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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Bruder hat dunkelblaue Augen. Also könnte er hellhäutiger sein, als er aussieht.«
    »Das wiederum lässt den Rückschluss auf jede Menge Sommersprossen und Leberflecke zu.« Salvo nahm einige Änderungen vor, und als das Gesicht zurückkehrte, war es hagerer, älter und ausgetrockneter. Der Haaransatz war nach hinten gerutscht und offenbarte eine runzlige Stirn und schüttere Strähnen. »Was ist mit den Zähnen? Wenn er raucht und trinkt, sind die Chancen groß, dass er schon ein paar Zähne verloren hat.« Wieder ein Klick, und die Vorderpartie des Mundes gab nach. »Was meinen Sie?«
    Decker starrte das Bild an. Seine Augen blieben am Bildschirm hängen, als er Lauren fragte: »Was meinen Sie?«
    Sie betrachtete das Computerbild. »Sie sind nicht besonders glücklich damit.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Mein Job ist es, in Gesichtern zu lesen. Was mögen Sie daran nicht, Lieutenant?«
    Decker wandte schließlich seinen Blick vom Bildschirm ab. »Zeigt mir noch mal die Faxe.«
    Lauren reichte sie ihm. »Ich weiß, was Sie vermutlich stört. Sowohl Manny als auch sein Bruder haben Mondgesichter. Ihre Vorstellung von Manny stimmt nicht mit dem Computerbild überein, weil es viel zu hager ist.«
    »Volltreffer«, bestätigte Decker, »wenn Manny heute noch lebt, müsste er dicker sein.«
    »Ein fett gewordener Footballspieler«, überlegte Lauren.
    »Sie sagen es«, meinte Decker, »denn sogar Mannys Vater, der mal dünn und drahtig war, hat zugenommen.«
    »Gefängnisnahrung ist reich an Fett, Zucker und Kohlehydraten«, sagte Marge.
    »Sollten die Gerichte nicht ausgewogen sein?«, fragte Lauren.
    »Bestimmt stehen da irgendwo Proteine auf dem Speiseplan«, meinte Marge, »aber du hältst die Knastbrüder nicht in Schach, wenn du sie mit Salat fütterst.«
    »Wenn ich das Gesicht aufpumpe, werde ich einige Falten entfernen müssen«, meldete sich Salvo zu Wort.
    »Fett ist ein großartiges Füllmaterial«, sagte Lauren, »Schönheitschirurgen benutzen es schon lange, um Falten zu reduzieren.«
    Salvo drückte ein paar Tasten, und das nächste Gesicht auf dem Bildschirm fiel voller und weniger faltig aus.
    Aber Decker war immer noch nicht zufrieden.
    »Der Alte hat im Knast ziemlich stark zugenommen, und der hier war schon am Anfang stämmiger. Für mich ist er immer noch zu dünn.«
    »Loo«, sagte Oliver, »wenn er auf dem Bau arbeitete, hatte er vielleicht mehr Bewegung und war schlanker als sein Vater, der seit Jahrzehnten im Knast auf seinem Hintern sitzt.«
    Decker schüttelte den Kopf. »Rein theoretisch hast du recht, Oliver, aber ich habe ein Bild von diesem Typ im Kopf wie von jemandem, den ich schon mal gesehen habe. Seid so nett, tut es für mich, und legt noch mehr Fett in das Gesicht.«
    Salvo kam der Bitte nach. Das nächste Bild zeigte einen ganz offensichtlich korpulenten Mann mit einem weichen Gesicht.
    »Wisst ihr«, sage Lauren, »dickere alte Männer haben oft mehr Haare auf dem Kopf als schlanke alte Männer. Warum, das weiß ich nicht, aber es ist eine Tatsache. Vielleicht hat es was mit dem Hormonhaushalt zu tun. Egal warum, aber gib ihm ein paar mehr Haare, Norton.«
    »Schon passiert.« Wieder klickte er mit der Maus. »Und jetzt?«
    Eingehend betrachtete Decker das Bild von Mannys Vater. »Lass sein Kinn ein bisschen einsinken… wie bei seinem Daddy.«
    Salvo tat, wie geheißen, und die fünf starrten das Bild an. Marge kratzte sich am Kopf und drehte sich zu Decker um. »Du hast einfach recht, Pete, der Typ kommt mir auch bekannt vor.«
    »Tatsächlich?«, fragte Oliver.
    »Ja…« Deckers Pulsschlag beschleunigte sich, aber er schüttelte ungläubig seinen Kopf. Es gab Zufälle, und es gab Zufälle .
    Rinas Worte fielen ihm ein: Egal was du tust, es fällt irgendwann auf dich zurück. Mida keneged mida.
    Der Aphorismus war nicht mehr als ein Klischee, aber manchmal wurden Sprichwörter zu Klischees, weil sie wahr waren.
    »Setzt dem Mann eine Lesebrille auf.«
    »Warum?«
    »Nur so ein Bauchgefühl, okay?«
    »Na klar.« Eine Minute später kam das bearbeitete Bild auf den Monitor.
    »Ach du heilige Scheiße!« Marge schlug sich mit der Hand auf die Stirn. »Das ist Raymond Holmes!«
    »Oder auch Manny Hernandez, dessen Geburtsname Ramon Hernandez ist.«
    Oliver sah verwirrt aus. »Ihr redet von Raymond Holmes? Von Roseanna Dresdens Verhältnis ?«
    »Der Blitz schlägt doch zweimal am selben Ort ein«, sagte Decker, »zwei vermisste Frauen und ein Mann. Natürlich können Marge und

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