Habgier: Roman (German Edition)
Geburtsurkunde vorliegen haben.«
»Loo, du weißt genauso gut wie ich, dass sie mir diese Informationen nicht geben, außer ich präsentiere eine Vorladung oder einen Durchsuchungsbefehl. Wenn dir ein Richter einfällt, der mir die Papiere aufgrund dessen, was wir vorzuweisen haben, ausstellt, bin ich bereit zu kämpfen.«
Sie hatte recht. Irgendetwas musste passieren, oder sie verrannten sich in einer Sackgasse. »Finde wenigstens heraus, welche Papiere du brauchst, um die Informationen zu erhalten. Und frag jemanden von den Computerleuten einen Stock höher, ob man auch noch anders als durch die Sozialversicherung auf eine Geburtsurkunde zugreifen kann.«
»Klar, wird erledigt.«
»Ich denke, es ist auch in Marges Sinn, wenn ich laut überlege, dass wir uns hoffentlich nicht im Kreis drehen«, meldete Oliver sich zu Wort. »Wir können gegen den Kerl nichts unternehmen, Loo. Vielleicht hätten wir ihn für Roseanne Dresden drangekriegt, aber da er den Polygraphentest bestanden hat, bleibt uns nicht mal das.«
»Zu schade, dass wir nicht Mannys alte Zahnbürste haben«, meinte Marge. »Es wäre einfacher, DNA von Raymond Holmes von einem alten Kaffeebecher zu retten, als ein paar dieser Ämter zu knacken.«
»Die Idee ist gar nicht so schlecht«, sagte Oliver. »Wenn ihr wollt, ruf ich die Devargas an und frage, ob sie irgendetwas von Manny aufgehoben haben.«
»Sie haben alle seine Bilder weggeworfen, Oliver, also bezweifle ich, dass sie noch im Besitz seiner Zahnbürste sind.« Decker überlegte einen Moment. »Aber warum nicht, und wenn das nicht klappt, wie wär’s damit, einen Zeugen aufzutreiben, der Raymond Holmes als Manny Hernandez identifizieren kann.«
»Wen zum Beispiel?«
»Zuerst fallen mir die Devargas ein, aber selbst wenn sie Manny in Holmes wiedererkennen, würde ihre Aussage vor Gericht nicht standhalten, außer wir hätten Zeugen, die ihre Aussage bestätigten. So jemanden wie Alyssa Mapplethorpe oder Christian Woodhouse?«
»Sie hat Manny seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen«, sagte Marge.
»Dasselbe gilt für Woodhouse«, meinte Oliver.
»Schon, aber sie sind im Moment die Einzigen, die nicht als voreingenommen gelten würden. Stellt ein paar Fotos zusammen, und zeigt sie Alyssa. Wenn sie sich nicht sicher ist, bemühen wir uns um ein Gespräch mit Christian Woodhouse. Da er gerade verreist ist, beginnen wir mit Alyssa.«
»Du bist der Boss«, sagte Marge, »und wenn du nach einem Zeugen Ausschau hältst, dann fahr doch nach Santa Fe ins Gefängnis, und zeig Martin Hernandez einen Satz Bilder. Vielleicht identifiziert er Raymond Holmes als seinen Sohn. Ich weiß, er ist ein alter Mann, der seit vierzig Jahren im Gefängnis sitzt, aber es wäre einen Versuch wert, oder?«
Decker schlug sich mit der flachen Hand an den Kopf. »Vielleicht will er Holmes nicht als seinen Sohn identifizieren – aber seine DNA würde nicht lügen. Sicher ist seine DNA im Gefängnis gespeichert. Dann brauchen wir nur die DNA von Holmes.« Er sah zu Oliver. »Scotty, sag Raymond Holmes, dass du sehr an dem Haus interessiert bist. Spendier ihm einen Kaffee, und tüte den weggeworfenen Becher ein. Greif dir jeden Fetzen Müll, auf dem DNA kleben könnte. Wenn wir zu fünfzig Prozent nachweisen können, dass Martin Hernandez der Vater von Holmes ist, sollte das für einen Richter eventuell zwingend genug sein, eine richterliche Verfügung für seine Papiere auszustellen. Ich hätte schon gestern daran denken müssen. Jetzt muss ich die Kosten für einen zweiten Besuch rechtfertigen.«
Decker legte die Berichte auf seinen Schreibtisch und gab Oliver die Kamera zurück.
»Zieh die Bilder von Raymond Holmes runter, leg eine Kopie zu deiner Akte, gib eine Kopie an Norton Salvo für die gerichtsrelevante Vergleichsuntersuchung, und mach mir ein paar Ausdrucke. Wenn ich morgen in Santa Fe bin, möchte ich die Fotos den Gefängniswärtern zeigen. Vielleicht erinnert sich einer von denen an Holmes. Und dann will ich noch die Besucherlisten durchgehen. Mal sehen, wer so alles Martin Hernandez während der letzten vierzig Jahre besucht hat.«
»Wenn Raymond Holmes Manny Hernandez ist, glaubst du dann wirklich, er hätte mit seinem richtigen Namen unterschrieben?«, fragte Oliver.
»Wenn Holmes Hernandez ist, schlägt seine Arroganz alles. Irgendwo im Hinterkopf muss ihm klar sein, dass wir die Leiche früher oder später als die seiner Frau Beth identifizieren. Und trotzdem arbeitet er weiter wie bisher und
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