Habgier: Roman (German Edition)
ich uns auch täuschen, und der Raymond Holmes in San Jose ist eben doch nur ein Typ mit einer Baufirma , der zufälligerweise wie ein Zwilling von diesem Computerbild aussieht.«
»Haben Sie ein Foto von Raymond Holmes?«, fragte Salvo. »Wir könnten es über dieses Bild hier legen.«
»Nein, ich hab keins«, sagte Decker.
»Norton«, sagte Lauren, »warum schauen wir nicht bei Google Face nach? Vielleicht finden wir ein Foto von ihm.«
»Eine klasse Idee, Lauren.« Das Klackern des Keyboards verschmolz mit dem Klicken der Maus. Innerhalb einer Minute blickten sie auf ein vier Jahre altes Gruppenfoto mit Raymond Holmes mittendrin. Er war einer von fünf Bauunternehmern, die sich an Bauprojekten für Leute mit geringem Einkommen beteiligt hatten und deshalb den Golden-Heart-Award verliehen bekamen.
»Man kann sein Gesicht kaum erkennen, geschweige denn den Knochenbau«, sagte Marge.
»Leider muss ich Ihnen da zustimmen«, nickte Salvo, »aber wir googeln weiter und finden vielleicht noch woanders ein Bild.« Google brachte achthundert Einträge zum Namen Raymond Holmes, und darunter waren ein Doktor, ein Minister, ein Dichter, ein Pädagoge, ein Schriftsteller sowie jede Menge weiterer Berufe. »Es wird eine Weile dauern, jeden einzelnen Eintrag durchzusehen. Warum fliegen Sie nicht nach San Jose und fotografieren den Kerl mit einem Zoomobjektiv?«
»Ihr meint den Kerl, der den Lügendetektortest bestanden hat«, sagte Oliver.
»Den und keinen anderen«, bestätigte Marge.
»Ich an der Stelle von Manny Hernandez hätte die Biege gemacht, kaum dass das Flugzeug in das Wohnhaus, unter dem ich eine Leiche versteckt habe, gestürzt wäre.«
»Tja, damals ist er nicht abgehauen, aber ich wette, jetzt ist er über alle Berge.«
»Bei unserem Gespräch«, ärgerte sich Decker, »habe ich Idiot ihm auch noch gesagt, dass die Leiche, die wir gefunden haben, nicht die von Roseanne Dresden ist. Vielleicht hat er gehofft, dass wir Beths Leichnam für den von Roseanne halten.«
Oliver verzog das Gesicht. »Er wird ja wohl genug schlechte Fernsehserien gesehen haben, um zu wissen, wie Identifizierungen ablaufen.«
»Da der Leichnam übel verbrannt war, glaube ich schon, dass er hoffte, sie würde nicht so leicht zu identifizieren sein und wir hätten nicht genug biologisches Material, um die Überreste Beth Hernandez zuzuordnen. Und nach dem Lügendetektortest fühlte er sich erst recht sicher.«
»Kann mich mal jemand einweihen, nur weil ich auch gerade hier bin?«, fragte Salvo.
»Raymond Holmes«, erwiderte Marge, »war Roseanne Dresdens Geliebter. Sie starb angeblich bei dem Absturz der 1324, aber ihre Leiche wurde nie gefunden. Wir flogen zu Raymond Holmes und unterzogen ihn einem Lügendetektortest, ob er Roseanne Dresden ermordet hat. Er bestand. Entweder ist er ein eiskalter Psychopath, oder er hat sie nicht getötet.«
Decker hielt einen Finger hoch. »Selbst wenn Holmes sich in Sachen Roseanne sicher fühlte, muss er jetzt, seit wir zu Jane Doe ein Gesicht haben, einfach nervös sein.«
»Vielleicht weiß er nicht, dass wir Jane Doe ein Gesicht gegeben haben?«, meinte Salvo.
»Es war auf der Titelseite der L. A. Times .«
»Er lebt aber nicht in L. A.«, entgegnete Salvo, »und vielleicht liest er die L. A. Times nicht, so wie ich.«
»Was lesen Sie?«, fragte Marge.
»Ich bin ein Computerfreak«, meinte Salvo, »ich bekomme alle meine Infos online. Wenn Sie ein gutes, aktuelles Foto von ihm hätten, könnte ich die beiden Bilder übereinanderlegen.«
»Wir könnten mit einer Kamera nach San Jose fliegen und das Beste versuchen«, dachte Marge laut.
»Lasst mich mal kurz nachdenken«, sagte Decker und wackelte mit dem Fuß. »Fakt ist, dass man sich leicht von Äußerlichkeiten täuschen lässt, also beginnen wir wieder mit stinknormaler Polizeiarbeit. Wir müssen so viel wie möglich über Raymond Holmes in Erfahrung bringen. Und das bedeutet einen weiteren Ausflug nach San Jose. Wir wenden uns an die Behörden und ermitteln alles, was wir finden können. Oliver, dich kennt er nicht. Wenn Holmes noch da ist, denk du dir was aus, wie du an ihn rankommst und ihn fotografierst.«
»Kinkerlitzchen. Ich bin einfach ein angehender Hauskäufer.«
»Wir müssen die Besucherlisten des Gefängnisses in Santa Fe checken, ob Raymond Holmes jemals Martin Hernandez besucht hat. Vielleicht haben wir Glück.«
»Und was ist mit Roseanne Dresden?«, fragte Oliver. »Glaubt ihr, der Typ hat beide Frauen
Weitere Kostenlose Bücher