hasch rauchen, Orgien feiern...«
»Peter, du bist unfair. Es gab damals lauter wunderbare junge Leute. Sie hatten eben alle ein Anliegen!«
Devargas schnaubte wieder wütend, dann blickte er von Decker zu Oliver und zurück zu Decker. »Beth wäre heute ungefähr so alt wie Sie beide. Ich wette, Sie erinnern sich gut an die wilden Zeiten.«
»Stimmt, aber ich war nicht dabei«, antwortete Decker, »ich war erst in Vietnam und danach bei der Polizei.«
»Gilt auch für mich«, sagte Oliver.
Devargas zollte ihnen widerwillig mit einem Nicken Respekt. »Dann wissen Sie ja, dass diese Kommunen nur ein Vorwand waren, um Drogen zu nehmen und andauernd Sex zu haben. Beth war nicht der Typ für so etwas, aber sie war total verliebt in den Kerl.«
»Wie nannte diese Kirche sich denn?«, fragte Decker.
»Kirche des Landes... irgend so ein Dreck«, spie Devargas aus.
»Die Kirche des Sonnen landes«, korrigierte ihn Sandra, »sie waren schließlich in Kalifornien.«
»Haben Sie Ihre Tochter je zu einem dieser Gottesdienste begleitet?«, fragte Marge.
»Nein«, sagte Devargas, »das hat uns nicht interessiert.«
»Ich war einmal dabei«, gab Sandra zu, »es war eine andere Art von Gottesdienst, aber ich habe das Ganze als sehr angenehm empfunden. Die Kirche bestand aus etwa
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