Habgier: Roman (German Edition)
umgebracht?«
»Roseanne kam zurück nach Burbank«, gab Marge zu bedenken.
»Vielleicht war Holmes auf demselben Flug und hat sie in L. A. getötet.«
»Scott, wir haben die Passagierliste des Fluges überprüft. Holmes war nicht dabei.«
»Vielleicht hat er ein Pseudonym benutzt.«
Decker rieb sich die Schläfen. »Diese Möglichkeiten will ich noch gar nicht durchrechnen. Lasst uns zuerst herausfinden, ob Raymond Holmes gleich Ramon Hernandez ist. Im Moment kann ich mir nur über ein Problem den Kopf zerbrechen.«
35
Sollte Raymond Holmes sich über eine mögliche Enttarnung Sorgen machen, so deutete in seinem täglichen Verhalten nichts darauf hin. Der Bauunternehmer blieb in San Jose und gab sich als gediegener Bürger. Was er vielleicht auch war, obwohl der kräftige Mann wie ein perfektes Double des am Computer gealterten Manny Hernandez aussah. Oliver jedenfalls fand auch Holmes’ Geschäftsgebaren nahezu unseriös. Seine Verkaufsstrategie war nicht aggressiv, im Gegenteil, sein Trick war vorgetäuschte Teilnahmslosigkeit: Seine Häuser waren die besten, der Markt zog an , und das Haus, für das Oliver sich interessierte, hatte bereits zahlreiche Angebote erhalten. Wenn Oliver es also ernst meinte, sollte er schnellstens sein Angebot hinterlegen, sonst hätte er ganz einfach schlechte Karten. Im Laufe des Gesprächs gelangen Oliver jede Menge gute Fotos von Holmes, unter dem Vorwand, das zum Verkauf stehende Haus zu knipsen.
Während Scott mit Holmes beschäftigt war, nahm Marge die Spur seiner Papiere in den Daten verschiedenster Behörden auf. Holmes hatte seine erste Einkommensteuer in San Jose vor zweiundzwanzig Jahren eingereicht, mit der Berufsbezeichnung »unabhängiger Bauunternehmer«. Mehr war aus den Bürokraten nicht herauszubekommen. Sie bräuchte eine Vorladung, um den aktuellen Bescheid zu sehen. Durch einen glücklichen Zufall in Form eines einzelnen sympathischen Staatsdieners konnte sie seine Bauunternehmerlizenz prüfen, die, soweit Marge das beurteilen konnte, gültig und in Ordnung war. Durch die Nummer der Lizenz kam sie an das Original des Antrags für die Lizenz heran, und von diesem Papier aus gelang es ihr mit etwas Glück, sein Geburtsdatum und seine Sozialversicherungsnummer in Erfahrung zu bringen.
In einem einstündigen Telefongespräch mit den Behörden in Santa Fe erfuhr Marge, dass es in den Akten eine Heiratsurkunde für Ramon Hernandez und Isabela Devargas gab. Leider stimmten Holmes’ Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer nicht mit Mannys überein. Ramon Hernandez hatte eine Geburtsurkunde, ausgestellt vom Santa Fe County. Nicht weiter überraschend war, dass das Geburtsdatum der Geburtsurkunde zu dem auf der Heiratsurkunde passte. Vielleicht hatte Raymond Holmes die Identität eines Dritten angenommen. Vielleicht aber war Raymond Holmes nur ein armes Schwein namens Raymond Holmes.
Nach ihrer Rückkehr aus San Jose waren Oliver und Marge dem Nachweis eines Zusammenhangs nicht einen Schritt näher gekommen als vor ihrer Abreise. Sosehr sie es sich auch wünschen mochten, konnten die Polizisten Holmes nicht einfach anklagen, nur weil er einem am Computer gealterten Typen ähnlich sah, der möglicherweise – oder auch nicht – tot war.
Am nächsten Tag übergaben Marge und Oliver Decker ihren mageren Bericht und die Digitalkamera mit einigen gelungenen Porträtfotos von Holmes. Decker durchblätterte ihre Notizen und sagte dann: »Er lebt seit zweiundzwanzig Jahren in Santa Fe. Wo war er vorher?«
»Keine Ahnung«, antwortete Marge.
»Irgendeinen Schimmer, wo er seine Steuer einreichte, bevor er in San Jose wohnte?«
»Ohne einen Durchsuchungsbefehl komme ich an diese Informationen nicht ran. Und den bekommen wir nicht ohne Beweise.«
»Was ist mit Holmes’ Geburtsurkunde?«
»Holmes’ Geburtsdatum stimmt nicht mit dem von Hernandez überein.«
»Danach habe ich nicht gefragt«, sagte Decker gereizt, »ich wollte wissen, ob du eine Kopie von Raymond Holmes’ Geburtsurkunde auftreiben konntest.«
»Wie denn? Ich weiß noch nicht einmal, wo Raymond Holmes geboren wurde!«
»Aber du kennst sein Geburtsdatum und seine Sozialversicherungsnummer.«
»Ich bin kein Computerfreak, Pete.« Marge kämpfte mit ihrer eigenen Enttäuschung. »Was stelle ich an mit Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer, um eine Geburtsurkunde ausfindig zu machen?«
»Vielleicht fragst du bei der Sozialversicherung nach? Sie müssen, um eine Nummer zu generieren, die
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